Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
erwischt man Euch allein.«
Ich seufzte erneut. »Begleitet Ihr mich ein Stück?«
»Ein Spaziergang?« Er fiel in meinen Schritt ein. »Von mir aus. Havald, die Frage ist ernst. Es ist verrückt.«
Wir gingen durch die Schmiede in den Hof und folgten dem Schneegang zum Brunnenhäuschen. Dort lehnte ich mich an die niedrige Mauer und sah nach oben. Der Abend war gekommen und gegangen, es war Nacht. Oben am Firmament funkelte das Sternbild des Wolfs.
»Seht, Leandra wird nicht eher ruhen, bis sie alles versucht hat. Ich gebe Euch recht, es ist in letzter Konsequenz wahrscheinlich sinnlos. Wir werden Thalak nicht besiegen können. Vielleicht hätte es das alte Imperium gekonnt. Aber eine Legion wird den Unterschied nicht machen.«
»Warum dann das Ganze?«, fragte er.
»Hoffnung. Ohne Hoffnung stirbt der Mensch. Habt Ihr die heiligen Schriften gelesen?«
»Ich war schon mal in einem Tempel«, sagte er trocken.
Ich lachte. »Das war ich auch. Als ich jung war, ging ich gern und oft hin. Es war Soltars Tempel. Dass ich den Gott der Toten so oft besuchte, hatte einen pragmatischen Grund: Sein Haus stand am nächsten, es war warm dort, es gab immer klares Wasser und etwas zu essen. Einer der Priester dort nahm sich bald meiner an. Er lehrte mich, einen Schweinehirten, lesen und schreiben. Er erzählte mir, wie die Götter den Menschen schufen. Wie Ihr wisst, sind wir die jüngste Rasse. Die Titanen wurden von den ersten Göttern erschaffen. Sie waren groß und stark, aber ungeschlacht. Ihre Bedürfnisse waren gering, sie kümmerten sich um wenig. Und sie verehrten die Götter nur am Rande und wann es ihnen passte. Sie brachten wenig Bleibendes hervor. Denkt daran, die Götter sind Erschaffer, sie mögen es, wenn erschaffen wird. Darum wollten sie es besser machen und erschufen die Elfen, schlank, grazil, mit einem Sinn für die Natur, die Magie und das Schöne. Niemals baute jemand schönere Tempel, als die Elfen es taten. Sie bauten Jahrhunderte lang an ihnen und wurden nie fertig.«
Janos verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Daran erinnere ich mich. Es heißt, das sei selbst den Göttern zu langweilig geworden, und um die Elfen ein wenig anzufeuern, erschufen sie die Zwerge.«
»Ja. Die Zwerge sind praktisch veranlagte Baumeister und besitzen wenig Geduld. Sie leben nur ein paar Jahrhunderte, sind fröhlich und lachen gern. Und lieben es, die Elfen an den spitzen Ohren zu ziehen. Die beiden Rassen amüsierten die Götter, die Welt war nicht mehr so eintönig. Die Titanen wurden vergessen, und irgendwann legte sich der Letzte nieder und starb. Elfen und Zwerge aber lebten weiter.«
»Dann schuf der Namenlose die Orcs. Um noch mehr Leben in die Bude zu bringen.«
»Richtig. Orcs. Schlau, ungeduldig und verdammt zäh. Nur bauten sie nichts auf, sie genossen es vielmehr, Dinge zu vernichten. Darüber beschwerten sich die anderen Götter. Warum hast du sie erschaffen, fragten sie den Namenlosen. Er antwortete, dass er der Meinung sei, es müsse Altes verschwinden, damit Neues entstehen könne. Astarte beschwerte sich, dass die Orcs die Siedlungen anderer Rassen überfielen und deren Tempel zerstörten. Sie brächten keine Opfer dar und ehrten keinen der Götter. Wir wissen ja, dass ihr Vernichtung ein Gräuel ist und das Leben heilig. Kein Wunder also, dass sie das erzürnte. Der Namenlose aber lachte und teilte seinen Brüdern und Schwestern mit, die Orcs verehrten ihn, den Namenlosen, genau dadurch, dass sie die Tempel seiner Geschwister schändeten und abrissen. Bestürzt wandten sich die anderen Götter an Göttervater Nerton, der die Dinge in Balance hält, und berichteten, dass der Namenlose ihre Schöpfungen gefährde und Zwietracht zwischen ihnen säe. Der Göttervater meinte, es sei nun wohl an der Zeit, die Menschen zu erschaffen. Dies sollten die Götter alle gemeinsam tun, damit es keinen Streit mehr zwischen ihnen gebe. Dem stimmten alle zu, auch der Namenlose, er schien sogar erfreut darüber, gemeinsam mit seinen Geschwistern eine neue Schöpfung zu gestalten. Astarte gab den Menschen ihre Form, gleich den Elfen, die sie so mochte. Und dazu noch die Liebe. Timar, der Zwergengott, gab ihnen den Fleiß der Zwerge, aber eine kürzere Lebensspanne. Um die Menschen nicht zu benachteiligen, gab er ihnen auch die Magie. Soltar gab ihnen die Seele, damit sie Weisheit erlangen konnten, obwohl ihre Lebensspanne doch so kurz war. Boron gab ihnen Ehrgeiz und Janaeas die Fruchtbarkeit. So trugen alle Götter
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