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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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vermengten sich zu einem unerfreulichen Gemisch, dessen Gegenwart den Lindar und dem Nolori ein beinahe leibliches Unwohlsein bereitete. Gleichwohl deutete nichts darauf hin, dass die Urheber jener Absonderungen noch immer an diesem Ort weilten, denn schon reinigte sich die Umgebung aus eigener Kraft von neuem, so wie die Zeit, wenn man ihr genügend Geduld entgegenbringt, frisches Gras über jedwedes noch so verwüstete und verunstaltete Feld wachsen lässt. Zurück war daher nur ein vergleichsweise schwacher Dunsthauch geblieben, ähnlich wie bei verdorbenen, schimmelbefallenen Lebensmitteln, die man zu lange in der Sonne aufbewahrt hatte und die selbst nach ihrem Entfernen noch Tage danach ihre einstigen Besitzer mit ihren unangenehmen Düften quälen.
    Abgesehen davon blieb den weitblickenden Augen der Elben nicht verborgen, dass zwischen den Gewächsen schwarzer Rauch in dunklen Ringeln aufstieg.
    Die Gefährten zurrten ihre Pferde oberhalb des in geringer Neigung abwärts führenden Pfades an einem Baum fest und machten sich zu Fuß an den Abstieg. Als sie die Sohle des Tales erreicht hatten, fanden sie zunächst eine Situation vor, die gegenüber den Zuständen, die an diesem Ort für gewöhnlich herrschen sollten, unverändert war. Der Wuchs an rotblättrigen Bäumen, Büschen und kleineren Pflanzen war reichlich und doch licht genug, sodass man leicht hindurchpassieren und sich nicht unnötig verirren konnte. Dazwischen ergossen sich aus Richtung des rauschenden und unentwegt hart auf den Boden aufklatschenden Wasserfalls mehrere verschiedene Flussarme. Diese nahmen bald eine rötliche Färbung an und schienen sich zu beeilen, zur der eingeschnittenen, östlichen Seite des Kessels zu gelangen, um sich dort auf ihrem Weg in den Ozean wieder zu vereinen. Unterdessen hielten die Aorlas, die mächtigen und einmaligen hiesigen Baumriesen, eine stille Wacht und reckten ihre vielverzweigten Kronen der Sonne entgegen. Allesamt waren sie gerade gewachsen, was ihnen eine überaus stolze Pose verlieh. Ihre Stämme schimmerten wie Elfenbein, und nirgends ring die Rinde in Fetzen herunter.
    Das einzige, was den Reisenden darüber hinaus auffiel, war eine im Vergleich zu den Landschaften, die sie zuvor durchwandert hatten, gesteigerte Kälte, die sich in jener Senke sammelte. Diese schien von nichts anderem als von den Gewächsen selbst auszugehen. Eldorin, der als Lindar und Bewohner des Ered Fuíl mit dem Wesen von Pflanzen am besten von ihnen vertrautwar, zeigte sich sicher, dass dieses Phänomen nichts anderes als ihre Art war, Trauer auszudrücken, Trauer über den Tod ihres langjährigen Gefährten Edringas, des Ausgestoßenen, der einmal gleichfalls ein Sohn des Elbengeschlechtes gewesen war.
    Sie durchquerten den Hain und kamen schließlich in den östlichen Bereich des Tales. Dort erstreckte sich eine weite, grasgrüne Ebene mit einem geringen Anteil an Bäumen und Fels. Kein Lebewesen war weit und breit zu sichtigen, und erst nun entsannen sie sich, dass sie an diesem Platz bislang noch kaum einem Tier begegnet waren, abgesehen von einigen Käfern und Fliegen, die von Ast zu Ast übersetzten und sich im Gegensatz zu klügeren Wesen, die hier normalerweise in größerer Zahl lebten, lediglich um ihre eigenen Interessen und Nöte zu kümmern schienen.
    Geblendet durch das Grün des Grasteppichs, das vom hellen Sonnenlicht glänzte und sich von dem allgegenwärtigen Rot deutlich abhob, war erst beim zweiten Hinsehen zu erkennen, dass die Wiese an mehreren Stellen schwarze Flecken aufwies und wie von einem feurigen Brodem versengt schien. Dunkler Rauch, der längst am Ersterben war, stieg in dünnen Ringeln von dort auf wie von einer soeben ausgepusteten Kerze. Dazu passend stellten sie fest, dass der Untergrund mit jedem Schritt, den sie in Richtung der Verwüstungen unternahmen, eine höhere Temperatur besaß, und bald war er so stark erwärmt, dass er sich heiß anfühlte, ganz wie ein Sandstrand an einem schönen Sommertag.
    Mit einem Mal schlug ihnen, während die Erde noch immer wie von einem unterirdischen Feuer glühte, ein nach Verdorbenheit und Verwesung stinkender Atemhauch entgegen. Die Kälte, die dieser enthielt und mit klammen Fingern nach ihren unbedeckten Händen und ihren Haaren und Gesichtern griff, kam in ihrer Heftigkeit einer kräftigen Windböe gleich, die durch eine luftige Gletscherspalte des Milmondo Mirnor blies. Jene Kühle unterschied sich fürwahr von der mitleiderregenden Ausstrahlung

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