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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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einer undeutlichen Geste, die alles hätte bedeuten können, wedelte ich zwischen uns hin und her.  
    Seine Mundwinkel zuckten und er schüttelte nur den Kopf. »Du bist nicht glücklich, wenn du nicht gleich Nägel mit Köpfen machen kannst, oder?«
    Wortlos ließ ich ihn stehen und rammte wütend den Chip in die Vorrichtung am Einkaufswagen, bevor ich in den Supermarkt rauschte. Leider vergaß ich, dass Frederik mühelos mit mir Schritt halten konnte.
    Allerdings störte es ihn wie immer nicht, dass ich ihn ignorierte. Belustigt beobachtete er, wie ich frisches Obst und Gemüse in den Einkaufswagen stapelte.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du so viel Verderbliches kaufen willst. Du kannst doch gar nicht kochen«, warf er ein und legte selbst einen Sechserpack Äpfel in den Wagen.
    Mit funkelnden Augen drehte ich mich um und bohrte ihm einen Finger in die Brust, dabei hatte ich noch einen Beutel mit Blattspinat in der Hand. »Zum wiederholten Mal, ich kann kochen. Es gibt zwei Versionen von mir: Die eine steht kurz vor der Fertigstellung eines Buches und isst sehr unregelmäßig, die andere hat Anfangsschwierigkeiten beim Schreiben und kocht gern etwas ausschweifender.«
    Frederik beäugte den Inhalt des Einkaufswagens und murmelte: »Das mit dem Kochen glaube ich erst, wenn ich live dabei war.«
    Mit einem verächtlichen Geräusch schob ich den Wagen und versuchte, mich zu orientieren.  
    Wenig später sah ich, dass Frederik immer wieder in den Gang mit den Süßigkeiten schielte und beschloss sofort, dass ich ihn damit aufziehen musste. »Wer hätte nur gedacht, dass du eine Naschkatze bist?«
    Ertappt zuckte er zusammen und warf mir einen kurzen, aber eindeutig bösen Blick zu. »Ich habe es eigentlich ganz gut im Griff.«
    Haha, der elende Lügner. Ich konnte eindeutig sehen, dass er schwer mit sich kämpfte. Also nahm ich ihm die Entscheidung ab und griff nach der Packung Toffifee, mit der er gerade vor meinen Augen praktisch Sex hatte.
    Er stieß ein ersticktes Geräusch aus und sagte vorwurfsvoll: »Das machst du nur, um mich in deine Wohnung zu locken.«
    Ich winkte ab. »Als ob ich das nötig hätte. Eigentlich wollte ich eine Spur in den Wald legen, genau bis zum Haus der Hexe.«
    Frederik legte einen Arm um meine Schulter und grinste breit: »Sag’ ich doch: Deine Wohnung.«
      Als hinter mir mein Name gesagt wurde, zog ich gerade eine Grimasse und wollte Frederik in die Seite boxen.
    »Helen?«
    Ich erkannte die Stimme auf Anhieb und spürte, dass mein Gesicht einfror, ohne dass ich etwas dagegen hätte tun können. Das Blut schien aus meinem Körper zu weichen und ich hörte nur noch meinen eigenen Herzschlag – wie in Zeitlupe. Meine Fäuste ballten sich und die Schritte kamen näher.
    »Helen, bist du das wirklich?« Ole hatte die Ruhe weg, einfach so zu klingen, als wäre die Welt völlig in Ordnung.
    Frederik hatte bemerkt, dass ich zur Salzsäule erstarrt war und sah gefasst zu dem Mann, der mich gerade angesprochen hatte. Ich hingegen hatte nicht das geringste Verlangen, mich umzudrehen und das Gesicht meines einzigen Ex-Freundes vor mir zu haben.
    Allerdings war ich auch nicht feige genug, um die Flucht zu ergreifen. Hoffentlich klang mein Atem nicht so rasselnd, wie er mir erschien, als ich tief Luft holte. Ich bekam nicht einmal die Zähne auseinander, um etwas zu sagen.  
    Stumm starrte ich Ole an und verspürte nicht zum ersten Mal das Verlangen, ihm richtig weh zu tun.
    Er stand vor mir, die Arme voller Einkäufe und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Dass ich noch nicht ein Wort gesagt hatte, schien ihn überhaupt nicht zu stören. Als wäre nie etwas passiert, plapperte er los: »Was für ein Zufall, dass ich dich hier treffe. Ich bin gerade erst wieder hierher gezogen. Wie geht es dir?«
    Bis vor zwei Minuten war es mir ziemlich blendend gegangen – gerade überlegte ich, wo hier die Messer hingen. Irgendwo gab es sicher einen Gang, in dem Küchenzubehör verkauft wurde. Ein scharfes Messer, mehr brauchte ich sicher nicht. Ehrlich gesagt hielten mich nur Frederiks Anwesenheit und die Tatsache, dass sich an diesem Samstag eine Menge Kinder hier tummelten, davon ab, ein Massaker in Gang sieben anzurichten.
    Stattdessen konzentrierte ich meine gesamte Willenskraft darauf, regelmäßig Luft zu holen – was gar nicht so einfach war.
    Jetzt fiel ihm auf, dass ich nicht einmal gesprochen hatte und sein widerliches Grinsen wurde etwas schwächer. Zum ersten Mal schwenkte sein Blick zu

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