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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ihr Gesicht nicht beschreiben«, sagte Poppet todernst neben mir. »Es ist zu komisch.«
    Sie brauchte es nicht, ich wusste auch so, wie es aussah. Ich konnte nicht anders, ich musste selbst in das Gelächter einstimmen.
    »Habe ich etwas verpasst?«, fragte Leandra in überraschtem Tonfall vom Kellereingang her.

15. Ein Gebet
     
    Die Nacht war überraschend kalt, aber warm im Vergleich zu dem, was wir kannten. Ich war dankbar für Leandras Wärme, als ich dalag und über dieses und jenes nachdachte. Wir hatten das Tor erreicht und passiert, befanden uns nun in Bessarein, einem Land so weit entfernt, dass kaum jemand in den Neuen Reichen jemals von ihm gehört hatte. Wir würden bald die Mauern von Askir sehen. Ich hatte meine Zweifel gehabt, dass dieses Tor am Donnerpass wirklich existierte, und wenn doch, dass es noch funktionsfähig wäre. Und dennoch waren wir jetzt hier.
    Allerdings war dieser Ort keine belebte Handelsstraße und erst recht keine Ansiedlung, sondern seit Jahrhunderten verlassen; er bot das Bild des Zerfalls, welches ich mir zuerst von Askir gemacht hatte. Außerdem hatte ich lernen müssen, dass der Arm des Imperators von Thalak länger war, viel länger, als ich es mir in meinen schlimmsten Albträumen hätte denken können. Was von den alten Legenden war noch wahr?
    Es hatte diese Legionen gegeben, und sie waren wohl eher noch mächtiger gewesen, als die Legenden sagten. Es gab die Donnerfeste, so uneinnehmbar, wie ich kaum jemals eine Festung gesehen hatte. Ich hatte mit eigener Hand den Schnabel eines Greifen berührt, hatte Bekanntschaft mit einem Drachen, mit Tiefenkrabblern und Nachtspinnen gemacht, hatte erfahren, dass wohl meine eigenen Vorfahren Barbaren waren, genau diejenigen, die diese Legion bekämpfte. Ich hatte dem Wirken eines alten Gottes beigewohnt, hatte gesehen, wie Magie einen Maestro verbrannte, gesehen, wie Geister zum Appell antraten, um einen alten Schwur einzulösen. All dies hatte ich gesehen, und nun war ich blind.
    Als Leandra vor wenigen Wochen an meinen Tisch getreten war und um meine Hilfe gebeten hatte, dachte ich, ich hätte in meinem langen Leben alles gesehen und alles erlebt.
    Doch wie sehr hatte ich mich getäuscht!
    Ich dachte an meine Gefährten. Zokora, eine Dunkelelfe mit mysteriösen Fähigkeiten, scheinbar gnadenlos; Poppet oder Natalyia, eine Frau aus dem Land unseres Feindes, die uns nun begleitete, freiwillig oder unfreiwillig, aber deren Hilfe und Talent uns schon das Leben gerettet hatten. Janos, dessen wahren Namen ich immer noch nicht wusste, der sich einst als Räuber ausgegeben hatte; Sieglinde, die Tochter eines Wirts und eine Frau mit dem Bardentalent, die nicht bemerkte, dass sie sich längst selbst schon auf dem Weg in eine Ballade befand. Leandra, von hoher Bildung und Ausbildung, aber naiv im Kampf – und meine Liebste. Varosch, ein Geweihter Borons, der uns unauffällig und bescheiden stets treu zur Seite stand. Noch nie hatte ich eine solche Gruppe geführt. War es vielleicht doch möglich, dass wir die Waage zu unseren Gunsten verschieben konnten? Dass Leandra in ihrem wahnwitzigen Vorhaben Erfolg haben könnte? Hatten wir die Götter auf unserer Seite?
    Mich selbst verband, wenn auch gezwungenermaßen, etwas mit Soltar, dem Gott der Seelen. Leandra folgte Astarte, Varosch Boron und Zokora Solante, Astartes dunkler Schwester. Vielleicht fand Leandras Unterfangen ja doch Gnade in den Augen der Götter.
    Seit langem wieder betete ich. Ich hatte so oft schon Getreue in den Tod geführt, dass ich mich selbst manchmal als Soltars kalte Hand fühlte, welche die Seelen der Gefallenen zu ihm brachte. Ich sah mich, kniend in jenem Tempel, der nun wahrscheinlich nicht mehr stand, dem Tempel der gefallenen Stadt Kelar, in dem ich einen großen Teil meiner Kindheit verbracht hatte. Vor mir, hinter jenem Graben voll mit eiskaltem klaren Wasser, stand auf einer Insel das Abbild Soltars, des Mannes mit dem grauen Umhang, der Laterne in der erhobenen Linken und seinem Wanderstab mit der langen Kriegssense in der Rechten.
    Eine vierstufige Brücke führte über den Graben mit dem heiligen Wasser, berührte aber die Insel des Gottes nicht, sondern endete einen Fußbreit über ihr in der Luft. Selten nur hatte ich einen Priester weiter gehen sehen als die erste Stufe, nur einmal sah ich einen Hohepriester, der, selbst dem Tode nah, die dritte Stufe erklomm, um im Augenblick seines Todes ein Wunder zu wirken. In meinem Traum stieg ich langsam die

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