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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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einen Blick, als wir gemeinsam zurückwichen. Auch sie war sich nicht sicher, ob die Dunkelelfe wirklich einen freundschaftlichen Waffengang meinte. Wir hatten beide die Hände am Knauf unserer Schwerter, doch gegen wen hätten wir kämpfen sollen oder wollen?
    So abrupt wie der Kampf begonnen hatte, endete er auch. Nach einem heftigen Schlag flog Zokoras Klinge an mir vorbei, die Spitze zuerst, um tief im Schnee hinter mir zu versinken. Zokora atmete schwerer als zuvor, aber man konnte nicht behaupten, dass sie außer Atem war. Kennard hingegen stand der Schweiß auf der Stirn, und seine Brust hob und senkte sich in mächtigen Atemzügen.
    »Bist … du … nun … zu … frieden?«
    Zokora legte den Kopf auf die Seite. Dann nickte sie. »Ich denke, meine Fragen sind beantwortet.«
    »Welche … Fragen?«
    Sie lächelte. »Ich werde dir meine Fragen nennen, wenn du mir meine Antwort gibst.«
    Kennard lachte kurz. »Es gibt … Fragen, auf die … kann ich … verzichten.« Er deutete vor mir und Leandra eine kurze Verbeugung an, drehte sich um und ging.
    Wir warteten einen Moment, ich ging sogar so weit, nachzusehen, ob er nicht doch im Schneegang stehen geblieben war, und lauschte.
    »Warum habt Ihr das getan, Zokora?«, brach Leandra das Schweigen.
    »Es ist, wie ich sagte: Ich wollte Antworten auf meine Fragen.«
    »Und – habt Ihr sie?«
    »Wie lange ist es her, dass dich jemand im Schwertkampf besiegte?«, kam ihre überraschende Gegenfrage an mich.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Lange.«
    »Könntest du mich besiegen?«
    »Was soll das, Zokora? Ich habe nicht die Absicht, mit Euch zu kämpfen.«
    »Beantworte meine Frage.«
    Ich seufzte. »Das weiß ich nicht. Ich weiß es nie vorher, hinterher bin ich meistens überrascht, dass ich noch lebe.«
    »Ich habe gesehen, wie du dein Schwert führst. Ich denke, es käme auf die Umstände an. Du hast keine Finesse. Dein Stil ist fürchterlich. Das ist nicht deine Schuld, all die angeblich so perfekten Schwertkämpfer, die deine Klinge vorher führten, haben dir nichts als Fehler beigebracht. Aber du hast ihre Erfahrung, ihren Willen und ihre Unterstützung. Wenn du dein Bannschwert führst, kann es sein, dass du gewinnst. Führst du eine gewöhnliche Klinge, gewinne ich.«
    Das war ganz meine Rede: Ich war kein Held oder Schwertmeister. Ich hatte meine Klinge weder gewollt noch verdient. Es war Zufall oder ein Fluch Soltars. Aber dennoch muss ich zugeben, dass ich ob dieses Vorwurfs etwas pikiert war.
    »Und was wollt Ihr jetzt damit sagen?«
    »Kennard hat mich mühelos geschlagen. Er spielte mit mir, dann, als er außer Atem kam, beendete er es. Die Schlagfolge, die mir mein Schwert aus der Hand schlug, hatte einen zweiten Teil. Das Ende seines Stabes hätte mein Zentrum«, sie tippte sich an die Brust, »zerstört. Er hielt den Schlag zurück, sodass ich nur eine leichte Berührung spürte.«
    »Ihm ging schnell die Luft aus«, versuchte ich zu beschönigen.
    Zokora warf mir einen mitleidigen Blick zu. »Dir wäre vorher das Leben ausgegangen, Havald.« Sie streckte die Hand aus, und ihr Schwert kam aus dem Schnee zu ihr. Sie schob es in die Scheide. »Kein sterblicher Mensch sollte im Stande sein, mich im fairen Kampf zu besiegen. Er aber ist es.« Sie blickte nachdenklich in die Richtung, in die Kennard verschwunden war. »Ich frage mich nur, wie es in einem unfairen Kampf aussieht.«
    Damit drehte auch sie sich um und ging, ließ Leandra und mich allein an den Gräbern zurück.
    Ich sah ihr nach. »Ich hoffe, sie kommt nicht auf die Idee, es auszuprobieren«, sagte ich dann.
    Leandra schmiegte sich an mich und sah zu mir hoch. »So, du hast also versucht, Zokora die Bedeutung von Freundschaft zu erklären?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie hat danach gefragt.«
    Leandra lachte, ich spürte es am ganzen Körper. »Wie wolltest du ihr das denn anhand unserer Freunde erklären?«

2. Das Maß der Vernunft
     
    Als Leandra und ich in den Gastraum zurückkehrten, hießen uns die prasselnden Feuer in den beiden Kaminen an den Längswänden willkommen. Holgar saß an seinem Tisch und murmelte irgendetwas in seinen Becher. An einem anderen Tisch saßen Janos und Sieglinde, zusammen mit Zokora und Varosch, der sorgfältig Zokoras Schwert polierte. Torim, ein Bergarbeiter, und Ulgar, ehemals eine Wache Holgars, saßen auch dabei. Sie spielten Würfel um einen Einsatz aus Kupferpfennigen. Hinter der Theke stand Eberhard auf einem Schemel und wischte die Oberseite

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