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Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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seiner Familie sterben sollen. Nicht dort, wo wir ihn gefunden haben, und nicht auf diese Weise.«
    Sie nickte und zog die Nase hoch. Dann schaute sie auf die Uhr.
    »Wo wollen wir schlafen?«, fragte sie. »Können wir nicht hierbleiben? Das Gartenhaus ist immer noch nicht richtig warm, und ich habe alle meine Sachen hier.«
    »Das dürfen wir eigentlich nicht«, sagte er. »Wir könnten wichtige Spuren vernichten.«
    »Wir können uns doch vom Tatort fernhalten. Und du warst ohnehin schon dort.«
    Nach einigem Zögern stimmte er zu. Bob hätte eigentlich einen Posten im Hause zurücklassen müssen. Vielleicht sollten sie doch bleiben.
    »Dann müssen wir morgen früh raus«, sagte er. »Bevor Bob mit seinen Leuten hier ist.«
    »Ethan …«, sagte Sarah zögernd. »Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?«
    Er blickte sie an, und sein Erstaunen war nicht zu übersehen.
    Sie errötete.
    »Oh, nein … nicht so, wie du denkst … Ich meine nur … Ich möchte nicht gern allein in einem Zimmer sein, nachdem all das geschehen ist. Unsere Zimmer liegen ziemlich weit auseinander. Was machen wir, wenn etwas passiert?«
    »Sarah, ich glaube nicht … Ich könnte nicht … Wenn du in meinem Bett schläfst, selbst wenn du meine Nichte wärst … Du bist eine attraktive Frau und …«
    »Ich will doch nicht in deinem Bett schlafen! Wie kommst du denn darauf? Nur in deinem Zimmer. Bei mir steht so eine Art Klappbett, das könnten wir doch …«
    Er wollte noch einmal widersprechen, entschied sich dann aber anders. Sie hatte ja recht. Er selbst war inzwischen bewaffnet – ein Gewehr aus der Waffenkammer stand neben seinem Bett.
    »Und du versprichst mir, hier nicht etwas zu neckisch bekleidet herumzuhüpfen …?«
    »Ethan, draußen haben wir eine Million Grad unterNull, vom West Country ist ein frostiger Nebel im Anzug. Ich werde meine dickste Thermounterwäsche tragen. Oder wäre es dir vielleicht doch lieber, dass ich – wie hast du gesagt? – in Tanga und Söckchen herumhüpfe?«
    Er wollte gerade vermeiden, dass sich ein solches Bild in seinem ohnehin überreizten Hirn festsetzte.
    »Ich … also … bin sicher, dass wir etwas arrangieren. Aber auf dem Klappbett schlafe ich.«
    »Das erste vernünftige Wort, das ich von dir höre.«
    »Was ist mit den Objekten? Sind sie wirklich das, was Großvater denkt? Wenn ja, sollten wir sie dann nicht aus diesem elenden Versteck herausholen? Sie könnten dort rosten oder anderweitig Schaden nehmen.«
    »Ethan, sie liegen seit Jahrzehnten dort. Wenn sie rosten, dann ist es bereits passiert. Wenn Gott sie braucht, so ist seine Geduld unendlich, zumindest hat man mich das gelehrt. Ich bin sicher, eine weitere Nacht im Mausoleum schadet ihnen nichts. Wir können morgen nach ihnen schauen. Jetzt möchte ich nur noch meinen Kopf auf ein Kissen legen und nichts mehr hören und sehen.«
    Ohne jeden weiteren Gedanken verließen sie die Bibliothek. Der Brief samt Karte blieb dort zurück.
    Als Ethan Sarah wiedersah, trug sie einen dicken Morgenmantel aus Senhora Salgueiros Kleiderschrank. Sie schob ein Bein vor, um ihm zu zeigen, dass sie darunter in einem dicken Pyjama steckte. Ethan ging noch einmal durch das große, fast leere Haus. Er fand zwar das Schaltpult für die Alarmanlage, wusste aber den Code nicht, um sie einzuschalten. Um Senhora Salgueiro noch anzurufen war es zu spät. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass es in den nächsten Stunden erneut zu einem Einbruch kommen sollte. Er kehrte in sein Zimmer zurück, schlüpfte inden Schlafsack, der auf dem schmalen Feldbett lag, und stellte sich auf eine unbequeme Nacht ein. Er knipste die Lampe aus, die er neben sich auf den Fußboden gestellt hatte.
    »Gute Nacht, Sarah«, sagte er leise. »Versuche zu vergessen, was geschehen ist. Schlaf dich richtig aus.«
    »Ich glaube, ich kann jetzt eine ganze Woche lang schlafen«, gab sie mit dumpfer Stimme zurück. Wenige Augenblicke später war vom Bett ein leises Schnarchen zu hören.
    »Sarah? Sarah, schläfst du schon?«
    Keine Antwort.

SIEBENTES KAPITEL
Ein nächtlicher Besuch
    Irgendwann schlummerte Ethan ein. Aber es war ein unruhiger Schlaf voller Träume von den Toten. Jedes Mordopfer, das er je zu Gesicht bekommen hatte, erstand aus Blut, Wasser oder Erdboden wieder auf, um ihn zu verfolgen. Sie suchten ihn in ununterbrochener Folge heim – bleiche Reste einst lebender Wesen. Manche waren noch zu erkennen, andere hatten alles Menschliche verloren. Sie sprachen zu ihm vom Tod

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