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Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Hand bekommen, die wir mitgebracht hatten. Dabei wurden zwei Mann aus unserer damaligen Patrouille getötet.
    Der Krieg in Nordafrika verlagerte sich weiter nach Westen und ging ein Jahr später zu Ende. Danach schien Gras über die Sache zu wachsen. Chips und ich blieben vor Ort und wurden nach Palästina versetzt, wo der Krieg 1945 endete. Seitdem habe ich meine Zeit dafür verwendet, mehr über diese Dinge herauszufinden – die Gräber mit ihrem Inhalt und alles andere. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir tatsächlich den Ort gefunden haben, wo Jesus Christus und jene, die ihm nahestanden, begraben sind.
    Aber die Angelegenheit ist noch nicht ausgestanden. Ich habe dich ausgewählt, daran nach mir weiterzuarbeiten. Du bist die Einzige in der Familie, die ein wenig Interesse dafür gezeigt hat. Jetzt ist es an dir, der Welt die Wahrheit zu sagen. Eine Expedition in die Wüste zu organisieren. Das kannst du nur im Geheimen tun, bis eine Universität bereit ist, an die Öffentlichkeit zu gehen. Chips hat drei der Gegenstände in seinem Besitz, und ich habe drei. Er weiß von dir. Ich werde dich anlässlich meiner Geburtstagsfeier im nächsten Jahr einweihen und dir weitere Informationen geben. Wir sind beide zu alt, um noch einmal den bewussten Ort aufzusuchen, aber ich weiß die Koordinaten auswendig: 20 4 1 N: 207 3. Auf dem nächsten Blatt habe ich dir eine ungefähre Karte aufgezeichnet. Ich kann dir nicht sagen, was du dort finden wirst oder was andere bereits von dort entwendet
haben. Eines wissen wir beide genau: Wenn das geschehen ist, dann wurde darüber bisher nichts bekannt.
    Pass auf dich auf, meine Liebe. Du hast mir viel Freude gemacht, vor allem durch deine Intelligenz und Entschlossenheit. Was immer du jetzt auch denken magst, du bist eine schöne junge Frau, die einen guten Mann und eine glückliche Ehe verdient. Es tut mir nur leid, dass ich das nicht mehr erleben kann, aber ich bin sicher, es wird geschehen.
    Was mein Erbe betrifft, so habe ich dafür gesorgt, dass du in meinem Testament gut bedacht bist. Den meisten der älteren Generation fehlt es an nichts, deshalb vermache ich mein Geld vor allem meinen Enkeln und deren Kindern. Ich weiß, dass du davon guten Gebrauch machen wirst.
    Ich bin sicher, dass ich etwas Wichtiges noch nicht erwähnt habe, aber ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Sind es vielleicht die heiligen Objekte? Sie befinden sich hier in Woodmancote. Wo? Im sichersten Versteck, das ich mir denken konnte. Wenn du diese Zeilen liest, wird mein Begräbnis bereits stattgefunden haben. Dann ist es für dich Zeit, das Familienmausoleum aufzusuchen. Es ist ein muffiger Bau, wo ich nicht den Rest der Ewigkeit verbringen will. Es erinnert mich zu sehr an jenen anderen Ort, der vielleicht schon wieder im Sand versunken ist. Ich werde mich in Rauch auflösen. Die Welt, die ich kannte, ist lange dahin. Du aber hast dein Leben noch vor dir.
    In Liebe,
    Gerald
     
    Auf dem nächsten Blatt hatte er die Karte aufgezeichnet. Das war alles.
    Sarah ließ den Brief sinken. Ihre Hände zitterten, und ihre Augen waren tränennass. Erst jetzt kam ihr der ganze Schrecken von Geralds Tod zum Bewusstsein. Ihr wundesHerz stöhnte bei dem Gedanken, wie es geschehen war und was es vielleicht bedeutete.
    Ethan legte ihr den Arm um die Schultern, womit er sie ein wenig beruhigen, aber nicht trösten konnte. Sie ließ sich an ihn sinken. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, und ihr ganzer Körper wurde von Schluchzern geschüttelt. Er tat, was er konnte, um ihren Schmerz zu lindern, doch er kam sich grob und ohne jenes tiefe Gefühl vor, das es ihm erlaubt hätte, sich besser auf ihren Kummer einzustellen. Er strich ihr über den Rücken und sprach beruhigend auf sie ein. Dabei hatte er mit all seiner Kraft gegen die aufkommende Erregung anzukämpfen, die ihre Anwesenheit, ihr Körper, der Duft ihres Parfüms, ihr weiches Haar bei ihm auslösten. Oder war es sein eigenes Bedürfnis, Trost zu spenden und zu empfangen? Sie war eine berückend schöne Frau, und er fürchtete für sie schon etwas zu empfinden, das er in ihrer beider Interesse unterdrücken musste. Auch wenn sie nicht mit ihm verwandt war, denn die Familie wusste das nicht.
    Nach und nach beruhigte sie sich. Er hielt sie nicht fest, als sie sich von ihm löste und sich mit dem Handrücken über die Augen fuhr.
    »Entschuldige«, sagte sie.
    »Nicht nötig. Ich habe ihn auch geliebt. Er hätte in seinem Bett im Kreise

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