Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
und ich an einen der Käfige herantraten, wurden wir von den bedauernswerten Insassen meist teilnahmslos angesehen, ab und an regte sich Neugier, selten Hoffnung. Die Frauen waren besser untergebracht als die Männer, wenigstens die jungen, die meisten zeigten aber auch Spuren von Misshandlung.
Der Gestank allein war eine Qual.
Mit einer spitzen Stange stocherte der Sklavenhändler in den Käfigen herum, bedeutete so dem einen oder anderen jungen Mädchen, sich zu erheben und mir ihre Reize zu offenbaren, oder einem Mann, mir seine Muskeln zu zeigen. Oft sah ich die verdreckten Reste ordentlicher Kleidung. Mittlerweile wusste ich, dass Entführung und Verkauf in die Sklaverei hier oft verwendet wurde, um andere zu schädigen. Die Sklavenhändler erhielten den größten Teil ihrer Opfer von Leuten, die aus ihren eigenen Beweggründen handelten. Vielleicht war dies die Tochter eines Händlers, der seine Schulden nicht bezahlen konnte, oder diese dort eine Frau, die einen stolzen Mann beleidigt hatte. Die Sklavenhändler nahmen alles, es war ihnen einerlei.
Aber meine Gefährten fanden sich hier nicht.
»Nein, nein«, sagte ich. »All das findet nicht meine Zustimmung. Sie sind wie Vieh! Habt Ihr nicht etwas mit den Resten von Stolz? Etwas Besonderes?«, fragte ich. Es missfiel mir, so über die Unglücklichen zu sprechen.
Noch einmal wurde ich von dem Sklavenhändler gemustert. Ich griff in meinen Beutel und klimperte mit den Münzen.
»Mein Herr mag den Stolz am Anfang und die Aufgabe danach«, sagte Armin, und ich trat erneut nach ihm, diesmal wich er scheinbar ungeschickt aus, um wiederum im Staub zu landen.
Der Sklavenhändler lachte kurz. »Folgt mir«, sagte er erneut.
Er führte uns zu einem großen Zelt aus dunklem Tuch, groß genug, dass es ein Haus hätte sein können, und schlug die Plane über dem Eingang zur Seite.
Das Zelt war prunkvoll eingerichtet, Teppiche und Kissen bedeckten den Boden. Senkrecht fallende Planen teilten das Innere des Zeltes in Räumlichkeiten auf. Der Eingang mündete in den größten Raum, wo zwei weitere Sklavenhändler gezuckerte Früchte aßen und Shah spielten. Hier befanden sich fünf Käfige. Aber diese waren anders, sie waren aus Metall und besaßen die Form von runden Vogelkäfigen. Sie waren vergoldet und im Vergleich zu den anderen Käfigen außerhalb des Zelts ein Muster an Reinlichkeit. Nur zwei der Käfige waren besetzt, die drei anderen warteten mit offenen Türen.
»Die Schmuckstücke unserer Sammlung«, sagte der Sklavenhändler.
In einem Käfig befand sich eine junge Frau, die mir seltsam bekannt vorkam. Sie trug reiche Gewänder, die noch nicht ganz zu Lumpen verkommen waren. Sie blickte uns hoheitsvoll und verächtlich an, ihre mandelförmigen Augen wünschten mir direkt die Seuche der Götter an den Hals.
Im anderen Käfig befanden sich ein Jüngling und ein Mädchen. Für hiesige Verhältnisse war ihr Aussehen exotisch: blasse Haut, blonde Haare und blaue Augen. Beide waren einander sichtbar ähnlich, wohl ein Geschwisterpaar. Sie zeichneten sich aus durch eine ungewöhnliche Schönheit in Gliedern und Gesicht. Auch diese beiden blickten zornig und ungebrochen, obwohl sie mit jeweils einer silbernen Kette an Hand und Fuß aneinander gebunden waren. Diese Kette konnte aber gewiss nicht wirklich aus Silber sein, Silber war weich, und eine solch dünne Kette hätte auch ein Kind zerreißen können.
Armin gab einen seltsamen Laut von sich, ich sah hinüber zu ihm, er schien von den Gesichtern fasziniert.
»Eine stolze Essera ist das hier.« Der Sklavenhändler lachte und trat gegen den Käfig mit der jungen Adligen. »Sie beschwört regelmäßig den Zorn ihres Vaters auf uns herab. Glaubt man ihr, werden uns bald die Soldaten Bessareins jagen und uns einen grausamen Tod bescheren. Dass das noch nicht geschehen ist, scheint sie zu bedrücken. Manchmal ist ihre Verzweiflung größer als ihr Mut, und sie sitzt da und weint, aber bislang hat sie sich immer gefangen und faucht dann wieder.«
»Warte ab, du Ausgeburt einer widerlichen Schlange und einer totgeborenen Hyäne. Dein Lachen wird dir vergehen, wenn der Foltermeister meines Vaters dir deine Gedärme durch die Nase zieht!«
Der Händler lachte und klopfte gegen den Käfig. »Sie gibt uns immer diese guten Anregungen, bald sind wir versucht, ihre Ideen an ihr auszuprobieren.« Er wandte sich dem anderen Käfig zu. »Diese beiden hier sind ein ganz besonderer Fang. Ein Prinzenpaar, könnte man
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