Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Knochen nicht wieder brechen, wenn ich das Lager erkunde.«
»Nein, Zokora. Schont Euch wenigstens diese eine Nacht«, sagte ich bestimmt, als Varosch anfing, nach dem Gewünschten zu suchen.
»Wer soll das Lager sonst ungesehen erkunden? Du?« Sie wirkte amüsiert.
»Warum nicht?«
»Dann geh jetzt. So wie du schleichst, macht es keinen Unterschied, ob du auf die Nacht wartest oder nicht.«
Ich sah sie an. »Wisst Ihr, die Idee ist gar nicht so schlecht«, sagte ich dann.
35. Die Sklavenhändler
»Mögt Ihr gute Geschäfte finden, o Händler der Grausamkeit. Denn es steht geschrieben, dass gute Waren gutes Gold in sich tragen und ein guter Handel zufrieden macht. Warum soll nicht auch ein reicher Mann zufrieden sein und die Glückseligkeit nur den Armen vorbehalten?«
»Ja, ja«, sagte der Sklavenhändler und winkte ab. »Was wollt Ihr?«
Armin und ich waren ganz offen auf das Lager der Sklavenhändler zugeschritten. Ich hatte ihn gebeten, sich die Zeichnungen von Leandra, Sieglinde und Janos genau anzusehen, vielleicht entdeckte er die Gefangenen an einer Stelle, die ich übersah.
Der Sklavenhändler trug den üblichen schwarzen Burnus. Er schien mir nicht aus dieser Gegend, seine Haut war dunkler, und er sprach mit einem anderen Akzent. Ein gefetteter Spitzbart bog sich uns aggressiv entgegen, als ob er uns stechen wollte, seine Augen begutachteten uns misstrauisch. Er hatte eine Hand auf dem Heft seines Krummschwertes liegen, und seine ganze Haltung zeigte, dass er mehr als bereit war, den lästigen Besuch einfach totzuschlagen, sollte der ihn zu sehr nerven.
Armin wirkte angemessen fahrig und rang die Hände. »Wir suchen Sklaven, Esseri«, sagte er dann.
»Ja. Pferde verkaufen wir auch nicht.« Er musterte mich von oben bis unten. Ich war zwar gut gekleidet, aber verdreckt und machte wohl auch einen verwegenen Eindruck. Mein Auge war nun fast vollständig zugeschwollen, und mein Gesicht war gerötet. Was der lebende Umhang nicht vermochte, hatte die Sonne vollbracht: Ich hatte einen deutlichen Sonnenbrand.
Der Empfehlung Armins folgend, trug ich Ringe an jedem Finger und war vollgehängt mit Ketten, trug ein Krummschwert und gleich mehrere Dolche an der linken Seite. Ich klimperte. Irgendwo im Laderaum der Lanze hatte er Stiefel gefunden, die an der Spitze hochgebogen waren, und an einer dieser Stiefelspitzen hing ein Glöckchen, das mich zum Wahnsinn trieb, an der Spitze des anderen Stiefels hing nur noch ein Band, das zweite Glöckchen fehlte. Ich war dankbar dafür.
Ich sah, in meinen eigenen Augen, absolut lächerlich aus.
»Esseri, ich weiß, wie diese Leute Dinge sehen, vertraut mir. Ihr sollt wirken wie ein gefährlicher Mann, der so tut, als würde er sich über seinen Stand erheben wollen. Ein Räuber in besserem Gewand. Die Sklavenhändler werden sich Euch überlegen fühlen, aber nicht so sehr, dass sie Euch nicht ernst nehmen.«
Armins Plan schien aufzugehen, denn der linke Mundwinkel des Sklavenhändlers zuckte amüsiert, als er seinen Blick wieder Armin zuwandte.
»Mein Herr sucht einen kräftigen Arbeiter und ein, zwei hübsche Frauen für die Nacht. Wenn sie noch nicht gezähmt sind, ist es ihm recht. Er mag es, kratzende Katzen gefügig zu machen.«
Ich sah Armin an. Er duckte sich und hob abwehrend die Arme, als ob ich ihn gleich schlagen wollte. »Verzeiht mein loses Mundwerk, Esseri, er muss es erfahren, wie soll der Hüter der Ketten sonst wissen, welche Ware er Euch zeigen will?«, rief er mit einer weinerlichen Stimme. Ich trat ihm in den Hintern, sodass er beinahe in den Staub fiel. Das Glöckchen läutete hell.
Nun, der Tritt war in seinem Plan nicht vorgesehen, aber ich fand, dass er passte.
»Verzeiht, Esseri«, greinte er, als er sich aus dem Staub erhob und misstrauisch meinen Stiefel musterte.
Der Sklavenhändler schien jedenfalls nichts Ungewöhnliches darin zu finden. »Ich habe da etwas für dich«, sagte er zu mir und machte mit dieser vertraulichen Anrede klar, was er von mir hielt. »Folgt mir.«
Das fröhliche Klingeln des Glöckchens begleitete uns auf diesem Markt des Leidens mit jedem zweiten Schritt, sein Klang erschien mir wie ein Hohn. Ich wusste, dass die Gefangenschaft dieser Frauen und Männer noch nicht lange währte. Das Schiff lag hier am Ufer, um frische Ware einzukaufen; außer dem Dreck und Unrat und den Spuren der Misshandlungen bedrückte mich die Hoffnungslosigkeit in den stumpfen Augen der Unglücklichen am meisten.
Wenn Armin
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