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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Blick ins Wasser zu werfen. Es ging kein Wind, der die Oberfläche des Wassers kräuselte, vielleicht verursachte einer der Schwäne eine leichte Welle, doch das Wasser war glatt und klar, sodass man fast bis auf den Grund blicken konnte, wo sich dann doch allmählich die Sicht verlor. Ich schätzte die Tiefe des Grabens auf gute dreißig Schritt. Von meinem Standpunkt aus konnte ich gut das Fundament des Turms sehen, der den Bullen trug. Vom Turm aus führte, elegant geschwungen, eine versunkene Brücke zum Fundament der Zitadelle, dort entdeckte ich, gut vier Mannslängen unter der glatten Oberfläche, eine massive Tür.
    Kopfschüttelnd erhob ich mich und begab mich weiter die Brücke entlang, bis ich etwa sechs Schritte vor dem offenen Tor innehielt und die beiden Wächter musterte.
    Es waren Bullen, die schwere Infanterie des Alten Reiches. Sie trugen die schweren Vollpanzer, standen breitbeinig wie die Statuen da, und ihre gepanzerten Hände ruhten auf den Parierstangen von blanken Bastardschwertern. Auf ihrer linken Brust war der Bulle auflackiert, über ihm die Zahl Sechs in der Schrift des Alten Reiches. Der Sechste Bulle, die Sechste Legion.
    Nur die Gesichter hinter den offenen Visieren verrieten, dass es sich nicht um Statuen handelte. Hier standen ein Mann und eine Frau; sie trugen diese schweren Rüstungen scheinbar leicht. Ihre Gesichter – der Mann war entgegen der hiesigen Gebräuche glatt rasiert – wirkten sowohl gelassen entspannt als auch aufmerksam. Beide musterten mich in einer Art, die mir sagte, dass sie fähig wären, mich später in jedem Detail zu beschreiben.
    Vor mir standen zwei Bullen, lebende Legenden, etwas, das ich vergangen glaubte, bis ich mit eigenen Augen diese Zitadelle erblickt hatte.
    Ich sah mich weiter um. Das Tor stand offen, zeigte einen tiefen Tordurchgang und dahinter einen weiten Platz und dann die ebenfalls geöffnete Tür zum Turm. Trotz seiner gewaltigen Ausmaße war der Platz der Ferne gefüllt mit Menschen, doch niemand außer mir und diesen Wachen befand sich auf der Brücke zur Zitadelle, niemand eilte hier geschäftig durch die Tore.
    »Die Götter mit Euch, Freunde, würdet Ihr mir sagen, was dies für ein Ort ist?«, fragte ich höflich die beiden Bullen.
    Etwas Seltsames geschah, oder ich hatte es vorher nicht wahrgenommen, denn nun sah ich unter dem Bullen auf ihren Brustplatten weitere Schriftzeichen. Rechts von mir stand Lanzenkorporal Frey, die junge Frau zu meiner Linken war Stabssergeant Wilnosch.
    »Dies ist die Gesandtschaft der imperialen Stadt Askir«, beantwortete Wilnosch meine Frage. Der Ton ihrer Stimme sollte wohl Gleichgültigkeit vortäuschen, aber durch meine Blindheit waren meine Ohren schärfer geworden, und sie verrieten mir unter der Langeweile gespannte Aufmerksamkeit.
    Was an mir, außer dass ich der Einzige auf der Brücke war, hatte diese Aufmerksamkeit ausgelöst?
    Ich hatte selbst schon Wache gestanden. Das war schwierig, es dauerte wahrlich nicht lange, bis einen die Füße schmerzten und man sich an Stellen kratzen wollte, die man durch die Rüstung nicht erreichen konnte. Und es lag in der Natur der Sache, dass niemals etwas geschah.
    Leicht war es möglich, in einen Dämmerzustand zu verfallen. Man nahm wahr, wer sich dem Tor näherte, aber solange sich nichts Besonderes ereignete, blieb man in diesem Dämmerzustand. Zeremoniell Wache zu stehen, wie es diese beiden hier taten, war noch schlimmer. Wenn man sich nicht bewegen durfte, wurde der Dämmerzustand fast zu einer Art Trance. Wachsoldaten konnten in der Tat im Stehen schlafen.
    Was also hatte diese beiden alarmiert?
    »Die Botschaft also. Ein prächtiges Gebäude. Ist es erlaubt, es zu betreten?«
    »Sicherlich. Bürgern des Reiches steht es frei, hier ein und aus zu gehen.«
    »Darf man auch den Turm betreten?« Ich lächelte. »Ich schätze, man hat von dort aus einen guten Überblick über den Platz.«
    Stabssergeant Wilnosch warf mir einen Blick zu, der deutlich machte, was sie von der Idee hielt. »Um den Turm zu betreten, solltet Ihr entweder einen Termin vereinbaren oder aber ein Bürger Askirs sein. Ich weise Euch ausdrücklich darauf hin, dass Ihr Euch, seitdem Ihr die Brücke betreten habt, auf imperialem Boden befindet. Hier gilt nicht das Recht des Königreichs Bessarein, hier gilt imperiales Recht.«
    Nun ergriff Lanzenkorporal Frey das Wort: »Es ist unsere Pflicht, Euch darauf hinzuweisen, dass Ihr in diesem Moment gegen ein Stadtgesetz Gasalabads

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