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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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den Augen rollte.
    »Was hast du gemacht?«, wollte sie wissen und verkniff sich wohlweislich den vorwurfsvollen Ton.
    »Ich kann nicht ins Detail gehen, aber Frederik ist sauer auf mich. Wie mache ich das rückgängig?«, fragte ich und wünschte mir verzweifelt, von meiner Schwester einen kompetenten und simplen Drei-Schritte-Plan zu bekommen. Immerhin war sie verheiratet, sie musste also Bescheid wissen!
    »Kannst oder willst du nicht ins Detail gehen?«
    »Elena!«, warnte ich sie und hörte ihr Seufzen.
    »Wie soll ich dir helfen, wenn ich nicht weiß, wie gravierend es ist?«
    Ich konnte nicht leugnen, dass da etwas dran war. »Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich es so um fünfzehn einordnen. Und komm mir jetzt nicht mit Sex und aufreizender Unterwäsche!«
    Mir entging nicht, dass Elena tief Luft geholt hatte, als ich den Schaden benannt hatte. »Also, wenn Stephan so richtig sauer ist, dann hole ich immer Tickets für ein blödes Fußballspiel und gehe mit, um mich dann im Stadion zum Affen zu machen, indem ich wie alle anderen auch einen Schal schwenke und irgendwelche Sachen gröle.«
    »Aha.« Ich versuchte wirklich, damit zu arbeiten. Aber irgendwie schien es mir nicht auf meine Situation anwendbar zu sein.
    »Ansonsten, – ich sage es nur ungern: Sex und hübsche Unterwäsche.« Elenas Stimme war im Laufe des Gesprächs deutlich leiser geworden und ich vermutete, dass Stephan sich im gleichen Raum befand.  
    Bevor sie noch etwas sagen konnte, murmelte ich: »Danke.«
    Ich legte auf und wählte direkt die nächste Nummer. Mo brauchte etwas länger, um abzuheben und klang verdächtig atemlos.
    »Helen, was gibt es?«
    »Hey. Also: Ich habe Frederik verärgert und brauche einen Tipp, wie ich es wieder gut machen kann.«
    »Wofür interessiert er sich denn?«, fragte die Freundin meines Bruders.
    »Woher soll ich das wissen?«, herrschte ich sie an und wurde mit einem lauten Lachen bestraft. Dann wurde ihre Stimme deutlich gedämpft und ich hörte, wie sie mit jemandem redete. Anschließend klang es, als würde sie um das Telefon rangeln.
    Schließlich hörte ich die belustigte Stimme meines Bruders und schloss die Augen. »Helen. Wer hätte bloß damit gerechnet, dass du Ärger machen würdest?«
    Ich schnaubte nur verächtlich. »Gib mir wieder Mo.«
    »Mo hat leider nicht die geringste Ahnung«, erwiderte er gelassen und ich hörte ein Geräusch, das verdächtig so klang, als hätte Mo ihn geboxt.
    »Ach so, und du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen?« Sarkasmus tropfte aus jedem meiner Worte.
    »Zufälligerweise ja. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, männlich zu sein und damit dein bester Ansprechpartner.«
    Ich schnaubte und hoffte, so meine Meinung deutlich zu machen. »Und was rätst du mir?«
    »Da ich dich ziemlich gut kenne: Mit ihm reden. Sag ihm, was er hören will«, riet mein Bruder mir.
    Vor Entsetzen, weil er genau ins Schwarze getroffen hatte, blieb mir der Mund offen stehen. »Aber-«, setzte ich stammelnd an und brach wieder ab.
    »Gern geschehen, Schwesterherz. Garniere deine wortreiche Erklärung noch mit einer Entschuldigung und einem hübschen Geschenk.«
    Kurz kaute ich nachdenklich auf meiner Unterlippe herum. »Ein Geschenk?«, fragte ich dann vorsichtig nach.
    »Na, irgendetwas wofür er sich interessiert«, flötete mein Bruder in den Hörer. »Männerkram eben, Computer, Videospiele, DVDs, Bücher, Sportklamotten – du kennst ihn vermutlich besser als ich. Das hier wird keine Unterhaltung über Sex oder Dessous.«
    »Danke«, sagte ich und legte auf.
    Ich strich mir mit beiden Händen durch die Haare. Daniel war erstaunlicherweise zumindest hilfreicher gewesen als Elena, aber ich hatte das Gefühl, statistisch gesehen noch nicht genug Leute befragt zu haben. Schweren Herzens wählte ich die nächste Nummer.
    »Helen! Um Himmels Willen, was ist passiert?« Meine Mutter klang geradezu bestürzt.
    »Nichts«, erwiderte ich gereizt. »So selten rufe ich auch wieder nicht an.«
    »Natürlich nicht«, murmelte Mama und ich konnte die Ironie hören.
    »Was machst du, wenn du Streit mit Papa hast und ihn versöhnen willst?«, fragte ich und versuchte, so unbeteiligt wie möglich zu klingen.  
    Dennoch schwieg sie einen Moment – schließlich war sie keine Idiotin. »Sein Lieblingsessen kochen«, antwortete sie nach einer Weile und ließ am Ende des Satzes eine bedeutungsschwangere Pause, die ich automatisch mit »Und Sex« auffüllte. Hatte denn niemand eine

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