Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Ich möchte wetten, dass hier Korn angebaut wurde.«
»Richtig«, kam es von Sieglinde.
»Als das Imperium sich zurückzog, dachten die Leute, dass sie so viel Korn nicht bräuchten. So einfach ist das.«
»Und verließen einfach ihre Höfe? Einfach so?« Sieglinde klang ungläubig. »Land ist das Wichtigste, das man haben kann.«
»Und Korn kann man immer verkaufen«, sagte Janos. »Auf jeden Fall kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass hier jemals wieder Korn angebaut wird. Die Erde ist ausgetrocknet. Um hier wieder einen fruchtbaren Boden zu bilden, braucht es Jahre.«
»Ihr kennt Euch aus in der Landwirtschaft?«, fragte ich Janos.
»Ja. Mein Vater war ein Händler. So etwas erweckte seine Neugierde. Vergesst nicht, ich wollte einmal selbst Händler werden.«
»Na gut«, sagte Leandra und stand auf. »Das bringt uns im Moment nicht weiter. Ich gehe den Turm reinigen und hole Wasser. Ich sah in der Küche hinter der Messe der Donnerfeste einen Brunnen und Fässer. Vielleicht finde ich auch Wasserschläuche.«
»Könnt Ihr Hilfe gebrauchen?«, bot sich Varosch an. »Das ist eine Menge Dreck und Schutt.«
»Das erledige ich im Handumdrehen«, antwortete Leandra. Ich konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören.
Wenig später hörte ich ein fürchterliches Poltern aus Richtung des Turms. »Eine Staubwolke steigt auf«, teilte mir Poppet mit. Ich presste mir ein Tuch ans Gesicht. »Führt mich hin!«
»Alles in Ordnung«, hörte ich Leandra fröhlich rufen. »Einen Moment noch!« Es polterte erneut.
»Was siehst du, Poppet?«
»Maestra de Girancourt. Sie kehrt mit einem Besen aus Gestrüpp Reste von Schutt und Dreck in die Mitte des Raums. Der meiste Dreck ist nicht mehr da.«
Ich war mir nicht sicher, aber diesmal meinte ich in ihrer neutralen Stimme doch so etwas wie Überraschung zu hören. »Wie meinst du das, nicht mehr da?«, fragte ich.
»Nicht mehr da.«
»Ich habe die Anordnung der Steine auf dem Boden verändert und das Tor aktiviert. Der ganze Dreck ist weg!«, rief Leandra fröhlich.
»Willst du sagen, der ganze Vogelmist ist jetzt irgendwo in einem anderen Tor aufgetaucht?«, fragte ich ungläubig.
»Ja.« Leandra lachte. »Es war eine willkürliche Anordnung, vielleicht ist der Dreck auch im Nirgendwo verschwunden. Ich hole jetzt Wasser.«
Ich hörte ein scharfes Plopp und spürte einen Windhauch. »Die Maestra ist verschwunden«, teilte mir Poppet mit.
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Für mich hatten diese Tore etwas Mystisches, Erhabenes. Und Leandra verwendete sie, um Schutt zu entsorgen? Die Frau hatte keinen Respekt!
Ich entschloss mich zu lachen. »Komm, Poppet, führe mich in den Keller, ich will versuchen mich nützlich zu machen«, sagte ich, immer noch amüsiert.
Als ich es den anderen erzählte, lachte Janos ebenfalls schallend. Auch Sieglinde kicherte. »In unserer Küche hätten wir auch so ein Abfalltor gebrauchen können.«
»Oder im Stall«, meinte Janos. »Stellt euch vor, der ganze Mist ist plötzlich weg.«
Die Zeit verging langsam. Es gab nicht viel, das ich tun konnte, also räumte ich alte Regale zur Seite oder zerschlug sie für Feuerholz, ansonsten kümmerte ich mich um meine Ausrüstung und bereitete Leandras und mein Lager vor. Stunden vergingen, und Leandra kehrte nicht zurück. Vielleicht war sie in der Feste auf Schwierigkeiten gestoßen? Seitdem sie mit Blitz und Donnerschlag in mein Leben getreten war, waren wir nicht mehr so lange voneinander getrennt gewesen. Es fiel mir schwer, mir das einzugestehen, aber ich vermisste sie. Hatte Angst um sie.
»Sagt, Varosch, wo kommt Ihr her?«, hörte ich Sieglinde fragen.
»Das ist eine lange Geschichte«, antwortete der.
»Wir haben Zeit«, sagte Janos. Er hatte recht. Die Nacht versprach lang zu werden, und ich konnte nicht einmal mehr schnitzen.
»Erzählt uns etwas von Euch.«
»Wie ihr wisst, komme ich ursprünglich aus Lassahndaar. Ich bin dort aufgewachsen. Mein Vater ist Fischer, und er träumte davon, eine ganze Bootsmannschaft zu zeugen. Meine Mutter gab sich redlich Mühe, ich war ihr viertes Kind. Sie starb bei der Niederkunft am Kindbettfieber. Mein Vater ließ sich nicht beirren. Bis ich zwölf war, heiratete er noch dreimal und setzte acht weitere Kinder in die Welt. Von uns zwölfen überlebten drei ihre Kindheit nicht. Mein Vater wollte, dass ich mit ihm auf das Boot ging, ich wollte es nicht. Solange ich klein war, überzeugte er mich mit Schlägen. Als ich zwölf war,
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