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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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dritte und dann die vierte Stufe empor und stand so vor ihm, von Angesicht zu Angesicht, denn es war unser Brauch, dass die Statuen der Götter nicht übermächtig groß, sondern von normaler Statur waren. Unter dem Obsidian seines Umhangs war das Gesicht Soltars zu erkennen, obwohl nur jemand, der hier auf dieser Stufe stand, es sehen konnte. Es war sorgfältig in Alabaster gezeichnet, in den dunklen Pupillen leuchteten silbern die Sterne, und es erschien mir, als sähe ich zum Firmament hinauf.
    »Lange habt Ihr mich nicht annehmen wollen, Herr«, sprach ich leise in meinem Traum. »Aber bevor Ihr einen meiner Gefährten nehmt, nehmt mich. Ich war niemals Euer gehorsamster Diener, aber ich diente Euch, so gut ich konnte.«
    Auch im Traum schwiegen die Götter. Aber mir kam es vor, als ob das bleiche Gesicht unter der Haube aus dunklem Stein sanft lächelte.
    Dann entschwand dieser Tempel und ich schlief.
    Der Morgen dämmerte kühl und klar, die Luft erfüllt von seltsamen, unbekannten Gerüchen. Ich hatte vorher nie so sehr auf das geachtet, was meine anderen Sinne mir mitteilen konnten. Jetzt spürte ich die Sonne auf meinem Gesicht und den leichten Wind, der von Osten blies.
    »Was ist, Havald?«, fragte mich Leandra.
    »Nichts«, antwortete ich ihr und schulterte meinen Packen. »Ich habe mir nur die Landschaft angesehen.«
    Wir waren zeitig aufgebrochen. Leandra hatte Wasserschläuche gefunden und Sieglinde uns ein stärkendes Mahl bereitet.
    »Wir haben nicht mehr viel Proviant«, sagte sie dann.
    »Der Bär war doch groß genug.«
    »Ja. Aber hier ist es wärmer, das Fleisch wird sich nicht lange halten. Ich werde heute Abend den Rest braten, ab dann gibt es Käse und Brot.«
    »Besser als nichts«, sagte ich.
    Wir gingen den größten Teil des Morgens schweigend. Ab und an teilte mir Poppet mit, wenn sie etwas sah, das von der Monotonie der Landschaft abwich. Hier ein verfallener Brunnen, dort die Ruinen eines Gehöfts.
    Und die Straße, immer die Straße. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie erbaut worden war. Sie war gerade wie ein Lineal und bestand aus Steinplatten, eine jede vier Schritt im Quadrat, drei nebeneinander gelegt. Sträucher und Gräser wuchsen in den Ritzen, teilweise war sie zugeweht, aber sie war immer unter unseren Füßen und erleichterte den Marsch beträchtlich.
    »Wie wurden diese Straßen gebaut?«, fragte ich Sieglinde.
    »Serafine weiß es nicht. Das war vor ihrer Zeit, nachdem Askannon die Reiche vereinigt hatte. Manche sagen, es sei mit Magie geschehen, andere behaupten, es seien Tausende von Arbeitern gewesen. Sie denkt, es war beides.«
    »Was für einen Sinn hat es, solche Straßen zu bauen?«, fragte Zokora. »Sie führen ins Nirgendwo.«
    »Sie verbanden die Reiche und erleichterten den Handel. Hier sinkt kein Wagenrad im Morast ein. Und die Truppen marschieren schneller.«
    »Ich dachte, Askannon hätte seine Truppen mittels der Tore verlegt?«
    »Nein. Das tat er nur selten. Serafine sagt, sie sei auf ihren eigenen Füßen durch das Reich marschiert.«
    »Na, das tun wir jetzt ja auch«, bemerkte ich.
    Später am Tag hielten wir an.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Wüste. Vor uns liegt Wüste. Die Straße ist ab und zu sichtbar, aber zum größten Teil von Dünen bedeckt.«
    »Serafine sagt, hier sollte keine Wüste sein. Das Land war früher viel fruchtbarer.«
    »Nun«, meinte ich, »Wüste oder nicht, wir müssen hindurch. Ist Serafine sicher, dass die Stadt an dieser Straße liegt?«
    »Gasalabad? Ja, sie ist sich sicher.« Sieglinde zögerte. »Sie kommt aus diesem Reich. Sie wurde in Gasalabad geboren.«
    »Vor siebenhundert Jahren«, sagte Janos. »Bis jetzt sieht es nicht aus, als wäre von diesem Alten Reich viel übrig.«
    Wir gingen weiter. Sobald wir den Sand unter den Füßen spürten, wurde das Fortkommen immer schwieriger und anstrengender.
    Als der Mittag nahte, wünschte ich mir einen magischen Eissturm; die Hitze war unerträglich. Die Riemen meines Rucksacks scheuerten, mein Kettenmantel wog zehnmal mehr als zuvor und schien zu glühen.
    »Und das soll Winter sein? Ich möchte nicht wissen, wie es im Sommer ist«, schimpfte Janos leise.
    Wir gingen weiter. Immer, wenn wir ein Stück auf der Straße gehen konnten, seufzte ich vor Erleichterung und verfluchte den Sand, wenn er unweigerlich wiederkam.
    Am Spätnachmittag erreichten wir die Reste einer Ansiedlung. Poppet versuchte mir zu beschreiben, was sie sah, aber ihre Stimme war kaum zu verstehen.

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