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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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Mal.
Aber keine Spur von irgendeiner Karte. Das quietschende Bodenbrett ließ sich
nicht bewegen, und ich konnte kein Versteck finden. Das Bündel Papiere mit der
Geschichte lag in Segeltuch eingeschlagen unter dem Bett, und das war alles.
    Eines
Abends, es war ruhig in der Schankstube, saßen wir in der Wohnstube, Master Jim
schrieb, Mrs. H. nähte, und ich dachte an dies und jenes, als die alte Dame
einnickte. Eine der Pistolen glitt mit dem Nähzeug von ihrem Schoß und fiel mit
dumpfem Aufschlag zu Boden. Aber sie ging nicht los, was ein Wunder war, denn
Mrs. H. hatte die Angewohnheit, sie gespannt zu haben. Als ich sie aufhob,
bemerkte ich, daß sie keinen Ladepropf hatte. Doch bevor ich sie näher
anschauen konnte, wachte Mrs. H. auf und schnappte sie mir weg.
    Ich
sah, wie sie beide in meine Richtung blickten.
    „Diese
ist nicht geladen, Tom“, sagte Mrs. H. in einem Ton, der bedeutete , ,kümmere dich um deinen eigenen Kram’. Nanu, was hatte das
zu bedeuten? fragte ich mich.
    Es
dauerte nicht lange, bis ich es herausfand.
     
    Schon
am nächsten Tag, am frühen Abend, bevor wir geöffnet hatten, saß die alte Dame
beim Herd in der Küche. Master Jim war oben, und ich war in der Schankstube
beschäftigt. Den ganzen Tag hatte sich ein Sturm zusammengebraut, und draußen
war der Himmel mit dicken violetten Wolken verhängt. Es war so dunkel, daß ich
ein paar Lampen anzündete. Draußen über der See grollte der Donner, und dann
und wann leuchtete jäh ein Blitz auf. Wir hatten eine Nacht mit scheußlichem
Wetter vor uns, und ich fragte mich, ob der Regen vor unseren Stammkunden
eintreffen werde.
    Plötzlich
blickte Mrs. H. auf und sagte mit seltsamer Stimme: „Was war das, Jim, mein
Junge?“
    Ich
hörte draußen auf der Straße das Tappen eines Stockes. Es kam näher und näher.
Die alte Dame schien den Atem anzuhalten, sie stierte vor sich hin. Der
Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ mir fast das Herz stocken. Das Geräusch kam
näher und näher. Dann klopfte es heftig an der Gasthaustür, und wir konnten
hören, wie der Griff herumgedreht wurde und der Riegel rasselte, als jemand
versuchte hereinzukommen. Ich ging auf die Tür zu, um zu öffnen, doch sie
flüsterte: „Geh nicht, Jim. Laß ihn nicht rein.“
    Es
war lange still, dann verlor sich das Tappen. Ich ging zum Fenster und linste
hinaus. In dem Augenblick zuckte ein Blitz, und der Donner krachte. Der Hof,
die Straße und die Klippen lagen plötzlich in hellem Licht. Doch niemand war zu
sehen, obwohl ich glaubte, in der Ferne das Geräusch von Wagenrädern zu hören.
Jetzt kam der Sturm richtig in Fahrt. Der Regen schoß vom Himmel, klatschte
gegen die Fenster und rann in Strömen vom Dach. Wie immer machte ich alles an
der Theke fertig und ging dann hinüber in die Gaststube, wo ich mit Master Jim
saß und auf die ersten Kunden wartete. Aber niemand kam.
    Nach
einer Stunde ließ der Regen so langsam wie er begonnen hatte nach, doch der
Himmel wurde nicht klar, weil die Abenddämmerung die Dunkelheit verstärkte. In
der Stille, die dem Guß folgte, hörten wir alle drei wieder das Tappen. Es kam
näher, geradewegs auf die Türschwelle zu. Der Türriegel klickte, und langsame
Schritte ertönten in der Gaststube.
    „Wer
ist das?“ rief Mrs. Hawkins von der Küche. Im selben Augenblick sprang Master
Jim auf, der mit aufgerissenen Augen gelauscht hatte, als könnte er nicht
glauben, was er hörte, und eilte in die Schankstube.
    Jetzt
begann eine geflüsterte Unterhaltung. Ich konnte nicht hören, was gesagt wurde,
stand auf und ging zum Türvorhang. Hinter dem Schein der Lampe dicht an der Haustür
sah ich zwei Figuren: Master Jim und den geheimnisvollen Besucher. Sie stritten
sich, und die Meinungsverschiedenheit wurde schlimmer. Plötzlich hörte ich:
„Die Landkarte? Ihr werdet die Karte nicht bekommen.“
    „Nein,
das wird er in der Tat nicht“, kreischte Mrs. H. Ein Schieben und Schurren, ein
Tisch wurde umgestoßen. Ich schob den Vorhang rechtzeitig genug zurück, um zu
sehen, wie die alte Dame in die Schankstube eilte und dem Eindringling einen
großen Topf Erbsbrei über den Kopf kippte. Allerdings kriegte Master Jim auch
eine Portion ab und torkelte zur Seite. Mrs. Hawkins rannte an mir vorüber in
die Wohnstube und wieder zurück in die Schankstube, wo Master Jim sich
aufrappelte, und der andere Mann halbblind durch den Hauseingang taumelte. Die alte
Dame hielt die Pistole in der Hand.
    „Nicht
schießen, Mrs. Hawkins“, rief ich, aber

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