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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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trifft kein Blitz, wenn ich diesen Raum betrete?«
    Ich verdrehte nur die Augen und zog mir die Decke über den Kopf. Er kostete diesen Moment für meinen Geschmack viel zu sehr aus. Die Matratze sank ein und ich versteifte mich kurz. Dann genoss ich es erstaunlicherweise, dass er den Arm um meine Taille legte und sich von hinten an mich schmiegte. Er presste einen zarten Kuss auf meine Halsseite und streckte die Hand aus, um das Licht zu löschen.
    Obwohl ich fest damit gerechnet hatte, in seiner Gegenwart nicht schlafen zu können, spürte ich fast unmittelbar, wie meine Lider schwer wurden. »Es tut mir leid, Frederik«, murmelte ich leise.
    Der Griff um meine Mitte verstärkte sich. »Ich weiß.«
    Mehr sagte er nicht und bevor ich darüber nachdenken konnte, ob mich das beunruhigen sollte, war ich eingeschlafen.

    Als ich die Augen aufschlug, war ich sofort hellwach. Die andere Bettseite war leer und für einen Moment durchzuckte mich die absurde Angst, dass Frederik doch gegangen sein könnte. Zumindest versuchte ich mir einzureden, dass die Angst absurd war, denn im Grund war es mir egal, was Frederik tat – oder?
    Trotzdem erfasste mich eine nervöse Unruhe. Ich ignorierte die Tatsache, dass ich nur ein Höschen trug und kletterte aus dem Bett. Der Boden fühlte sich kalt unter meinen Füßen an, der Winter war definitiv da.
    Ich fand den Mann schließlich in der Küche, wo er sich abmühte, die Kapseln in die Kaffeemaschine einzulegen. Für einen Moment blieb ich in der Tür stehen und musterte seinen schönen Rücken. Seine Haare standen strubbelig vom Kopf ab und ich bemerkte, dass ich es kaum erwarten konnte, wieder mit ihm im Bett zu verschwinden – um zu kuscheln. Der beinahe schon widerwärtige Gedanke erschreckte mich zu Tode.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte ich belustigt.
    Frederik drehte sich um und betrachtete eingehend meinen fast nackten Körper. »In der Tat.«
    Ich ging zu ihm hinüber, für seine Verhältnisse war er gerade regelrecht schweigsam. »Hier, siehst du diese Lasche? Die muss nach hinten.« Während ich ihm erläuterte, wie mein eigentlich gar nicht so komplizierter Kaffeeautomat funktionierte, schnupperte ich unauffällig an ihm. Sein warmer Körper roch nach ihm und meinem Bett – eine verlockende Mischung.
    Als der Kaffee endlich in die Becher lief, seufzte Frederik erleichtert. »Hast du irgendetwas Essbares hier? Im Kühlschrank herrscht gähnende Leere.«
    Verlegen senkte ich den Blick. »Ich hatte gestern keinen Nerv einkaufen zu gehen, weil ich- äh- irgendwie abgelenkt war.« Ich sparte es mir, hinzuzufügen, dass dafür mein beknackter Plan, diesen wunderbaren Mann loszuwerden, verantwortlich gewesen war.
    Frederik ignorierte mein Stammeln und nippte an dem Kaffee. »Dann gehen wir gleich frühstücken und danach einkaufen, würde ich sagen.«
    Ich nickte begeistert – so groß war meine Erleichterung, dass er offensichtlich nicht sauer auf mich war. Mit den Kaffeebechern in der Hand bedeutete er mir mit einer Kopfbewegung, ins Schlafzimmer vorauszugehen.  
    Als ich mich wieder unter die Decke kuschelte, konnte ich mir die kleine Spitze nicht verkneifen: »Ich hätte nie gedacht, dass du ein Morgenmuffel bist.«
    Er sagte nichts, sondern warf mir nur einen finsteren Blick zu. Nach einer Weile murmelte er leise: »Woher auch? Das ist im Grunde ja erst unsere zweite gemeinsame Nacht.« Dabei ließ er den Kopf wieder auf das Kissen sinken und schloss die Augen.
    Schnell rechnete ich nach: Wir kannten uns seit Anfang September und wie oft wir inzwischen gevögelt hatten, konnte ich kaum zählen. Wenn man die erste Nacht mitrechnete, in der ich ihn trotzdem hinausgeworfen hatte, war es tatsächlich erst das zweite Mal gewesen, dass wir zur gleichen Zeit in einem Bett geschlafen hatten – und ich wusste, dass das an mir lag und nicht an Frederik.  
    Sofort meldete sich wieder das schlechte Gewissen – ich hatte es ihm wirklich nicht leicht gemacht. In einem Anflug von Dankbarkeit stellte ich meinen Becher ab und kuschelte mich freiwillig an seine Seite. Mit einem Brummen legte er den Arm um meine Schulter.
    Ich konnte kaum fassen, wie gemütlich und entspannend ich diese Situation fand. Es war wirklich lange her, dass ich mich so gefühlt hatte. »Warum bist du Single?« Plötzlich interessierte diese Frage mich brennend.
    »Was?«, murmelte Frederik schlaftrunken.
    »Wie kannst du nur so müde sein?«, fragte ich fassungslos und bohrte ihm einen Finger in die

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