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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Brunnen und Statuen der näheren Umgebung trugen Kleider aus verkrustetem Schnee als Überzug, während im hohen Norden schroffe, weiße Matterhörner den Horizont säumten und ob ihrer Größe als einzige noch der sich ausbreitenden Düsternis zu widerstehen vermochten.
    Als der Rhodrim sich anschließend dazu aufmachte, sich über die lange marmorne Stiege zum Ausgang des Torindo Isa Nuafa zu begeben, traf er überraschend Lotan den Heiler an. Der altehrwürdige Zauberer schien die ganze Nacht über gewacht und sich den Kopf über ihre Lage und mögliche Auswege daraus zermartert zu haben. Auf jeden Fall wirkte er übermüdet, noch zerstreuter und gleichfalls etwas weniger zuversichtlich und gelassen als sonst. Er wünschte dem Fürstensohn viel Glück und bat ihn darum, Vorsicht walten zu lassen und sich vor Tücken und Täuschungen des Feindes zu hüten. Arnhelm sorgte sich augenblicklich über die plötzliche Ernsthaftigkeit des Mannes, den er für eine der großen Hoffnungen der freien Völker hielt, doch gab sich Lotan anschließend schon wieder einem Lächeln hin. Er bemerkte, dass er sich bei der Suche nach dem richtigen Zauber für ihre Zwecke mittlerweile auf dem richtigen Weg wähnte. Danach war er auch schon wieder verschwunden, denn mit einer überraschenden Behändigkeit erklomm er die Stufen, die sein Gegenüber soeben herabgestiegen war, und wurde hinter der Treppenwindung, die der nächsten Etage vorausging, unsichtbar.
    Eine Heeresabteilung, die aus etwa einhundertfünfzig grimmigen, schwer bewaffneten menschlichen Soldaten bestand, ritt in der folgenden Stunde aus der großen äußeren Pforte Pír Cirvens hinaus und wandte sich gen Osten. Die Spitze bildeten Dadoklas, der respektable lemurische Heeresmeister, dem man nachsagte, dass er die Zielgebiete wahrlich wie seine Westentasche kannte, und der blondhaarige Thronerbe Rhodrims auf Windspiel, seinem einmaligen, braunen Ross aus dem Gestüt, welches einst Fürst Horbart in der Ostmark begründet hatte.
    Schon bald gerieten sie auf ein weites Schneefeld und sahen sich einzig noch von dürrer, zu Eis erstarrter Heide umringt. Ihre Pfade und die Geschwindigkeit ihres Galopps mussten sie mit Bedacht wählen, da sich allerorts Schneewehen gebildet hatten und auf diese Weise heimtückische Löcher, Mulden und ganze Senken zu tarnen wussten. Insbesondere hatten sie zu Anbeginn ihrer Reise Acht darauf, nicht den Verlauf einiger Gräben zu kreuzen, die ganz in der Nähe derStadt, die sie gerade hinter sich gelassen hatten, klafften und für deren noch junge Entstehung die Menschen nicht ganz unverantwortlich waren.
    Schneefall setzte ein und wurde immerzu stärker, während der Morgen voranschritt und sich dem Mittag zuneigte. In wirbelnden Kaskaden fiel die weiße Last vom Himmel und von den Ästen der die unsichtbare Straße flankierenden Linden und Föhren, und für gewöhnlich fruchtbare Hügel lagen da wie schlafende Riesen unter ihrer winterlichen Zudecke, aus der nur einige Eisblumen hervorstachen. Zusehends wurde es für Tier und Reiter schwieriger, Wege zu finden, die noch begehbar waren, denn ein brüchiger Harschpanzer hatte sich über der Oberfläche der gefrorenen Erde ausgebreitet und ließ sie mit jedem Schritt tiefer einsinken. Ein Wind, dessen Kälte klirrend und beißend war und der ihnen wie mit Nadeln in die Gesichter stieß, fegte fortwährend auf sie zu, doch stemmten sie sich trotzig dagegen und schirmten ihre verwundbaren Stellen, wie Gesichtshaut und Augenpartien, so gut es ging mit Kleidung und Händen ab. Das Warten auf eine Besserung der Dinge oder auch nur eine Änderung irgendwelcher Art kam den Menschen wahrlich so endlos vor wie das Beschreiten eines sinnlosen Weges in einem furchtbaren Traum, dessen düsteres Ende jeder Erinnerung widersteht und aus dem es kein freudiges Erwachen geben kann. Zugleich gefror die Hoffnung in ihren einstmals so unerschrockenen Herzen und drohte immer mehr zu ersterben ohne jede Aussicht auf Wiedergeburt.
    Als die Soldaten gegen Mittag eine Anhöhe erklommen, sahen sie, dass sie nicht mehr weit vom Nordforst, dem Nuo Parana der Lindar, entfernt waren. Der weiße Niederschlag hatte kurz zuvor erst innezuhalten begonnen und Platz gemacht für eine windlose Stille, der eine schwerlastende Drohung innewohnte und die den Eindruck erweckte, dass das Land auf den Ausbruch eines verheerenden Sturmes warte. Hochnebel, der sich von irgendeiner weiter nördlich befindlichen Stelle in dicken Strömen

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