Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Bluse.« Varosch nickte und befreite sie vorsichtig von ihrem Obergewand.
Armin starrte, als Zokora halb nackt vor ihm stand, dann wirbelte er herum und blickte angestrengt in die andere Richtung.
Derals Stimme ertönte. »Wenn einer von euch räudigen Hunden noch einmal in die falsche Richtung schaut und die Essera mit seinen lüsternen Gedanken belästigt, peitsche ich ihn aus, bis er seinen Schwanz für einen Mond lang einzieht!«
Zokora ignorierte die Flussschiffer, legte den Kopf zur Seite und musterte ihre Schulter. Unter der glatten Haut war der Bruch deutlich zu sehen.
»Kann ich helfen?«, fragte ich und achtete darauf, mit meinem Blick nicht abzuschweifen.
»Ja. Einer von euch muss ihn richten. Havald, du machst das.«
»Lass mich«, sagte Varosch.
»Du wärst zu vorsichtig. Havald.«
»Ja.«
Sie setzte sich und beugte sich vor, schloss die Augen. Ich kniete mich neben sie, zog meine Kettenhandschuhe aus und musterte die Verletzung. Ein Teil des Knochens drückte von innen an die Haut, die Bruchstelle zeichnete sich klar ab. Es erschien mir wie ein glatter Bruch.
Ich hatte schon das eine oder andere Mal Knochen gerichtet, auch einmal ein Schlüsselbein, und hatte so eine Ahnung, was zu tun war. Viel mehr nicht. Ich war kein Heiler. Eher das Gegenteil.
Zokora hatte eine Haltung eingenommen, die den Knochen gut unter der Haut hervortreten ließ. Aber die Haut begann bereits anzuschwellen, in Kürze würde man den Knochen nicht mehr so deutlich sehen können.
Sie schien meine Gedanken zu lesen. »Wenn du den Knochen nicht gut greifen kannst, öffne die Haut. Sag mir, wenn der Knochen sitzt. Aber halte ihn weiter, bis ich fertig bin«, sagte sie ruhig. Sie atmete tief und gleichmäßig.
Ich brachte meine Hände vorsichtig in Stellung, erst einmal ohne sie zu berühren, dann griff ich schnell und hart zu.
Zokoras Halsmuskeln zuckten unter ihrer Haut, mehr zeigte sie nicht.
»Soltar, hilf«, sagte ich leise und schloss die Augen. Aber keine göttliche Hilfe wurde mir zuteil. Dann also so gut ich konnte. Ein wenig Beistand wäre nicht verkehrt gewesen, Soltar, dachte ich und führte die beiden Knochenenden zusammen. Es knirschte, und Zokora schnaubte durch die Nase. Ich brauchte zwei Versuche, bis ich sicher war, dass der Knochen richtig stand, jedes Mal hörte ich und fühlte ich das Schaben. Varosch kniete bleich neben mir, er schien die Luft anzuhalten.
»Jetzt, Zokora«, sagte ich leise.
Sie fing flüsternd an zu beten – ich verstand nichts, sie betete in ihrer Sprache –, aber ich hörte mehrfach den Namen ihrer Göttin.
Für einen Moment schien nichts zu geschehen, dann spürte ich unter meinen Fingern Hitze aufsteigen. In wenigen Sekunden schwoll die Haut an, ich hatte Angst, den Halt am Knochen zu verlieren, aber dann schwoll sie auch schon wieder ab.
»Aaah«, sagte Zokora und schien sich zu entspannen.
»Lass los«, sagte sie dann. »Du greifst hart.«
Ich ließ sie los und sah, dass sich dort, wo ich hingegriffen hatte, Schwellungen bildeten.
»Das war es schon?«, fragte Varosch beeindruckt. »Alles geheilt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Keine Trauben. Es ist …« Sie schien zu überlegen, wie sie es formulieren sollte. »Der Knochen ist nur ein wenig geheilt. Als ob es zwei Tage her wäre.«
»Beeindruckend genug«, sagte ich. »Ich bewundere Eure Heilmagie immer wieder.«
»Warum beeindruckt? Tut nicht dein Schwert das Gleiche?«, fragte sie.
»Ja. Aber nur wenn es tötet, nachdem ich eine Verletzung erfahren habe. Aber es ist und bleibt eine verfluchte Klinge, und Eure Magie kommt von Eurer Göttin.«
»Nein, Havald«, sagte Zokora und stand auf. »Keine Magie. Meditation.«
»Ich hörte den Namen Solante in Euren Worten. Ich dachte, Ihr betet um Heilung.«
Sie sah hoch. »Denk nicht so viel. Ich habe gebetet und meditiert. Selbst Menschen könnten das, würden sie sich die Zeit nehmen, es zu lernen.«
Irgendwie beeindruckte es mich noch mehr, dass es keine Magie war. »Wie lange braucht man, um das zu erlernen?«
Sie legte den Kopf auf die Seite und sah mich von unten an. »Kaum länger als vierzig oder fünfzig Jahre. Bis man die richtige Atmung beherrscht. Der Rest kommt von allein.«
»Bei Gelegenheit kannst du es mir beibringen«, sagte Varosch und lächelte.
»Ich bringe dir zuerst bei, mich zu verbinden, ich muss die Schulter steif halten. Varosch, ich brauche fingerdicke Stecken und Streifen aus nassem Leder sowie stabiles Leinentuch. Ich will den
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