Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
Vom Netzwerk:
Verrückter, bis die Müdigkeit etwas Vernunft in meinen Kopf
zwang. Doch vernünftig oder nicht, unsere Suche brachte nichts zutage, nicht
einmal eine Schiffsplanke auf zwei Meilen Strand und am Fuß der Klippen. Als es
Nachmittag wurde, hörten wir den Musketenschuß aus Südwesten, der uns befahl,
die Suche einzustellen. Wir waren zu dem Zeitpunkt in einer geschwungenen
Bucht, von Bäumen umsäumt und mit silbrigem Sand bedeckt, im Süden des
„Fernrohrs“. Lady Alice und der Erfinder setzten sich in den Schatten, um
auszuruhen. Ich hörte ihre Stimmen, als ich den Strand hinunterging und mit den
Füßen in den Wellen stand und auf die See hinausblickte.
    „Mit rationalem Denken... große
Dinge erreicht... diese Insel... die natürlichen Gaben der Erde...
wissenschaftliche Prinzipien...“
    Ich fragte mich, ob sie dafür
stimmen würden, ein Schiff zu bauen. Sie schienen sich für ein Inselparadies
entschlossen zu haben. Das Wasser spielte um meine nackten Knie, als ich weit
hinaus watete, sanft und glatt wie Milch und von der Sonne erwärmt. Meine Zehen
sanken in den weichen Sand, und kleine Lebewesen hasteten und hüpften davon,
während ich weiterdrang.
    War das eine Treibholzplanke
dort draußen, wo die Sonnenstrahlen auf dem Wasser funkelten? Ich ging darauf
zu, beschattete meine Augen, konnte aber nichts sehen. Sonne, Himmel und Wellen
hielten die Augen zum Narren und ließen seltsame Gebilde entstehen. Zu wenig
Schlaf und Kummer drückten mich nieder. Die Augen fielen zu — ich ging weiter
und tiefer hinein. Das Leben war ein Spiel, was immer wir auch taten. Wenn die
nächsten Karten schlecht waren, verloren wir. Wenn wir alles verloren, kam der
Tod und nahm die Karten fort und machte den Tisch für jemand anderes frei. Ich
fing mein Leben mit einem Begräbnis an, ich konnte es leicht ohne eines
beenden. Das Wasser stand mir bis zur Brust, und Wellen und Himmel bildeten
einen weißen Dunst vor meinen Augen. Jeder Muskel in mir war entspannt. Ich
schlief, während ich weiterging, das Wasser plätscherte mir gegen Kehle und
Kinn. Wenn ich jetzt die Lippen öffnete, könnte das Meer in mich strömen und
mich ganz erfüllen, bis mich die Flut sanft wie eine Feder dahintriebe. Die
Treibholzplanke, die ich vorher gesehen hatte, kam jetzt in Sicht. Nur noch mit
den Augen über der Wasserfläche sah ich sie vielfach vergrößert näherkommen.
Sie tanzte und hüpfte sanft auf und nieder, und mein Körper begann, mitzutanzen
und mitzuhüpfen, als meine Füße sich vom Sand hoben. Alles in mir und um mich
glitt dahin, die Wellen flüsterten mir ins Ohr, und ich begann, mich mit dem
großen Kreis des Horizontes zu drehen. Ich war erfüllt von Frieden und
schwebender Leichtigkeit.
    Jetzt, zuguterletzt, war Betsy
da, ihr Gesicht schwebte einen halben Fuß über dem Wasser und lächelte mir zu.
Wenn ich die Hand ausstreckte, könnte ich sie berühren, wenn nur mein Körper
nicht so kraftlos, so schwer wäre.
    „Kommst du raus, um mich
abzuholen? Das ist famos.“
    „Betsy“, sagte ich und tat
einen Schritt nach vom, so daß die Wellen über meinen Kopf strömten, und das
Wasser sanft in meinen Ohren gurgelte. Jetzt war das Spiel aus, und wir waren
zusammen.
    Ein gewaltiges Aufspritzen, und
ich wurde mit äußerster Kraft gepackt und gegen meinen Willen ans Licht
gezogen.
    „Du Holzkopf!“
    Warum sprach Betsy so
ärgerlich? fragte ich mich, als ich wieder in die ruhigen Tiefen sank.
    Und genauso heftig stieg ich
wieder hoch, der Himmel hart und blau über mir. Ich wurde wie verrückt
weitergezerrt und mit eisernem Griff an den Haaren gehalten. Schlagen und
Spucken, Schieben und Knuffen — und ich landete wie ein Fisch an der Angel
wieder auf dem Sand.
    Ich öffnete die Augen. Betsy
war da, und ich lag in ihren Armen. Ich konnte den ausgefransten Saum ihres
roten Unterrockes und ihre braunen Wagen sehen. Wenn dies das Ende des Stückes
war, warum hatte ich so lange gespielt? Ich schloß die Augen. Sie schlug mir leicht
ins Gesicht. Ich öffnete sie wieder.
    „Du Schuft, dich heimlich
davonzumachen, gerade wenn ich für dich zurückkomme.“ Ich rollte sanft von ihr
weg und kniete mich hin. Dort war der große Hügel, die geschwungene Linie der
Bucht, der Wald und Lady Alice und der Erfinder, die langsam auf uns zu kamen . Ich drehte mich zu ihr.
    „Gibt es dich wirklich, Betsy?“
Ich streckte die Hand nach dem runden braunen Fleisch aus, wo der Unterrock
zerrissen war. Sie schlug mir hart auf die Finger. Ich

Weitere Kostenlose Bücher