Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
behandeln und diese Ratte hier zu befragen«, begrüßte ich ihn.
»Die Gnade Soltars mit dir, Fremder. Deine Wunden sollen behandelt werden, doch wird niemand in Fesseln das Haus unseres Gottes betreten. Lasst den Jungen frei, und Ihr werdet versorgt.«
»Diese kleine Ratte hat soeben Unersetzliches gestohlen! Ich will ihn befragen, wo ich es wiederfinden kann.«
»Dann wendet Euch an die Diener Borons. Ihr Herr ist es gewohnt, dass jemand in Fesseln in sein Haus geschleift wird«, kam die Antwort des Akolythen.
Ich warf einen Blick in die Richtung, die er mir wies. Borons Tempel war auf der anderen Seite des Platzes, mindestens unerreichbare tausend Schritt entfernt.
»Ich werde verbluten, bis ich dort ankomme.«
Er zuckte mit den Schultern. »Nichts ist für Euch unersetzlicher als Euer eigenes Leben. Lasst den Jungen frei.«
Götter, wie hatte ich nur vergessen können, wie stur Priester waren?
Mir wurde schwach in den Knien, und ich wollte mich auf eine Treppenstufe setzen, doch der Akolyth erhob die Hand.
»Vorsicht, Fremder, wenn Ihr Euch dorthin setzt, habt Ihr den Ort meines Herrn betreten, und ich werde den Jungen freilassen.«
Ich verlor die Geduld. Links und rechts wurde die Treppe von einem steinernen Geländer gefasst, das am Fuß der Treppe in massiven Sockeln endete. Ich drehte mich wortlos zur Seite und begab mich vor den rechten Sockel, wo ich den Jungen fallen ließ.
Der Akolyth war mir gefolgt, und seine Augen weiteten sich, als ich Seelenreißer zog.
»Haltet ein, im Namen Soltars!«, rief er erschreckt, als ich das Schwert erhob, doch zu spät, ich stieß die Klinge herab.
Er stand fassungslos vor mir.
»Nun, Priester, was sagt Ihr, ist der Junge jetzt noch auf dem Grund Eures Herrn?«
Er sah hinab zu dem Jungen und schluckte. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
Ich hatte den Jungen so platziert, dass sein Hals im Winkel zwischen Boden und einer Kante des Sockels lag. An der Säule entlang hatte ich Seelenreißer schräg in die Steinplatten des Platzes gestoßen, sodass seine Klinge den Winkel zwischen Boden und Sockel schloss und nun in diesem Dreieck den Hals des Jungen gefangen hielt. Er war erwacht und sah mich mit großen, angstgeweiteten Augen an. Er war vernünftig genug, kein Wort zu sagen, es war fast nur noch Zorn, der mich auf den Beinen hielt. Würde ich nicht bald versorgt, so hätte es dieser kleine Bastard geschafft, mich doch noch unter Soltars Augen treten zu lassen.
Ich kniete mich schwerfällig hin, mein Kettenmantel schien Tonnen zu wiegen, als ich mich auf einem Knie aufstützte.
»Du, mein Junge, wirst dich nicht bewegen. Weißt du, was das für ein Schwert ist?«
Er schüttelte den Kopf.
»Es ist ein Bannschwert. Wenn du dein Leben beenden willst, heb deinen Kopf. Du wirst gar nicht merken, wie es ihn dir abschneidet. Wie du siehst, ist es scharf genug, Stein zu schneiden. Ich trachte dir nicht nach dem Leben, noch will ich dich bestrafen. Wenn ich wiederhabe, was du mir gestohlen hast, lasse ich dich gehen. Aber wenn du willst, kannst du sterben. Tot oder nicht, du wirst mir meine Fragen beantworten. Hast du mich verstanden?«
Er nickte vorsichtig.
Ich erhob mich mit Mühen. »Priester«, sagte ich. »Es ist Eure Verantwortung, dass ihm nichts passiert.«
»Aber, so waren meine Worte nicht gemeint!«, rief er.
Ich blieb stehen. Er stand eine Stufe über mir, dennoch konnte ich auf ihn herabsehen. »Priester Soltars, Eure Worte ließen mir die Wahl, ihn gehen zu lassen, ihn zu töten, oder das zu tun, was ich tat. Es ist ein Kompromiss. Kompromisse machen niemanden glücklich, das solltet Ihr wissen.«
Er sah meinen Blick und trat wortlos zur Seite.
»Ach«, sagte ich. »Ich hätte es beinahe vergessen zu erwähnen. Seht zu, dass niemand meine Klinge berührt. Bannschwerter mögen keine fremden Hände auf sich.« Ich ließ den fassungslosen Priester stehen und schritt durch das große Tor in Soltars Haus.
24. Von Bestimmung und Hoffnung
Ich kniete unweit der Soltarstatue auf einer steinernen Bank. Mit der Hilfe zweier Tempeldiener hatte ich mich meiner Rüstung entledigt, und mein Arm lag nun vor mir auf einem polierten steinernen Tisch. Meine Hand lag über eine Ecke des Tisches hinweg auf einer Erhöhung im Stein. Blutiger Branntwein floss in einer Rinne ab, um unter dem Tisch in einer Schale aufgefangen zu werden.
Mir gegenüber saß ein alter Mann in den Gewändern eines Adepten Soltars, er hatte die Wunde soeben mit Branntwein
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