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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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hat euch alle behext! Ich sage Euch, es wird Euch genauso gehen wie meinem Freund Rigurd! Auch er lag zwischen ihren Lenden, und seht, was es ihm eingebracht hat!«
    Varosch traf den Händler mit der Faust, und dieser taumelte zurück, fiel fast über einen Stuhl. Er wischte sich den blutigen Mund ab und blitzte den Wächter an. »Einen wehrlosen Mann schlagen, ja, das könnt Ihr!«
    Varosch trat den Stuhl zur Seite, und Holgar flüchtete hinter einen der großen Tische. »Ja, schlagt mich, schlagt zu, mein Freund, zeigt, wie sie Euren Verstand benebelt und Euer Blut zum Kochen bringt!« Fast gelang es ihm, Varoschs nächstem Schlag auszuweichen, aber nur fast; der Händler schwankte, prallte gegen die Wand und entging mit knapper Not dem folgenden Angriff des aufgebrachten Mannes. Holgars Wange war aufgeplatzt und blutig, Varosch sah aus, als wolle er ihn zu Brei schlagen, aber der Händler schien mir in der Tat wie von Sinnen. Einen wutentbrannten Mann weiter anzustacheln zeugte in meinen Augen nicht gerade von Vernunft. Wenn niemand eingriff, dann konnte das ein übles Ende nehmen. Die meisten anderen waren wohl gewillt, dem Spektakel zuzusehen, Mitleid konnte Holgar ja kaum erwarten. Ich hatte selten jemanden gesehen, der sich leichter die Missgunst anderer zuzog, als diesen Händler. Ich erhob mich, um dazwischenzugehen.
    »Seht ihr nicht, dass sie nichts anderes ist als eine Hure? Sie liegt bei jedem, der ihr gefällt, wie eine läufige Hündin«, rief Holgar.
    Varosch stieß ein unartikuliertes Knurren aus und wäre Holgar wohl über den Tisch hinweg an den Hals gegangen, hätte ich ihn nicht zwischenzeitlich erreicht und ihn im letzten Moment zurückgehalten.
    »Sie ist ein Ungeheuer!«, schrie Holgar lauthals. Der Mann kannte einfach kein Ende. »Seht ihr denn nicht, was sie tut? Dort habt ihr den Beweis!«
    Er zeigte mit seiner blutverschmierten Hand in eine Ecke des Gastraums, wo eine Person saß, die wir alle gern übersahen.
    Es war eine hübsche Frau, mit langen, geflochtenen braunen Haaren und einem markanten Gesicht. Sie war sorgsam gekleidet und saß aufrecht da, jede Falte ihres Gewands fiel so, wie sie sollte, wie dekoriert. Wie jeder andere von uns versuchte auch ich sie nicht zu beachten, wenn Zokora sie fütterte, wusch und ankleidete, all dies direkt hier im Gastraum. Vielleicht kannte Zokora wirklich kein Schamgefühl, aber ich vermutete, dass es ein subtiler Teil der Strafe war, die Zokora sich für sie ausgedacht hatte.
    Diese Frau hatte vor nicht ganz zwei Wochen mit einer Armbrust Zokoras Liebhaber, den Händler Rigurd, erschossen.
    Und wäre Zokoras eigener Schuss seinerzeit daneben gegangen, hätte diese Frau mein Leben beendet; ich hatte also ebenfalls wenig Grund, diese namenlose Frau zu mögen. Zokora aber hatte sie genau in dem Moment mit einem Pfeil aus ihrem Blasrohr getroffen, als sie mir die Kehle durchschneiden wollte. Das war während unseres letzten verzweifelten Ansturms auf den unterirdischen Tempel gewesen, wo der Nekromant Balthasar die Magie beschwor, die uns alle getötet hätte.
    Niemand von uns wusste, welches Gift Zokora auf ihren Blasrohrpfeil gestrichen hatte, doch seine Wirkung war beängstigend. Wenn Zokora den Arm ihrer Gefangenen anhob, so hielt diese ihn so, stundenlang mitunter, bis Zokora ihn wieder für sie senkte.
    Eine lebensgroße Puppe. Das Einzige, was das Gift nicht berührte, waren die Augen. Und vor allem diese Augen machten die Frau so attraktiv: wunderschöne bernsteinfarbene Augen, aus denen Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit einen flehend ansprangen.
    Jedes Mal wenn sich Zokora ihrer mit diesem scheinbar liebevollen Lächeln annahm, sie wusch oder neu kleidete, ihr die Haare kämmte oder sie fütterte, konnte man die Stimme der Dunkelelfe hören, wie sie ihrem Opfer genauestens beschrieb, welche Folter bevorstand. Wie andere zog auch ich es vor, nicht anwesend zu sein, wenn sich Zokora um ihre Gefangene kümmerte, dennoch hörte ich oft genug diese leise Stimme. Bis jetzt hatte sich Zokora nicht mit einer Silbe wiederholt. Das, was die Elfe mit solch offensichtlicher Vorfreude und Genugtuung beschrieb, wäre ein schlimmes Ende für jeden Menschen, grausam, aber doch ein unwiderrufliches Ende. Aber Zokora war im Stande zu heilen. Dieser namenlosen Frau, der einzigen Überlebenden aus Balthasars Gruppe, standen Jahrzehnte der Folter bevor. Folter und anschließende Heilung und wieder Folter. Immer wenn ich daran dachte, wurde mir schlecht,

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