Die zweite Nacht
andere Lösung, um Streit beizulegen? Du meine Güte!
Eigentlich war ich nur wütend, weil ich genau wusste, dass das bei Frederik nicht ziehen würde. Zumal unser Verhältnis so angefangen hatte.
»Du meinst Leber?«, erkundigte ich mich.
»Ja, und er weiß, dass ich das Zeug hasse. Es ist also ein Zeichen von Zuneigung.« Sie schwieg wieder und ich ahnte, dass sie darunter litt, dass ich ihr nichts erzählt hatte. Doch sah sie davon ab, mich zu fragen, weil sie vermutlich fürchtete, dass ich sie abweisen würde.
Schweren Herzens seufzte ich. »Sein Name ist Frederik, er ist etwas älter als ich und umwerfend. Ich wollte mir nur sicher sein, bevor ich ihn euch vorstelle.«
Meine Mutter wäre nicht meine Mutter gewesen, wenn sie nicht im gleichen Moment strafend gesagt hätte: »Dann sieh zu, dass du das wieder hinbiegst, Helen!«
»Ja, Mama.«
Dieses Mal war es meine Mutter, die auflegte. Ich runzelte die Stirn und ließ Revue passieren, was ich meiner Mutter da gerade erzählt hatte. Wobei wollte ich mir bitte sicher sein? Um Himmels Willen! Ich redete einfach nur noch Unsinn.
Einige Stunden später betrachtete ich sehr zufrieden meine neuen Einkäufe. Ich hatte darüber nachgedacht, was mir geraten worden war und war dann zum Einkaufszentrum aufgebrochen.
Ich hatte geduscht und mich hübsch zurechtgemacht. Nun würde ich die Geschenke für Frederik vor seiner Tür stapeln, klopfen und dabei mein Verlangen unterdrücken, mich zu übergeben. Meine wortreiche Entschuldigung hatte ich in meinem Kopf schon mehrfach geübt.
Trotzdem musste ich doch schwer schlucken, bevor ich klopfte. Es dauerte sehr lange, bis Frederik mit einem missmutigen Gesicht die Tür öffnete.
Schnell rasselte ich meinen Text hinunter, bevor mich endgültig der Mut verließ. »Estutmirsoleidwennduwillsterzähleichdirallesbittehabmichnochlieb!«
»Was? Ich habe kein Wort verstanden!«, rief Frederik aufgebracht, sah aber schon weniger ablehnend aus. Sein Blick glitt nach unten und ich konnte sehen, wie er den Kasten Bier, die Playstation und die Blu-rays begutachtete.
»Was ist das?«, fragte er misstrauisch und deutete auf meine Geschenke.
»Mein Versöhnungsangebot. Ein Männer-Blumenstrauß, wenn du so willst.«
»Männer-Blumenstrauß?«, wiederholte er fassungslos.
Ich fühlte mich verpflichtet, ihn aufzuklären: »Na, wenn Frauen sauer sind, gehen Männer los und kaufen Blumensträuße oder Schmuck. Aber ich konnte hier ja schlecht mit einem Diamantring aufkreuzen.«
Seine Mundwinkel zuckten, aber ich sah, dass er mit sich kämpfte. Als holte ich Luft und trug meinen Text noch einmal vor, dieses Mal langsamer: »Es tut mir leid. Wenn du mich noch willst, dann erzähle ich dir alles, was du wissen willst.«
Frederik grunzte – oder zumindest klang es verdächtig danach. »Natürlich will ich dich noch. Komm rein.«
»Sofort, ich muss vorher noch etwas holen, damit die ganze Geschichte verständlicher wird.«
Ich drehte mich und schlüpfte schnell in meine Wohnung. Mir war noch immer nicht ganz wohl dabei, aber noch schlimmer fand ich die Vorstellung, mein Leben ohne Frederik zu fristen.
In der untersten Schublade meines Schreibtischs lag der Bilderrahmen und wie immer konnte ich nicht verhindern, dass mein Magen sich verkrampfte, als ich ihn in die Hand nahm. Ich löschte das Licht und betrat wieder Frederiks Wohnung.
Er hatte die Blu-rays in der Hand und starrte mich vollkommen entsetzt an. »Das sind ja gar keine Spiele für die Playstation!«
Ich schlug die Hand vor die Stirn. Videospiele! Natürlich, darauf hätte ich auch kommen können. Dabei hatte ich gedacht, ich würde ihm trotzdem eine Freude machen.
»Männer stehen doch auf so etwas…« Meine Stimme wurde am Ende des Satzes merklich leiser.
»Du hast mir Pornos geschenkt«, murmelte Frederik völlig fassungslos und legte die Hüllen auf den Tisch.
»Daniel hat mir zu Filmen geraten«, jammerte ich sofort.
Frederik grinste mich schief an. »Ich würde vermuten, dass er eine andere Art von Filmen meinte. Actionfilme? Komödien? Horrorfilme vielleicht?«
Betroffen starrte ich auf den Boden. »Du musst das positiv sehen, immerhin bin ich- äh- locker.«
Er lachte und ließ sich auf das Polster fallen. »Du bist einfach unbegreiflich.«
Mein Magen schien eine Tonne zu wiegen, als ich die Couch umrundete und neben ihm Platz nahm. »So unbegreiflich bin ich gar nicht.«
Meine Finger hatten sich um den Bilderrahmen verkrampft und ich wusste
Weitere Kostenlose Bücher