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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Stadt schien versammelt, denn es gab bereits allerlei Gerüchte. Wir wurden ausgezogen, erhielten die rituellen einundzwanzig Rutenschläge der Läuterung und wurden vor Borons Statue geführt, wo wir uns hinzuknien hatten. Ein Raunen ging durch die Menge, denn natürlich waren wir nackt, und es hieß, dass noch nie in einem Tempel des Boron das Wort über eine Frau gesprochen worden war. Es war eine Sensation. Der Graf war auch da, aber er tat, als kenne er die Sera nicht. Großmeister Rolato trat vor die Statue Borons, gab uns allen seinen Segen und schilderte in einfachen Worten den Sachverhalt: Ein junges Mädchen wurde, im Haus ihrer Familie, von einem Gast, der sich unter falschem Vorwand eingeschlichen hatte, überfallen, misshandelt und vergewaltigt. Der Sohn des Hauses erwehrte sich dieses Missetäters. Borons Urteil war das folgende: Sera Delante, von hoher Geburt, war eine allein stehende Frau, die unverheiratet keinen männlichen Schutz besaß, was den Fall verschlimmerte. Sein Urteil für Sera Delante war, sie mit einem Adligen seiner Wahl zu verheiraten. Ich als Sohn des Hauses hatte gute Absicht gezeigt, aber wenig Weitsicht, sodass es mir offensichtlich an Erfahrung mangelte. Sein Urteil für mich war sechs Jahre Dienst in der Tempelwache. Lisette, das Opfer, erhielt die Gnade Borons und vollständige Heilung und war nun in den Augen der Götter wieder rein und unschuldig. Sie sollte innerhalb der nächsten zwei Jahre verheiratet werden. Unaska hingegen, der Vetter des Königs, hatte sich schändlicher Handlungen schuldig gemacht. Sein Urteil war Kastration und Tod durch das Schwert. Aus Rücksicht auf seinen Vetter würde er, Rolato, das Urteil in umgekehrter Reihenfolge vollstrecken. Dies geschah dann auch am selben Abend.«
    »Hui!«, sagte Sieglinde beeindruckt.
    »Ich habe davon gehört«, sagte Janos leise. »Der König beschwerte sich, nicht wahr?«
    »Ja.« Varosch klang amüsiert. »Ich glaube, der Großmeister erklärte ihm, dass sein Vetter ihm genug über seine eigenen Verfehlungen erzählt habe und dass es angebracht wäre, dankbar zu sein, dass sein Verwandter nichts mehr erzählen könne.«
    »Ich glaube, ich verstehe, weshalb sich so wenige Borons Gerechtigkeit unterwerfen wollen«, sagte Janos. »Sie ist so … zweischneidig.«
    In der Tat. Abgesehen davon war eine Voraussetzung für Borons Gerechtigkeit, dass einer seiner Diener selbst Zeuge des Verbrechens wurde und so im Namen seines Gottes Anklage erheben konnte. In Sichtweite eines Borontempels, so hieß es, konnte man eine goldene Münze verlieren und fand sie ein Jahr später noch auf der Straße wieder.
    »Wie ging es dann weiter?«, fragte ich. »Geschah es so, wie der Großmeister es verfügte?«
    »Ja. Wie auch anders? Es war Borons Wille. Alle Mädchen im Haus der Sera Delante wurden gut verheiratet. Der Hohepriester wählte für die Sera einen ihrer alten Jugendfreunde, sie hatte ihn nach ihrer Schande nie wiedersehen wollen, aber er wollte sie. Ich glaube, sie sind glücklich zusammen. Ich selbst wurde in der Tempelgarde ausgebildet, wo man mein Talent mit dem Kreuzbogen früh erkannte und förderte. Vor knapp einem Jahr endete meine Dienstzeit, und ich begab mich auf Wanderschaft. Nachdem ich etwas von der Welt gesehen hatte, sollte ich wieder zum Tempel zurückkehren. Ich traf Meister Rigurd, der mich anstellte, seine Wagen zu bewachen, und folgte ihm zum Gasthof am Donnerpass, wo wir eingeschneit wurden … Ich glaube, ihr kennt den Rest der Geschichte.«
    »Varosch«, sagte Janos leise. »Sehe ich das richtig … Bist du Boron geweiht?«
    »Ja.« Varosch war deutlich amüsiert. »Das macht Euch doch nicht zu schaffen, oder? Schließlich seid Ihr kein Räuberhauptmann mehr.«
    »Ich bin froh, dass ich keiner bin«, sagte Janos mit Inbrunst. »Bist du ein Novize?«
    »Nein. Ich bin bereits im Rang eines Adepten. Wenn ich in neun Jahren zum Tempel zurückkehre, kann ich mich entscheiden, ob ich als Tempelritter weiterdienen will oder das Noviziat als Tempelpriester annehme.« Er lachte leise. »Es gab einen kurzen Moment, an dem ich zweifelte, und beinahe wäre ich Schmied geworden. Aber heute weiß ich, dass ich wirklich meiner Berufung folge.«
    »Du bist ein Priester, Varosch?«, fragte Zokora. Sie hatte während der ganzen Geschichte nichts gesagt, aber selbst blind hatte ich ihre Aufmerksamkeit gespürt.
    »Ja, Zokora. Ich sagte dir schon, dass wir gut zusammenpassen.«
    Janos fing an zu lachen.
    »Ich kann Euch

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