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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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Unter Garantie war der gerade noch nicht da gewesen. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde war ich mit einem lebensbedrohlich hohen Puls aufgesprungen.
    »Was zur Hölle? Bist du verrückt geworden?« Einer Furie gleich warf ich mich auf Frederik und schlug auf ihn ein. Wie konnte er mir nur so einen Schreck einjagen?
    Gelassen fing er meine Arme ab und zog mich an sich. Widerwillig ließ ich mich gegen ihn sinken. Entsetzt spürte ich das Schluchzen in meiner Kehle aufsteigen. Ich wollte so viel sagen und hatte gleichzeitig auch eine Menge Fragen – doch ich war gelähmt und sprachlos.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass ich am ganzen Körper zitterte. Frederik streichelte meinen Rücken und hielt meinen Kopf umfasst, mein Gesicht lag in der Kuhle zwischen seiner Schulter und seinem Hals. Das Blut rauschte in meinen Ohren und mein Puls jagte.
    Ich protestierte nicht einmal, als Frederik mich langsam ins Schlafzimmer bugsierte. Er platzierte mich auf dem Bett, legte sich daneben und zog die Decke über uns. Meine Nase war so verstopft, dass ich kaum Luft bekam.
    »Wie zum Teufel bist du hier reingekommen, du Mistkerl?«, stieß ich empört hervor. Meine wütende Frage wurde leider durch den nasalen Tonfall erheblich abgeschwächt.
    »Elena hat mir schon vor Wochen den Schlüssel gegeben«, antwortete er ruhig und ließ nicht zu, dass ich mich aus seiner Umarmung löste.
    »Miese Verräterin. Wozu? Damit du mich im Schlaf ermorden kannst?« Ich sträubte mich noch immer und versuchte, Abstand zwischen uns zu bringen, während ich nach Luft schnappte.
    »Nein. Deine Schwester hat ganz treffend vermutet, dass du irgendwann etwas Bescheuertes machen würdest, um mich aus deinem Leben zu werfen. Deswegen hat sie mir den Schlüssel gegeben und gesagt, dass ich dich notfalls zu deinem Glück zwingen soll.«
    Erstickt keuchte ich auf. »Grenzwertig.« Mehr brachte ich nicht hervor, bevor ich erschöpft auf die Matratze sank.  
    Sofort schmiegte Frederik sich an mich. »Möchtest du mir jetzt vielleicht erklären, was genau das Problem ist, Helen? Du wirst mich so schnell nicht los, also könntest du einfach damit rausrücken.«
    Seine Worte lösten – warum auch immer – einen neuen Weinkrampf bei mir aus. Unendlich geduldig wartete er, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte und entließ mich dabei nicht aus seiner Umarmung. Sein Atem strich über mein Haar und irgendwann ebbte mein Schluchzen ab.  
    Zitternd holte ich tief Luft und sagte so fest es mir möglich war: »Es tut mir leid. Das war einfach nur dumm. Ich weiß nicht einmal, was ich mir dabei gedacht habe.«
    Das Schlafzimmer wurde nur von der kleinen Lampe auf meinem Nachttisch beleuchtet und ich musste den Kopf weit in den Nacken legen, um Frederik aus meiner Position in die Augen sehen zu können. Sein Blick wanderte über mein Gesicht und ich konnte den fragenden Ausdruck erkennen. Schnell kuschelte ich mich wieder an seine Brust, bevor ich ihm gestand, was für ein erbärmlicher Versager ich war. »Da ist nichts gelaufen.«
    Er besaß die Frechheit, einfach zu lachen. Die Vibrationen durchdrangen seinen Brustkorb. »Das hätte mich auch gewundert. Ich glaube nicht, dass Simon den Versuch dich zu küssen, tatsächlich überlebt hätte.«
    »Vielleicht hätte ich ihn ja von mir aus geküsst!« Ich verstand nicht, was daran so abwegig sein sollte.  
    »Ach ja?«, neckte Frederik mich. »Zeig mal!«
    Ich strampelte die Decke zur Seite und stemmte die Hände in die Matratze, um mich aufzurichten. »Das kommt gar nicht in die Tüte, ich muss erst einmal duschen.« Vorsichtig schielte ich zu ihm. »Bist du sehr sauer?«  
    »Ich fürchte, ich bin primär sehr eifersüchtig und ich glaube, das verträgt sich gar nicht mit deinen Richtlinien für unser äußerst merkwürdiges Verhältnis.«
    Mein Herz schlug schneller und spürbar hinten in meiner Kehle. Schnell leckte ich mir mit einer nervösen Geste über die Lippen. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten und senkte den Kopf, als ich mit leiser Stimme vorschlug: »Vielleicht kannst du dir ja neue Richtlinien überlegen, während ich dusche.«
    Entspannt lehnte er sich auf dem Bett nach hinten und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Das ist interessant. Ich hatte fest mit der Todesstrafe für meine ungebührlichen Gedanken gerechnet.«
    »Hm.« Sollte er sich nur weiter auf meine Kosten amüsieren, dann würde ich ihm halt nicht sagen, dass ich mittlerweile ganz offensichtlich eine gewisse Zuneigung

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