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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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großzügig.
Besser, als deportiert zu werden, und sehr viel besser, als gehängt zu werden“,
sagte der Squire. „Stimmt. Aber man erzählt sich am Hafen, daß er eine Seereise
mit den Bergleuten als Teil seiner Besatzung plant. Da er ihnen das Geschenk
einer Seebrise wohl nicht umsonst geben will, was heckt er aus?“
    Der Squire dachte scharf nach
und zog die Stirn in Falten. „Worauf wollt Ihr hinaus, Livesey?“
    „Nun ja, Squire, die
Silberbarren, die unter dem Schwarzen Felsen auf der Insel begraben liegen. Wer
ist besser geeignet als Bergleute, sie auszugraben? Wer könnte diese Arbeit
besser tun als Leute, die an ihn gebunden sind, weil sie für Leben und Freiheit
fürchten? Keine Gefahr, daß sie seine Pläne durchkreuzen.“ Mr. Trelawney
schüttelte den Kopf. „Doch was will er dann mit uns? Warum bricht er nicht auf?
Ich kann mir’s nicht vorstellen, Doktor.“
    „Wenn er nicht hinter der Karte
her ist, Mr. Trelawney.“
    „Die Karte — Unsinn. Er weiß,
wo das Versteck liegt.“
    „Ah!“ sagte der Doktor. „Aber
kann er die Insel wiederfinden, Sir? Fünf Quadratmeilen Felsen und Sand in
Tausenden von Quadratmeilen leerer See?“
    „Oho“,
der Squire sprang auf und griff sich mit beiden Händen an die Stirn. „Hinter
der Karte ist er also her, das ist es? Die ganze Salbaderei, um die Karte zu
kriegen? Nun ja, wir werden sehen. Doch komme, was wolle, dieser Schuft (jetzt
wieder Schuft?) wird die Karte nicht in die Hände bekommen — und die
Silberbarren auch nicht.“
    Er
ging vor dem Tisch auf und ab.
    „Das
also war das Spiel, he? Sagt, Jim, ist die Karte an einem sicheren Platz?“
    Aber
Master Jim schien nicht zuzuhören. Er starrte aus dem Fenster, und seine Miene
verriet, daß er über etwas brütete.
    „Ich
könnte wetten, daß Jim die Karte an einem Platz verstaut hat, wo niemand sie so
leicht finden kann“, warf der Doktor ein, der ebenso wie ich fühlte, daß sich
ein kleiner Hurrikan im Raum zusammenbraute.
    „Das
mag wohl sein“, sagte Squire. „Doch wie konnte dieser Kerl Jims Papiere in die
Hände kriegen? Die waren doch auch gut verstaut, nicht wahr?“ Er wandte sich
erneut an Master Jim, diesmal mit größerer Liebenswürdigkeit.
    „Könnte
es vielleicht nicht besser sein, sie an einen sicheren Platz zu legen, he, Jim?
Sagen wir, Ihr bringt sie hinauf ins Herrenhaus? Was immer sonst geschieht, er
darf die Silberbarren nicht in die Hand bekommen.“
    Master
Jim stieß seinen Stuhl abrupt zurück und wischte sich mit einer Serviette übers
Kinn. Ich konnte sehen, daß seine Augen blitzten.
    „Ihr,
Sir, seid sehr besorgt, daß er das Silber nicht zu fassen kriegt. Aber es
scheint Euch nichts auszumachen, daß er sich mit Lady Alices Namen vor der
Bristoler Gesellschaft zuviel herausnimmt. Das Geld ist das Einzige, Sir, was
Euch wichtig ist. Bei mir ist das nicht der Fall.“
    Und
damit ging er hinaus und ließ den Squire sprachlos zurück.
    Der
Doktor entdeckte etwas Hochinteressantes, das sich auf dem Fluß bewegte, und
starrte aus dem Fenster, dabei pfiff er eine kleine Melodie durch die
geschlossenen Zähne.
    An
jenem Tag fuhren wir von Bristol zurück. Ich saß Wange an Wange und Hüfte an
Hüfte mit Betsy oben, während mein Herr unten in korrektem Abstand neben Lady
Alice saß. Ich weiß, wer die angenehmere Reise hatte. Daniel sang ein komisches
Lied mit dieser tiefen ausländischen Stimme, während er mit den Zügeln in
seinen großen, schwarzen Händen spielte.
    „Was
singt er?“ fragte ich Betsy, doch sie antwortete nur: „Kümmere dich um deinen
eigenen Kram.“
    Beim
Herrenhaus stieg der Squire ab und gebot mir, eine Weile zu bleiben, während er
die Kutsche weiterschickte, um den Doktor und Master Jim nach Hause zu bringen.
Unter dem Vorwand, mich wegen einiger Weine um Rat zu fragen, führte er mich in
die Bibliothek und forderte mich mit einer theatralischen Geste auf, mich zu
setzen. Dann schenkte er jedem ein Glas Portwein ein. „Rosinen, Tom? Magst du
Rosinen?“
    Ich
schüttelte den Kopf. Portwein zu dieser Tageszeit war durchaus genug.
    „Komisch.
Master Jim waren Rosinen immer höchst willkommen.“
    „Über
Geschmack läßt sich nicht streiten, Sir.“
    „Tom,
mein Junge. Laß uns von Mann zu Mann reden. Wir beide mögen deinen Herrn. Einen
ehrbareren Mann gibt es nicht.“ Darauf nahm ich einen Schluck.
    „Ein
wenig empfindlich, wo es um Prinzipien geht.“
    Amen
auch dazu.
    „Schau,
Tom. Ich bin beunruhigt. Master Hawkins gibt keinen

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