Die zweite Nacht
Arschloch heute unangespitzt in den Boden gerammt.«
Seine Worte waren Balsam für meine Seele. Meine Wange an ihn geschmiegt lauschte ich einen Moment lang seinem Herzschlag. »Ich konnte einfach nicht darüber reden.«
»Jetzt kann ich das nachvollziehen.« Frederik küsste meinen Scheitel. »Warum hast du nie etwas unternommen?«
Ich lachte böse auf. »Was denn? Ich hatte keine Beweise und das Buch erschien mehr als zwei Jahre, nachdem er mich verlassen hatte. Inzwischen hatte ich mich eingekriegt und befand mich in Verhandlungen mit meinem jetzigen Verlag, da wollte ich keinen Streit vor Gericht provozieren. Außerdem hatte ich nicht genug Geld, um mir einen Anwalt zu leisten.«
Frederik dachte nach und liebkoste mich dabei die ganze Zeit weiter. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus: »Du hasst mich nicht?«
»Natürlich nicht, du Dummkopf. Wie könnte ich? Immerhin hast du mir Pornos mitgebracht.«
Wir lachten beide und ich war froh, dass ich scheinbar das Unheil abgewendet hatte. Frederik löste sich von mir und betrachtete mein Gesicht. »Sag mal, du stehst doch so auf Kategorien und Ordnung: Wo stehen wir beide denn jetzt?«
So viel zum Thema ›Unheil abwenden‹. Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte so angestrengt nach, dass mein Kopf tatsächlich davon schmerzte. Frederik beobachtete mein Mienenspiel. »Lass dir ruhig Zeit, ich gucke mir mal deinen Filmgeschmack an.«
Entsetzt verbarg ich mein Gesicht in den Händen, aber sah durch die Finger hindurch dabei zu, wie er nach den Pornos griff.
» Kleine Luder hart gefickt 3 «, las er vor und schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Ich glaube, ich brauche etwas zu trinken und es ist mir egal, dass es nicht einmal nachmittags ist.«
Erleichtert nickte ich. »Ich auch, unbedingt!«
Frederik verschwand in der Küche und kam mit einer Flasche und zwei Gläsern zurück. »Wodka okay?«
»Hauptsache Alkohol«, versicherte ich ihm und griff sofort gierig nach dem Glas. Die klare Flüssigkeit brannte auf meiner Zunge und lenkte mich auf angenehme Weise von dem Klumpen in meinem Magen ab, der schon merklich kleiner geworden war, nachdem ich das große Geständnis hinter mich gebracht hatte.
Innerhalb von Minuten war ich betrunken. Keine Ahnung, ob es an dem verpassten Mittagessen lag, aber der Alkohol wanderte schneller in meinen Kopf, als Frederik brauchte, um die kleine Porno-Sammlung zu bestaunen, die ich ihm geschenkt hatte.
»So, Frau Doktor Freud: Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Filme deine intimsten sexuellen Wünsche widerspiegeln?« Frederik grinste mich offen an.
Ich verschluckte mich fast am zweiten Wodka und wusste nicht, was ich antworten sollte. Wenn ich jetzt alles abstritt, würde das unglaubwürdig klingen und die Wahrheit konnte ich ihm unmöglich sagen.
Mit Frederik blieben in meinen Augen nämlich keine Wünsche offen – aber die Vorstellung, was dieses Geständnis mit seinem Ego veranstalten würde, hielt mich davon ab, es zu sagen. Stattdessen rümpfte ich die Nase. »Hm.«
Frederik lachte nur und stand auf, um die Disc in den Player zu schieben, während mir das Herz stehenblieb. Er wollte doch jetzt nicht allen Ernstes einen Porno mit mir gucken!
Sekunden später war das Wohnzimmer von eindeutigen Geräuschen erfüllt und ich wurde eines Besseren belehrt.
Gemeinsam sahen wir zu, wie die üppig ausgestattete Blondine auf dem Bildschirm sich über den Schwanz des ebenfalls gut bestückten Herrn hermachte, den sie gerade zufällig auf dem Parkplatz getroffen hatte. Die Art, wie sie ihn verschlang, erweckte den Verdacht in mir, dass sie genau wie ich auf das Mittagessen verzichtet hatte. Als der Penis sich mehr als deutlich in ihrem entblößten Hals abzeichnete, griff ich sicherheitshalber nach der Wodka-Flasche – wer wusste schon, wo der Film noch hinführen würde.
Frederik hielt mir sein Glas hin und bemerkte trocken: »So wollen Frauen das also?«
Erschüttert sah ich ihn an und blinzelte langsam. »Was? Der Film ist ja wohl eindeutig für ein männliches Publikum gemacht. Anders kann ich mir die ganzen Close-ups auf ihre Pussy sonst nicht erklären.«
Ich weiß nicht, woher der Mann die Ruhe nahm, aber er blickte mir geradewegs in die Augen und fragte: »Helen, hast du etwa Komplexe aufgrund deiner Weiblichkeit?«
Mein alkoholvernebelter Kopf brauchte eindeutig zu lange, um herauszufinden, dass er sich gerade gehörig auf meine Kosten amüsierte und es überhaupt nicht ernst meinte.
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