Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Streitaxt in die beiden Hände und blickte in rascher Folge nach verschiedenen Richtungen hin um sich. Er spürte die kalte Bosheit lauernder Feinde, die sich ihrer Sache sehr sicher waren, und er ahnte mit großer Gewissheit, dass man sie einzukreisen versuchte.
Dann erhob sich jäh ein langanhaltender, unsagbar widerwärtiger Schrei, aus tiefer Kehle gepresst und eindringlich und um Furcht heischend wie eine raue Schlinge, die sich einem um den Nacken legte. Er erweckte die Erinnerung an etwas Uraltes, das schon lange existierte, ehe sich Lebewesen auf Aldus Geheiß die ersten Zivilisationen und Regelwerke schufen, und in dem ein unersättlicher Hunger brannte. Trotzdem er in der Ferne ausgestoßen worden war, war er klar vernehmbar, so als ob er das Unwetter mit einer eisigen Klinge wie einen Vorhang durchschnitten hätte.
Der Mensch und der Zwerg erstarrten für einige Augenblicke, und das gleiche schien für ihre Verfolger zu gelten, denn auch deren huschende Bewegungen waren für eine Zeitlang nichtmehr zu sehen. Der Laut war indessen verklungen, und dessen Urheber, wer immer dies auch sein mochte, sollte vorläufig weit genug entfernt sein, um keine gegenwärtige Bedrohung darzustellen, wenn man den eigenen Ohren bei diesem Unwetter denn überhaupt trauen konnte.
„Eiei, wer wandert denn da in diesem schönen Sturm mitten im Sumpf? Oho, kennen wir uns nicht von irgendwoher? Mir ist so, als ob wir uns vor kurzem erst begegnet sind, obwohl Ihr Menschen und Zwerglein für uns alle ziemlich gleich ausseht.“
Braccas und Dwari erschraken und wandten der riesenhaften Gestalt, die sich urplötzlich kaum fünf Schritt vor ihnen aufgebaut hatte, ihre gezückten Waffen entgegen. Soweit die von Regen und Wolken geschaffene Dunkelheit ihnen zu erkennen gestattete, trug das Geschöpf einen kahlen, melonenförmigen Schädel mit großen, runden Augen und fleischigen Lidern und Lippen auf seinem massigen Körper. Die Farbe seiner dicken, zähen Haut war ein helles Grün wie von jungem Schilf, und darüber trug es lediglich eine notdürftig erscheinende Kleidung aus zusammengebundenen Tierhäuten und Fellen. Seine klobigen, viergliedrigen Hände waren unbewaffnet, und auch darüber hinaus ließ das Wesen keine Angriffsbereitschaft vermuten.
„Du bist der Oger, der uns mit seinen Freunden in den Waidland-Mooren gegen die Lindwürmer beistand“, entgegnete Braccas. „Bamba war dein Name, wenn ich mich nicht irre.“
„Oh, gutes Gedächtnis habt Ihr! Ja, wir Oger wandern gerne und weit, besonders in den wilden Ländern und Gebieten des Ostens.“
„Wenn du dich hier so gut auskennst, mein Freund, dann kannst du uns sicher aus diesem Sumpf hinausführen, denn wir waren auf dem Weg in das Goldene Gebirge, als uns dieses Gewitter überraschte. Wir würden deine Hilfe dann schon ein zweites Mal in Anspruch nehmen, doch du kannst sicher sein, dass wir dies nicht vergessen und irgendwann vergelten werden“, sagte der Mensch mit dem roten Bartwuchs.
„Sicher kann ich das, Bamba hat schließlich eine kleine Hütte am Rande der Marschen. In ihr sollten wir sicher sein, bis der Regen sich gelegt hat. Danach kann ich Euch zeigen, wie Ihr wieder auf den richtigen Weg kommt. Oho, das ist spannend, denn ich habe wirklich nicht oft Gäste“, sagte der Oger und jauchzte vor Freude. „Kommt hinter mir her, und verliert mich nicht! Wollen doch mal sehen, ob wir Euch nicht ’was Gutes tun können!“
Die beiden Gefährten schickten sich soeben an, dem immensen, schwergewichtigen Geschöpf nachzufolgen, als von hinter ihnen ein vierbeiniges Tier mit hellem Fellwuchs ankam und sie achtlos passierte. Es war ein Dingo, der sich anscheinend ebenso wie sie an die tiefen Spuren ihres Führers heftete.
„Oh, ich habe vergessen Euch miteinander bekannt zu machen“, sagte Bamba, als er einen Blick nach hinten warf und die Verwirrung von Braccas und Dwari gewahrte. „Das ist Lolo, eine Dingo-Dame, die ich vor einigen Jahren in einer Falle fand und gesund pflegte. Die Menschen würden sie wahrscheinlich ein Haustier nennen, soviel ich weiß, doch ich sage, dass sie meine Freundin und Gefährtin ist. Ja, denn eigentlich sind wir beiden unzertrennlich!“
„Ein Oger und ein Dingo, auf die wir unsere Hoffnung setzten“, grummelte Dwari und schüttelte den Kopf, an dem seine vielen nassen Haare klebten. „Seit es unser Volk gibt, ist dies mit Sicherheit noch keinem Zwerg widerfahren. Ein gründliches Schlamassel, in welches du uns da
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