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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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damit, diese alte Karte sorgfältig zu kopieren. Sie mochte es, wenn ich ihr dabei Gesellschaft leistete. Ich konnte sie zwar sonst stundenlang ansehen, aber ich schätzte nicht unbedingt den Anblick, den sie bot, wenn sie, die Zunge zwischen den Zähnen und vor sich hinmurmelnd, seltsame Zeichen auf Pergament bannte.
    So hatte ich nachmittags Muße. Die ersten Tage war mir das willkommen. Ich reinigte und reparierte meine Ausrüstung, erforschte die Keller des Gasthofs, schnitzte weitere Figuren für das Shah-Spiel, das ich Leandra versprochen hatte. Ich striegelte mein Pferd, ölte den Sattel, sah Lisbeth, der jüngsten Tochter Eberhards, beim Kochen zu und ging allgemein den Leuten, die selbst etwas zu tun hatten, auf die Nerven.
    Ich hätte etwas anderes lernen sollen als das Kriegshandwerk. Gab es mal keine Schlachten zu schlagen, merkte man, dass einem eine sinnvolle Beschäftigung fehlte. Sieglinde lieh mir ein Buch mit alten Balladen. Ich sagte Danke und blätterte darin herum, aber so recht wollte es mir nicht gefallen.
    Also war ich geradezu erfreut, als ich Metall auf Metall erklingen hörte: Jemand übte sich in der Schwertkunst. Das Geräusch kam aus der Schmiede, die den größten offenen Raum nach den Stallungen besaß.
    Ich bemühte mich, leise zu sein, als ich die Tür zur Schmiede öffnete. Janos und Sieglinde befanden sich beim Waffentraining. Trotz der Kälte waren beide nur leicht bekleidet, Janos’ Oberkörper war nackt, Sieglinde hatte ihre Brüste mit einem Tuch gebunden.
    Das verriet mir Janos’ Herkunft. Obgleich die Klingen, die sie führten, stumpf waren, zeigte doch jeder Fehler seine deutliche und schmerzhafte Wirkung. Nur in Tolmar übte man so den Schwertkampf.
    Für einen Moment bewunderte ich Sieglindes schlanke Gestalt. Janos schonte sie nicht, ihre blasse Haut war bereits von blutigen Striemen gezeichnet, aber auch er blutete aus einem Schnitt, der schräg über seine Brust verlief. Eine Schwellung an der rechten Schulter versprach gegen Abend ein schöner Bluterguss zu werden.
    Als sie voneinander abließen und Janos ihr einen Fehler erklärte, räusperte ich mich.
    Sieglinde lächelte mir zu, während Janos weniger erfreut schien, mich zu sehen. Ich konnte ihn verstehen.
    »Ich sehe, Ihr macht Fortschritte«, sagte ich und ließ mich auf dem schweren Amboss nieder. Jemand, wahrscheinlich Sieglinde selbst oder eine ihrer Schwestern, hatte auf einem alten Werktisch ein Tuch ausgebreitet, darauf ruhten Wurst und Käse sowie eine Handvoll Winteräpfel. Ruchlos stahl ich mir einen Apfel und biss hinein.
    »Ja«, sagte Janos knapp. Er warf mir einen Blick zu, der mir zu verstehen gab, dass ich die grazile Person neben ihm nicht zu eindringlich betrachten sollte. Ich lächelte amüsiert zurück und erinnerte ihn mit meinem Blick daran, dass es noch nicht so lange her war, dass man Sieglinde hatte vor ihm schützen wollen.
    »Es ist Serafine«, sagte Sieglinde. »Sie ist allerdings unzufrieden mit meiner Kondition, ich ermüde noch zu schnell.«
    Serafine war der Name jenes Geistes aus dem Ersten Horn, der von ihr Besitz ergriffen hatte, als wir aufgebrochen waren, den Tempel des Eiswolfs zu finden. Dennoch war sie nicht besessen, sie war sie selbst, nur … etwas anders. Die Geister hatten versprochen, uns wieder zu verlassen. Ich selbst war ebenfalls kurz auf diese Weise vom Geist des Anführers der Truppe, dem Sergeanten, besessen gewesen, nun jedoch war er, wie angekündigt, gegangen. Nur manchmal regten sich Erinnerungen, von denen ich nicht sicher war, ob es meine eigenen waren.
    Sieglinde hingegen, so schien es mir, hatte den Geist der Kundschafterin mit offenem Herzen in sich aufgenommen. Als Tochter eines Wirts hatte sie gelernt, wie man einen Gasthof bewirtschaftete, die Ereignisse der letzten Wochen aber hatten ihr gezeigt, wie wenig sie sich schützen konnte, wenn man ihr Böses wollte.
    Serafine, eine Streiterin des Alten Reiches, hatte mehr über das Kämpfen vergessen, als die meisten je lernten. Ich hegte den Verdacht, dass Sieglinde den Geist gebeten hatte, länger bei ihr zu verweilen. Ich hatte sie einmal darauf angesprochen, und sie antwortete mir, dass sie schon wisse, was sie tue.
    »Wie meint Ihr das?«, fragte ich sie jetzt. »In diesem letzten Waffengang habt ihr Euch doch gut gegen Janos verteidigen können.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist nur deswegen, weil er mich schont. Der männliche Oberarm ist kräftiger als der weibliche, und selbst wenn

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