Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Stimmen breitete sich aus wie eine Woge aus erfrischendem Nass an einem heißen Tag und umspielte bald jeden, der ihm lauschte. Wahrhaftig schien sich die Musik in einen Strom fließenden Wassers zu verwandeln, denn es gab nichts anderes, das so klar und rein sein konnte, nicht einmal ein unendlich kostbarer Edelstein.
Verzückt und verzaubert betrachteten Ulven und Marcius all die schönen Gesichter um sie herum, während das Licht, das auf diesen wie der helle Schein eines Sternes lag, und die Melodien sie immer mehr umfingen. Visionen von fremden Landen und erstaunlichen Dingen, die allesamt grenzenlosen Frieden und Freude verkündeten, erschlossen sich ihnen und nahmen vorihnen sogar Gestalt an, als Malerei in einem goldenen Nebel, der die von Feuer beleuchtete Halle durchtränkte. Die Worte, welche die Zungen der Elben-Spielleute flochten, riefen sie in einen Wachtraum, obwohl sie deren Bedeutung nicht verstanden, denn sie waren so eindringlich und wunderbar, dass sie bis an die Ränder der Welt zu dringen schienen, wo sie als Seufzen im Winde allmählich verklangen.
Die beiden Rhodrim hatten sich längst überreden lassen, noch für einige Zeit in Aím Tinnod zu verweilen. Tatsächlich konnten sie sich gut vorstellen, für immer an diesem Ort zu bleiben, denn alles Böse und Schlimme war von hier verbannt. Dennoch gab es andere Verpflichtungen, die sie eingegangen waren und die sie trotz ihrer Berauschung von Musik und Traum und ähnlichen Genüssen zu keiner Stunde vergaßen. Außerdem waren sich Elben und Menschen einig, dass die Sicherheit, welche die hier zu findende Abgeschiedenheit bot, sich als trügerisch erweisen konnte. Denn wenn die Macht Arthiliens versagen und die Schergen Tuors den Kontinent mit einem Ozean aus Feuer und Blut überfluten sollten, konnte auch die so lange Zeit verborgene Heimat der Lindar und Nolori dem Untergang nicht dauerhaft widerstehen.
So schickten sich die Elben und ihre Gäste an, einen festlichen Tag zu begehen, um den Sieg über den Vancor zu würdigen, ehe sie sich rüsten wollten, um den anderen freien Völkern in einem großen Feldzug beizustehen. Die Zeit der Zurückgezogenheit war für das Volk, das von Aldu so geliebt wurde und das er einst auf der Velarohima hierher entsandte, vorüber. Vielmehr rief die Stunde der Not nunmehr zu Verantwortung und kühnem Handeln auf.
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* elbisch, in der Gemeinsamen Sprache: „Dein Bruder ist zu einem Alumen („Lichtgewordener“) geworden, Tulorin, er ist in den Schatten Dson Baldurs geblieben. Aber er ging aufrecht, sich opfernd für seine Freunde, denn ohne ihn hätte niemand von uns das Licht Mundas jemals wiedergesehen.“
* elbisch, in der Gemeinsamen Sprache: „Willkommen zurück, Eldorin, mein geliebter Bruder, Fürst der Lindar! Und willkommen Ihr anderen, der Ihr habt bewiesen Euren Mut und der Ihr habt überwunden ein Ungeheuer Tuors!“
* elbisch, in der Gemeinsamen Sprache: „Wenn die Hoffnung stirbt, stirbt auch das Herz.“
Fünftes Kapitel: In die Marschen
„Dwari, wenn du dich nicht gleich hinsetzt, werde ich die Wächter heißen, dich in Ketten zu legen und mit dem Kopf nach unten an der Decke aufzuhängen, wenn dies nötig ist!“, sagte Braccas, dessen Gesichtsfarbe eine rote Färbung angenommen hatte.
„Das sagst du mir andauernd, doch wie kann ich nachdenken, wenn ich wie eine Ratte untätig und stumm in einer Ecke sitze und dahindarbe? Mein Gehirn darf nicht auch noch einrosten, jetzt, wo sie mir schon meine Axt genommen haben!“
„Wie Ratten in einer Falle sitzen wir wahrhaftig, doch können diese wenigstens darauf hoffen, durch eine Ritze oder Fuge oder ein kleines Loch unbemerkt zu entkommen, wohingegen man uns nicht aus den Augen lässt. Seit zwei Tagen sitzen wir nun schon hier, ohne dass man mit uns spricht oder man unsere Zelle auch nur einen Spaltbreit öffnet. Auf mein Verlangen, Savras Litrag, diesen vor Feigheit und Anbiederung hoffentlich irgendwann platzenden Gouverneur, zu sprechen, haben sie nur mit Spott reagiert. Somit, da die Dinge so schlecht stehen, wie ich sie niemals erwartet hätte, tu mir den Gefallen, und raub mir nicht auch noch den letzten Nerv!“
„Pah!“, stieß der Zwerg zwischen seinem Bart hervor aus und ließ sich in der nächstbesten Ecke nieder. Kurz darauf sprang er wieder auf die Beine und weitete erschrocken die Augen. „Ratten! Da sind ja wirklich welche von diesen Viechern! Könnt Ihr Menschen nicht besser auf Eure Behausungen aufpassen? In
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