Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
I.
In goldenen Lettern standen unter den silbernen Hufen die folgenden Worte:
Für Askir, den Kaiser, die Ehre und unsere Pflicht
Wo wir stehen, da weichen wir nicht.
»Der Zweite Bulle«, sagte Kennard und strich sacht über die eingearbeiteten Wappen und Symbole. »Drei Kriege führte Askannon. Der Zweite Bulle war immer dabei. Und er war immer siegreich.« Er blickte hoch. »Sie ist die berühmteste aller Legionen. Auch weil sie spurlos verschwand und niemals jemand wieder etwas von ihr hörte. Es gab und gibt Dutzende Legenden und Balladen über sie.« Kennard wandte sich zu mir. »Ser Havald. Ihr erschreckt mich. Wenn Ihr einen Geist neu beleben wollt, dann hättet Ihr schwerlich einen finden können, der mehr die Gemüter des alten Imperiums bewegt, als dieser es tun wird. Hiermit werden Euch alle Türen offen stehen.«
»Wir haben die Ausrüstung«, beantwortete Janos nun seine eigene Frage. »Wir haben das Soldgold unten im See liegen. Kriegssold für die Legion, für fünf Jahre. Wir haben die Flagge.«
»Und wir haben ihren Auftrag«, sagte ich und hob das Logbuch hoch, das der Sergeant mir gegeben hatte. Ich reichte es Kennard. »Lest den Dienstauftrag vor.«
Er nahm das Buch entgegen und schlug langsam die erste Seite auf.
»Im Namen Askirs berufe ich den Zweiten Bullen in den aktiven Dienst. Der Zweite Bulle wird zum Schutz der neuen Kolonien entsandt. Sein Auftrag ist es, das neue Land zu befrieden, zu schützen und sich aller Feinde des Reiches zu erwehren. Askannon.«
Janos schüttelte den Kopf. »Das ist wahrlich ein kurzer Befehl. Ich erinnere mich an ausführlichere Anweisungen, bei denen es nur ums Latrinenausheben ging.«
»Vielleicht ging Askannon davon aus, dass seine Leute denken konnten«, sagte Sieglinde etwas spitz.
Ich schenkte den beiden keine Aufmerksamkeit. »Gibt es ein Datum?«, fragte ich leise.
»Ja. Am siebten Tag des neunten Mondes, im Jahr siebenhundertzweiundsechzig meiner Herrschaft«, las Kennard vor.
»Gibt es ein Ablaufdatum?«
Er sah zu mir auf. »Nein. Üblicherweise wurden die Legionen zurückgerufen, wenn es so weit war.«
»Diese wurde aber nie zurückgerufen. Der Auftrag ist noch nicht erledigt.«
»Götter«, flüsterte Leandra und sah mich an. »Bei den Göttern, Havald, du bist ein gefährlicher Mann.«
»Ich würde es eher vermessen nennen«, meinte Kennard.
Ich zuckte die Schultern und antwortete Leandra. »Als wir uns das erste Mal gesehen haben, wolltest du einen Rat. Den habe ich dir jetzt gegeben. Aber mehr als ein Rat ist es nicht. Wir stehen hier, und diese Flagge ist das Einzige, was von der Legion geblieben ist. Noch haben wir keinen Zweiten Bullen, der den Feind das Fürchten lehrt. Noch ist es nicht mehr als ein Hirngespinst. Aber theoretisch existiert der Befehl noch, und wenn wir mit der Flagge des Bullen dort vorsprechen, wird man erkennen, dass die Kolonien nach wie vor verteidigt werden müssen.« Ich sah die anderen an. »Und diese Legion wieder aufzustellen ist unsere Aufgabe – in Askir. Deshalb werden wir die Reise wagen. Und so frage ich euch: Wer schließt sich uns an?«
»Ich«, sagte Sieglinde als Erste. Janos sah überrascht zu ihr hinüber. Dann nickte auch er.
»Wir«, meinte Zokora.
»Ich bin …« Varosch hielt inne, warf erst Zokora einen Blick zu, dann grinste er in Janos’ Richtung.
»Was gibt’s da zu grinsen?«, fragte Janos mit hochgezogener Augenbraue.
Varoschs Lächeln wurde breiter. »Ich stelle gerade fest, dass der Unterschied zwischen den Rassen nicht so groß ist, wie man denken mag.«
»Wie meinst du das?«, fragte Janos misstrauisch.
Varosch entgegnete amüsiert: »Wir wurden beide freiwillig gemeldet.«
Sieglinde fing an zu lachen. Dann lachte auch Leandra, und letztlich fielen Varosch und Janos mit ein.
Zokora sah uns verständnislos an. »Was ist so lustig?«, fragte sie mich dann. Ab diesem Moment war es auch für mich zu spät, und ich musste ebenfalls lachen.
»Dadurch, dass Sieglinde geht, geht natürlich auch Janos«, versuchte ich ihr dann zu erklären.
Sie nickte. »Und?«
»Bei uns gibt es kein Matriarchat. Bei uns entscheidet der Mann.«
Sie legte den Kopf auf die Seite. »Das glaubt nur ihr.«
»Marie!«, rief ich. »Mehr Wein, bitte!«
4. Von Hoffnung und Hunden
»Wie verrückt seid Ihr?«, fragte mich Janos, als ich ein gewisses Örtchen verließ.
Ich seufzte und zog meinen Gürtel zu. »Wollt Ihr Euch das zur Gewohnheit machen, mich hier abzupassen?«
»So
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