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Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hin.
    »Nein, Sir. Das auch nicht.«
    Forbes reichte eine dritte Tüte herüber. Willis öffnete sie. Es war ein weißes Frauenkleid auf einem Bügel. Vorn war es an mehreren Stellen zerrissen und mit Blut bespritzt.
    »Und das?«
    Ethan wurde übel. Er wich ein paar Schritte zurück und fiel in den Sessel, in dem er eben noch gesessen hatte. Was er gerade zu sich genommen hatte, erbrach er nun auf denTeppich. Mit geschlossenen Augen wischte er sich den Mund ab und versuchte sich zu konzentrieren. Keiner sagte ein Wort. Als er die Augen wieder öffnete, starrten ihn die anderen an.
    »Also?«, fragte der Superintendent. »Erkennen Sie dieses Kleid?«
    Ethan nickte. Vor seinen Augen drehte sich alles. Er spürte, dass ihm etwas aus der Nase tropfte, und hielt die Hand darunter. Er blutete. Mit einem Taschentuch versuchte er das Nasenbluten zu stoppen und nickte dabei.
    »Das Kleid gehört Sarah. Sie hat es Heiligabend getragen.« Er biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein Schluchzen. »Wo haben Sie sie gefunden? Was … haben die mit ihr gemacht?«
    »Wir hofften, Sie könnten uns sagen, wo sie ist«, gab Willis zurück. Seine Stimme war schneidend geworden. Er wusste, wie man mit Verdächtigen zu reden hatte.
    »Keine Ahnung. Ich habe doch bereits gesagt, dass die Kerle sie mitgenommen haben müssen.«
    »Das Kleid haben wir in Ihrem Zimmer unter der Matratze gefunden. BH und Slip ebenfalls. Das Messer steckte hinter dem Heizkörper.«
    Ethan kam sich plötzlich vor, als sei er ein Schmetterling, den man lebend mit einer Nadel auf einen Korken gespießt hatte. Sekundenlang starrte er die Sachen an. Seine langjährigen Kollegen musterten ihn ohne ein Lächeln. Ethan spürte, wie ihm der Mut sank. Wie oft war er schon in ihrer Rolle gewesen. Er wusste, was in ihren Köpfen vorging. Auch er hätte an ihrer Stelle eine Weile anklagend geschwiegen, um die Verdachtsperson einzuschüchtern und zu einem Geständnis zu bewegen.
    »Sie glauben, ich hätte das getan?«, sagte er. »Ich hätte sie umgebracht?«
    Die Kerle hatten BH und Slip mit Blut befleckt und in seinem Zimmer versteckt. Das war für ihn sonnenklar.
    »Detective Chief Inspector Usherwood, Sie sollten wissen, dass wir vor einigen Stunden Fingerabdrücke von dem Messer genommen haben, die mit den Ihrigen in unseren Akten übereinstimmen. Sie sollten auch wissen, dass das Blut auf den Sachen von zwei Personen stammt. Wenn die Ergebnisse der DNA-Tests vorliegen, gehen wir davon aus, dass die kleineren Spritzer von Ihnen sind.«
    »Das ist doch der helle Wahnsinn! Sie war meine Nichte. Weshalb hätte ich ihr das antun sollen? Und warum, verdammt noch mal, sollte ich meinen Großvater ermorden? Oder seinen Freund?«
    Willis sog die Luft hörbar durch die Nase ein und ließ sie nach mehreren Sekunden ebenso lautstark wieder entweichen.
    »Ich habe vor einer Stunde mit dem Anwalt Ihrer Familie gesprochen. Offenbar hat Ihr Großvater den Löwenanteil seines Vermögens Ihnen vermacht, eine zweite große Summe Ihrer Nichte Sarah und kleinere Beträge anderen Familienmitgliedern. Haus und Grundstück mit allem, was dazugehört, gehen an Sie, von einigen besonderen Hinterlassenschaften abgesehen, die in dem Testament aufgeführt sind. Sie haben ein Motiv für die Morde. Ich halte mich nur an die Fakten. Den Rest macht Detective Inspector Forbes, der die Ermittlungen leitet.«
    Nach diesen Worten drehte sich Willis um und verließ den Raum. Krachend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Forbes trat an Ethan heran.
    »Detective Chief Inspector Usherwood, ich verhafte Siewegen Verdachts des Mordes an Gerald Usherwood und Max Chippendale. Sie müssen nichts sagen, aber was Sie sagen, kann festgehalten und gegen Sie verwendet werden.«
    An der Tür klopfte es. Zwei Polizisten in Uniform betraten den Raum.
    Ethan sagte nichts. Er wusste, wie es jetzt um ihn stand, was er zu sagen und nicht zu sagen hatte.
    »Ich möchte telefonieren«, sagte er.
    Forbes nickte, und Ethan nahm das Handy aus der Tasche. Er tippte eine Nummer ein und wartete darauf, dass jemand am anderen Ende abhob.

ZEHNTES KAPITEL
Auf der Verliererseite
    Adam Markham sah genauso aus, wie Ethan ihn sich vorgestellt hatte. Er war einer, der absolut vertrauenerweckend wirkte. Es hieß, er gehöre der seltenen Spezies von Anwälten an, denen man vertrauen könne. Ethan hatte von Anfang an diesen Eindruck. Er war im mittleren Alter, traditionell gekleidet, etwas rundlich, hatte ein freundliches Gesicht,

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