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Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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öffnete ihm die Haustür.
    Willis redete einige Minuten lang in der Diele mit Forbes. Ethan wartete im Wohnzimmer, das von den Ermittlungen nicht betroffen war. Erinnerungen an Ferien mit seinen Eltern, besonders seiner Mutter, stiegen in ihm auf. Er hatte kein gutes Gefühl. Willis’ Ankunft weckte in ihm keine Hoffnung. Die Miene des Chefs, als er sich demHaus näherte, hatte ihm bereits alles gesagt. Ethan musste an seine Mutter denken, wie sehr sie am Leben gehangen hatte und wie die plötzliche Krankheit sie zwei Jahre lang quälte, bis alle Hoffnung dahin war. So viele Stunden hatte er mit ihr in diesem Raum verbracht, hatte gespielt, während sie las, und später ihr laut vorgelesen, während sie, von der Krankheit gezeichnet, in dem Sessel saß, den er gerade benutzte.
    Die Tür ging auf und Brian Willis trat ein. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Das schwache Licht des späten Nachmittags, dem die Schneefelder draußen einen Hauch von Perlmutt verliehen, ließ seine Gestalt erstrahlen, wozu die trübe Miene so gar nicht passen wollte.
    Er setzte sich nicht. Einen Moment blickte er Ethan, der sich zur Begrüßung erhoben hatte, schweigend an. Er wirkte peinlich berührt, als wollte er etwas sagen, suchte aber noch nach den rechten Worten. Dann begann er zu sprechen.
    »Detective Chief Inspector Usherwood, ich weiß, dass man Sie gestern zusammen mit den anderen Gästen verhört hat. Wenn ich richtig verstehe, haben Sie die beiden Leichname gefunden?«
    Ethan schüttelte den Kopf.
    »Das war Mrs. Salgueiro, Sir. Sie kam schreiend aus dem Zimmer gelaufen, und da bin ich hineingegangen. Ich habe dann sofort die Zentrale angerufen.«
    »Ja, das ist sehr schnell gegangen. Sagen Sie mir, haben Sie sonst noch etwas getan, als Sie in dem Raum waren? Etwas angefasst?«
    Ethan runzelte die Stirn.
    »Ich war natürlich schockiert, Sir, als ich das sah, aber ich bin nicht in Panik geraten. Ich habe Dutzende Ermordetegesehen. Ich habe die Tür geschlossen und allen den Zutritt verboten. Dann bin ich zum nächsten Telefon gegangen und habe angerufen.«
    »Wo hat das gestanden?«
    »In meinem Zimmer. Da es in der Nähe lag, bin ich dorthin gegangen. Stimmt etwas nicht, Sir?«
    Willis schwieg eine Weile und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht. Ich bin sicher, es gibt dafür eine Erklärung, aber … Einen Moment, bitte.«
    Der Superintendent ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Wenig später trat Bob Forbes ein. Er hatte etwas in der Hand – eine Plastiktüte für Beweisstücke mit einem langen Gegenstand darin.
    Superintendent Willis nahm sie und hielt sie Ethan hin.
    »Detective Chief Inspector Usherwood, haben Sie das schon einmal gesehen?«
    Der Gegenstand war ein Messer. Ein Klappmesser ungewöhnlicher Art mit einem braunen Horngriff und langer, schmaler Klinge. Sie maß etwa fünfzehn Zentimeter und schien sehr scharf zu sein. Ethan bemerkte Blutspuren darauf.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Sir. Wenn das in dem Arbeitszimmer gelegen hat, als ich hineinging, dann ist es mir nicht aufgefallen.«
    »Sind Sie ganz sicher? Sie haben es noch nie gesehen?«
    »Es ist ziemlich auffällig, Sir. Ich habe in meinem Leben schon viele Messer gesehen, aber so eines noch nie.«
    »Das ist seltsam. Einen Moment.«
    Der Chef wandte sich Forbes zu, der Ethans Blick auswich, seit er hereingekommen war, und gab ihm die Plastiktüte zurück. Er murmelte ihm etwas zu, was Ethan nicht verstand. Forbes verließ den Raum.
    »Was geht hier vor, Sir? Wollen Sie andeuten, ich hätte etwas über dieses Messer gewusst und halte Informationen zurück …?«
    Willis hüllte sich in düsteres Schweigen.
    »Gedulden Sie sich noch einen Augenblick«, sagte er.
    Ethan fragte sich, was das alles sollte. Der Chef war nie besonders freundlich zu ihm gewesen, aber so barsch hatte er ihn noch nicht erlebt.
    Wieder öffnete sich die Tür und Bob Forbes trat ein. Diesmal hatte er mehrere große Tüten bei sich, in denen offenbar Kleidungsstücke waren. Forbes konnte Ethan immer noch nicht ins Gesicht sehen.
    Er reichte Willis die Tüten eine nach der anderen.
    »Kennen Sie das?«, fragte er und hielt ihm einen Frauentanga hin, ein hübsches Ding, das vorn durchsichtig war. Darauf konnte man dunkle Flecken erkennen, wahrscheinlich Blut.
    Ethan verneinte.
    »Ich bin Witwer und habe seit Monaten keine Beziehung, Sir. Nein, das kenne ich nicht.«
    »Und das?«
    Jetzt hielt ihm der Chef einen zu dem Slip passenden Büstenhalter

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