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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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entfernt schritt
Dr. Livesey mit Master Jim auf dem Deck hin und her. Doch wer war das, der dort
mit einem Dreispitz auf dem Kopf auf und ab ging? Sollte das Lady Alice sein?
    Ich schätzte die Entfernung zum
Schiff ein, das sich leicht drehte, bis das Heck in meiner Richtung lag. Ich
konnte mich aus dieser Richtung nähern, ohne gesehen zu werden. Aber wie?
Konnte ich eine Viertelmeile schwimmen? Nein.
    Dicht neben mir, zwischen dem
Gestrüpp auf der Landzunge, lag ein kleiner entwurzelter Baum, dessen kurze
Äste von irgend einem grasenden Tier kahlgefressen
waren. Die Hispaniola lag
immer noch mit dem Heck in meiner Richtung, so schlüpfte ich außer Deckung und
zog an dem Baum. Zuerst schien er festzusitzen, doch als ich noch ein paarmal
zog, bekam ich ihn frei, und er glitt spritzend ins Wasser, das hier einen
Faden tief war. Ich packte einen losen Zweig und ließ mich rittlings auf den
Stamm fallen. Ich mußte mich hart abstoßen, denn dieselbe Strömung, die das
Schiff vor Anker hielt, nagelte mich an der Küste fest. Statt geradewegs
dagegen anzukämpfen, richtete ich mein Baumboot schräg zur See, um von dem Sog
freizukommen und mich auf die Steuerbordseite herumzuarbeiten. Das bedeutete,
daß ich mich den Blicken eines jeden aussetzte, der auf dem Ausguck war, wozu
ich keine Lust hatte. Da ich das Schiff zuletzt in Eile verlassen hatte, wußte
ich nicht, wie ich an Bord empfangen würde. Doch ich hatte Glück, denn als ich
von der Strömung freikam und weiter herauspaddelte, um das Heck das Schiffes zu umrunden, hörte ich Stimmen und Fußgetrappel
vom Deck. An Bord herrschte Aufregung, die jede Wache beschäftigt halten würde.
    Halb auf meinem Baumstamm
knieend, arbeitete ich mich weiter und war zwanzig Schritte von der Seite des
Schiffes entfernt, als die Strömung mein Floß ergriff, es herumschwang und
schnell am Schiff entlang und unter das Heck trieb. Das geschah so rasch, daß
ich nichts anderes tun konnte, als mit der Hand nach den Schiffsplanken zu
greifen.
    Meine Hände fanden eine leichte
Leine, die über die Schiffswand am Heck über Bord hing. Sofort ergriff ich sie
und zog mich Hand über Hand heran, und als ich mich nah genug glaubte, zog ich
mich hoch und überblickte das Innere der Kajüte. Niemand war zu sehen, und der
Tisch, um den Stühle wie für eine Konferenz gestellt waren, war leer. Ein
Fenster stand offen, und mit ein bißchen Jonglieren konnte ich statt der Leine
den Fenstersims zu fassen kriegen und wollte mich durch die Öffnung
hindurchquetschen.
    Ein plötzliches Kreischen sagte
mir, daß die Kajüte nicht leer war. „Zehn Prozent, nimm’s an oder laß es
bleiben. Zehn Prozent.. Käptn Flint saß auf einer Stuhllehne und starrte mir
ins Gesicht. Wie sollte ich ihn zum Schweigen bringen? Er war nicht dicht
genug, als daß ich seinen mageren Hals hätte packen können, und ich
befürchtete, daß ein Vogel, der jedem Halsabschneider von Henry Morgan an
gedient hatte, einen heftigen Kampf liefern und mir eine Menge Scherereien
machen würde. Schnell wie der Blitz antwortete ich: „Siebeneinhalb und keinen
Penny mehr.“
    Und während ich ihn über dem
Angebot brüten ließ, kriegte ich einen Fuß auf den Fenstersims und zog den
ganzen Körper aufs Kajütendach. Hatte der Vogel Alarm geschlagen? Die Rufe und
das Hin- und Herrennen hatten aufgehört. Das Schiff war totenstill. Ich lag
platt auf dem Kajütendach und machte große Augen. Der erste, den ich sah, war
Daniel. Er hockte mit dem Rücken zu mir und zielte mit der
Drehbasse auf die Mitte des Schiffes. Zwei Pistolen lagen hinter seinem
Rücken auf dem Deck. Doch auf wessen Seite war er?
    Unter ihm standen die anderen
und starrten voller Verblüffung hoch: Mr. Argent, Squire, Kapitän Gray im
Vordergrund. In diesem Augenblick sprach Mr. Trelawney, als redete er einem
Kind gut zu.
    „Nun, nun, Daniel, nicht so
hastig. Mr. Somerscale hat nur einen Vorschlag gemacht.“
    „Er schlägt vor. Ich habe mich
entschieden.“
    Mich haut’s um, dachte ich. Er
spricht Englisch, der gerissene Hund. All diese Jahre hatten Leute in seiner
Gegenwart geredet, und er hatte vorgegeben, daß er nicht ein Wort sprechen
konnte. Jetzt, da er begonnen hatte, wo würde er aufhören?
    „Der Herr Erfinder sagt, er
will keine nützlichen Arbeitskräfte töten. Das ist sehr vernünftig. Dann gibt
es keinen Grund, warum ich Euch nicht ins Jenseits blasen sollte.“
    Ich konnte sehen, wie sie
hierüber nachgrübelten, besonders Somerscale. Die mit

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