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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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Gray
als Führer. Er richtete sich zu voller Höhe auf, befahl, mit höchster
Geschwindigkeit weiterzugehen, und stob mit so rasanter Geschwindigkeit in
Richtung des Schwarzen Felsen los, daß wir ihm folgen mußten. Das traurige
Singen hallte noch einmal hinter uns und zu unserer Rechten wider, dann
herrschte Stille, und alles, was wir hörten, war das Schurren von Füßen auf
Steinen und Erde.
    Trelawney und Silver hatten
jetzt alles Entsetzen vergessen und übernahmen die Führung, sie stürmten um die
Wette voran und stießen einander sogar fort, wenn der Weg sich verengte. Die
Augen brannten ihnen im Kopf, ihre Füße wurden schneller und behender, und ihre
ganze Seele war von dem Reichtum erfüllt, von einem ganzen Leben voller
Reichtum und Vergnügen, das am Ende dieses Weges auf sie wartete.
    Sie humpelten in wilder
Entschlossenheit voran, Silver auf seine Krücke, Squire auf seinen Stock
gestützt, mit geblähten und zitternden Nasenflügeln. Sie fluchten wie verrückt,
wenn die Fliegen sich auf ihren Gesichtern niederließen und stürmten weiter,
bis wir geradewegs am Fuß des Schwarzen Felsens waren.
    „Hurra, Kameraden, alle
miteinander!“ schrien sie.
    Plötzlich sahen wir sie keine
zehn Yards entfernt halten. Wir hörten einen leisen Schrei: Silver verdoppelte
die Geschwindigkeit und grub mit dem Fuß seiner Krücke wie ein Verrückter.
    Im nächsten Augenblick hatten
wir sie eingeholt und standen totenstill. Vor uns sahen wir die Spuren einer
gewaltigen Ausgrabung. Dicht daneben lag ein Brett auf dem Boden, in das mit
einem glühenden Eisen der Name von Flints Schiff „Walroß“ eingebrannt war. Aber
das Loch war mit Steinen und Felsblöcken gefüllt, zehn Fuß hoch aufgetürmt wie
von einem riesigen Erdrutsch.
    Nichts war klarer: Ohne die
Hilfe von Ned Barker und seinen Männern — und Frauen — würden wir das Silber
nie zu Gesicht bekommen.

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32 .
Der rote
Unterrock
     
     
    (Bericht
vom Doktor fortgesetzt)
     
    Noch nie war etwas in der Welt
so über den Haufen geworfen worden. Jeder stand wie vom Blitz getroffen. Wenn
ich auch auf Somerscales Gesicht lesen konnte, daß er mit minutiöser
Genauigkeit die Energie berechnete, die nötig war, um die Felsen zu bewegen und
die voraussichtlich dafür zur Verfügung stehenden Energiequellen.
    Doch Silver und der Squire
überwanden den Schlag sofort. Unter Fluchen und Schreien warfen sie Krücke und
Stock beiseite und begannen, mit den Fingern zu graben; sie schoben und zerrten
die größeren Felsen und schleuderten die kleineren zur Seite. „Grabt nur
weiter, meine Herren“, sagte Jim Hawkins mit der größten Überheblichkeit. „Ich
würde mich nicht wundern, wenn Ihr ein paar Erdkastanien fändet.“
    „Erdkastanien“, brüllte der
Squire. „Habt Ihr das gehört? Ich will Euch was sagen: Darauf hat dieser junge
Mann die ganze Zeit gehofft. Schaut nur sein Gesicht an, da steht’s
geschrieben.“ Doch Silver beruhigte sich und sah Jim auf die merkwürdigste Art
an, die man sich denken kann.
    „Das nehme ich Euch übel, Jim.
Ich habe immer die größte Hochachtung für Euch empfunden.“
    Jim fing an zu lachen, und er
sah heller und heiterer aus, als ich ihn lange gesehen hatte.
    „Warum könnt Ihr denn nicht
sehen“, sagte er und wandte sich an uns alle, „das ist die Rache an Silver,
Silvers Rache. Ihr werdet diese Steine nie da wegkriegen.“
    „Blödsinn“, schrie der Squire.
„Setzt diese Idioten in der Palisade an die Arbeit, und wir werden innerhalb
der nächsten Woche drankommen.“
    „Die Vernunft legt nahe“, sagte
Somerscale, „daß menschliche Anstrengung jedes Hindernis beseitigen kann.“
    „Sie legt ebenfalls nahe“,
sagte ich und warf nach gründlichem Nachdenken ein, „daß wir eine Art und Weise
finden müssen, um uns mit unseren Arbeitskräften zu versöhnen.“
    Jetzt übernahm Gray wieder das
Kommando. Er bemerkte den einzigen Lichtblick — die Silberbarren brauchten
nicht bewacht zu werden.
    Als er dies festgestellt hatte,
befahl er einen Eilmarsch zu unserem Stützpunkt auf der Hispaniola. Eilmarsch war ein
wenig optimistisch, denn die Müdigkeit hielt unsere beiden Windhunde jetzt gut
im Zaum, und diesmal war es Gray an der Spitze, der das Tempo bestimmte,
während Squire und Silver den Schluß bildeten. Ich behielt beide sorgfältig im
Auge, und Jim Hawkins tat das auch. Er sagte, der arme Tommy Carter wäre bis
jetzt unser einziger Verlust gewesen. Aber als ich die blaurot

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