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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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die Ghuls in der Lage waren, die glatt und fugenlos gearbeiteten Granitwände mit bloßen Händen und Füßen zu erklimmen!
    Wie eine Sturmflut, welche eine niedrige, den Gezeiten ausgesetzte Insel lauernd umkreist und sie früher der später unvermeidlich zu ertränken gedenkt, sammelten sich die überwiegend schwarzen, glucksenden Kreaturen um die Umfriedung der Hauptstadt Lemurias und stiegen an dieser empor. Ihre weichen, feinbehaarten Finger und Zehen fanden an den senkrecht aufragenden Mauern Spalten und Schlitze, die nicht einmal ein Elb hätte sehen, geschweige denn sich als Tritte hätte nutzbar machen können. Wieselflink eilten sie an allen vier Teilen des mächtigen Außenwalls in die Höhe, wobei sie ob ihrer Geschicklichkeit den Anschein erweckten, dass sie auf irgendeinem klebrigen Boden krochen. Aus der Ferne betrachtet jedoch, wirkten sie wie eine riesenhafte, starke Faust, die ihre Beute umklammert hielt und kurz vor ihrem Zerquetschen stand.
    „Halte sie hin mit deinen Männern, Falmir, ich werde unterdessen einen Ausfall vorbereiten!“, rief Arnhelm dem ranghöchsten lemurischen Heeresführer zu. Beide befanden sich zu diesemZeitpunkt auf dem Steg hinter der Mauerkrone und sahen mit Erschrecken, wie sich die Lage zuspitzte.
    Der Offizier, der zugleich der Freund des rhodrimischen Thronerben war, bejahte den Vorschlag und wandte sich sogleich wieder der Sicherung des östlichen Mauerteils zu, welcher der Hauptwucht des Ansturms ausgesetzt war. Kaum einige Atemzüge später, da erschienen auch schon die ersten Gliedmaßen und mit Fühlern ausgestatteten Köpfe der Ghuls über den Kanten der Brüstung. Waren die Wehrgänge der Feste zuvor beinahe ausschließlich mit Bogenschützen besetzt, so schlug nun die Stunde der Schwertkämpfer und Speerträger, denn an diesen war es nun, sich des Feindes zu erwehren. Unbestreitbar war nämlich, dass in dem Fall, dass die Menschen die Hoheit über die höchsten Wehrposten ihrer Stadt verlieren sollten, auch ihre ohnehin nur geringen Hoffnungen auf einen Sieg unmittelbar enden würden.
    Ein erbittertes Hauen, Fechten und Ringen auf den Wällen begann. In großen Mengen kippten die Lemurier Steine, Holzscheite und heiße Schlacke zwischen den Zinnen hindurch in die Tiefe und schleuderten damit ganze Scharen der widerwärtigen Angreifer in Richtung deren Artgenossen zurück. Dennoch gelang vielen der Kreaturen Tuors das Erklimmen der gegnerischen Wehranlage, und Aug in Aug standen sich fortan Mensch und Ghul gegenüber und brachten sich mit der Gewalt ihrer scharfen Waffen viel Tod und Leid. Den Verteidigern entgegen kam immerhin, dass diejenigen ihrer Bogenschützen, die auf dem inneren Ringwall postiert waren, ihre Geschütze nun ausgesprochen gut gegen die plötzlich auf ihrer Höhe erscheinenden und nicht allzu weit entfernten Eindringlinge richten konnten. Allerdings war es in dem Gewühl, das nahe vor ihnen stattfand, schwer, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, und zudem setzte ihnen der anhaltende Beschuss durch die Katapulte der Belagerer immer mehr zu, sodass sich sowohl ihre Zahl als auch ihre Wirksamkeit mit der Fortdauer der Zeit unweigerlich verringerten.
    Falmir hatte bereits etwa ein Dutzend der Widersacher niedergestreckt, als er von einem Ghul, der gerade von außerhalb der Mauern in eine der Schießscharten kroch, an der Hüfte gepackt und über den Saum des Walls nach draußen geworfen wurde. Im letzten Augenblick packte er die steinerne Kante, zog sich auf die Mauerkrone zurück und entging damit einem tiefen, zweifellos tödlichen Fall. Da er das eigene Schwert bei dem haarscharf überstandene Manöver eingebüßt hatte, nahm er sich ein anderes, welches einem seiner getöteten Soldaten gehört hatte und nutzlos umherlag, und erschlug damit das Geschöpf, das ihn beinahe in den Tod geschickt und glücklicherweise zu früh abgeschrieben hatte.
    Als er im Anschluss daran durchatmete und einen Blick nach Süden warf, erkannte er, dass die feindlichen Truppen sich nunmehr mit einem gewaltigen, von sechs Kodos geschulterten Rammbär dem Haupttor der Stadt näherten. Kaum später traf der Mauerbrecher, dessen riesiger stählerner Kopf einem gehörnten Drachenhaupt nachempfunden war, das erste Mal gegen die enorme Zugbrücke. Ein laut hallendes Krachen schloss sich an und ließ erahnen, dass selbst die so überaus starke Pforte einer solch unermesslichen Gewaltäußerung nicht auf die Dauer standzuhalten vermochte. Schon pendelte die

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