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Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
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ließest. Aber
wer schickte Betsy zu dir, als sie Vierzehn war? Ich.“
    Ich spitzte die Ohren. Ein
Geheimnis war gelüftet. Diese monatlichen Shillinge kamen von Betsy.
    Mr. Argent knirschte mit den
Zähnen.
    „Du hast diese Federn auf
meinen Teller getan.“
    Nanny lächelte honigsüß. Als
wäre es zuviel für ihn, drehte Mr. Argent sich auf dem Absatz um und humpelte
plötzlich fort nach unten.
    „Verd…“ sagte der Squire und
wandte sich zu Nanny. „Betsy, sie ist deine Tochter.“
    Nanny nickte. Der Squire
brüllte vor Lachen.
    „Gackert nur nicht so“, sagte
sie zu ihm. „Denn Ihr könnt nicht nach Kingston zurückgehen.“
    „Was?“ sagte der Squire.
    „Denn Ihr werdet angeklagt
werden, sechs Sklavinnen ohne Erlaubnis aus der Obhut ihrer Meister entfernt zu
haben und einige von ihren Ehemännern. Euer Name ist zur Zeit in Kingston besudelt.“
    Mit großen Augen und zusammengepreßten
Lippen kletterte der Squire hinunter ins Boot, Jim und der erste Maat halfen
ihm. Als ich an die Reihe kam, schaute ich nach Betsy aus, aber ihr Gesicht war
immer noch von mir abgewandt.
    Wir sprachen nicht ein Wort.
Jener Kuß war nicht geküßt, und damit aus.
    Dann kam Mr. Argent, so
geschickt wie immer mit seiner Krücke. Die Farbe war in sein Gesicht
zurückgekehrt. Ich fragte mich, ob er einen tüchtigen Schluck Rum genommen
hatte, während er unten war. Aber man roch nichts. Er sah ruhig aus,
komischerweise fand ich, wenn es nicht Erleichterung war, nach all diesen
Jahren Nannys Einfluß zu entkommen.
    Jetzt kam Kapitän Gray
hinunter, salutierte dem Schiff, und wir beugten uns über die Ruder.
    Als wir uns vom Schiff
entfernten, erklang Nannys Stimme von oben. „Du glaubtest, auf dem hohen Roß zu
sitzen, John, aber du hast dir selbst eine Grube gegraben. Squire — der ist ja
zu langsam, um eine Schnecke zu fangen. Und du bist zu schlau für deinen
eigenen Vorteil. Lebwohl!“
    Plötzlich grinste Mr. Argent
und drehte sich im Heck des Bootes um.
    „Lebwohl, Maisie Jane (das
einzige Mal, das ich Nannys Namen ausgesprochen hörte). Lebwohl für immer.“
    Bald lief das Boot mit dem Bug
auf Sand, und wir waren damit beschäftigt, unsere Vorräte auszuladen. Vom
Wasser her hörten wir den Anker heraufrasseln und Betsys Stimme Befehle geben.
Ich unterbrach meine Arbeit, um zu sehen, wie das Schiff sich in Bewegung
setzte und durch den Kanal an der Skelett-Insel entlang segelte. Neben mir
nickte Kapitän Gray wider Willen, als er es beobachtete. Ungefähr richtig,
südsüdwest, um an der Landspitze vorbeizukommen, dann im Westen kreuzen.
    Die Segel füllten sich mit
Wind. Sie war ein stolzer Anblick, die alte Hispaniola, und ich sah, wie Master Jim ihr ein wenig traurig
nachblickte.
    „Das ist das letzte, was wir
von der Hispaniola sehen
werden“, sagte er.
    Er sprach wahrer, als er wußte.
In diesem Augenblick hörten wir Nannys Stimme wieder wie durch ein Megaphon.
    „So John. Über eines magst du
noch nachdenken. Betsy ist meine Tochter. Richtig? Nun, sie ist auch deine. Sie
war in meinem Bauch, als du uns herauswarfst, aber das hast du nie gewußt.“
    „Du lügst!“ kreischte Mr.
Argent. Ein spöttisches Lachen antwortete, als das Schiff hinter der
Skelett-Insel verschwand. „Schau Silver an“, sagte Master Jim und legte mir die
Hand auf den Arm.
    Mr. Argent stand einen
Augenblick da wie vom Blitz getroffen. Dann stöhnte er laut auf und begann,
hinunter zur Landzunge zu stolpern und zu straucheln, seine Krücke bohrte sich
in den weichen Sand. „Anhalten“, heulte er. „Anhalten!“ Doch jetzt war die Hispaniola außer Hörweite.
    Bald würde sie nicht mehr zu
sehen sein, denn die Bläue des Himmels verblich und ging in die Dämmerung über.
Wir konnten Mr. Argent am Ende der Landzunge als Silhouette gegen den Himmel
sehen, die Arme in einer flehenden Gebärde gegen das verschwindende Schiff
ausgestreckt.
    Dann entzog ein niedriger Hügel
im Südwesten es unseren Blicken.
    „Kommt jetzt“, sagte Kapitän
Gray. „Laßt uns diese Vorräte vor dem Dunkelwerden unterstellen. Wir werden
eine Segeltuchplane herrichten.“
    „Einverstanden“, sagte Master
Hawkins. „Ich werde niemals in die Nähe dieser Palisade gehen.“
    Wir waren mitten beim Schleppen
der Vorräte, als Mr. Argent erschien, er humpelte langsam die Küste entlang.
Seine Kleider hingen an ihm wie an einer Vogelscheuche, seine Strümpfe waren
zerrissen und schmutzig. Er hatte seinen guten Schnallenschuh verloren. Er bot
einen

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