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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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von mir und fröstelte sofort. Das blaue Flimmern verschwand, als Frederik seinen Fernseher ausschaltete und ich hievte mich mühsam von der Couch. Langsam trottete ich zur Wohnungstür und gähnte dabei. Meine Hand lag schon auf der Klinke, als der Mann von hinten einen Arm um mich schlang. Sein warmer Körper fühlte sich so dicht hinter mir wirklich unverschämt gut an und ich seufzte leise.
    Sein Atem kitzelte mein Ohr, als er belustigt fragte: »Wo willst du denn hin?«
    Verwirrt sah ich an mir herunter und kniff die Augen zusammen. Ich hatte meinen Schlafanzug und dicke Socken an. »Ins Bett?«, schlug ich vor.
    »Gute Idee«, sagte Frederik und zog mich mit sich. Er stieß die Schlafzimmertür auf und schob mich in den Raum. Dankbar kletterte ich in das Bett. Richtig, ich hatte vor lauter Müdigkeit ganz vergessen, dass ich neuerdings andauernd bei ihm schlief.
    »Schlaf gut«, raunte der Mann mir zu und drückte einen Kuss auf meine Schläfe.
    Meine Antwort war so leise und ich nuschelte dermaßen müde, dass ich selbst nicht verstand, was ich entgegnete, bevor ich sofort einschlief.

14

    Ich hatte bereits meinen Pyjama an und saß im Schneidersitz auf Frederiks Bett. Stolz schielte ich in seinen Kleiderschrank und fragte mich, wann ihm wohl auffallen würde, dass ich dort schon ein paar meiner Sachen deponiert und im Badezimmer einige Kosmetika verteilt hatte.
    Frederik kam herein und trug nur diesen wunderbaren Bademantel, der mich einen Blick auf seine nackte Brust erhaschen ließ. Er reichte mir die Tasse und sagte: »Hier, allerdings ist das koffeinfreier Kaffee – du bist mir sonst zu aufgekratzt.«
    Ich zog eine Schnute, zuckte dann aber mit den Schultern. »Also, sollen wir den Film gucken, den du unbedingt sehen wolltest?«
    »Gleich. Vorher will ich mit dir reden.« Frederik sah mich über den Rand seiner Tasse an und trank einen Schluck.
    Oh oh. Der Tonfall bedeutete nichts Gutes. Ob er meine Sachen entdeckt hatte und mich gleich hinauswerfen würde?
    »Ich habe mit einem Anwalt gesprochen.« Frederik machte eine Pause und suchte wohl nach den richtigen Worten.  
    Mit einem Anwalt? Mein Blutdruck schoss in die Höhe und ich hatte nicht die geringste Ahnung, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde.
    »Er ist Anwalt für Urheberrecht, Bertram hat ihn mir empfohlen. Gut, ›empfohlen‹ ist das falsche Wort. Es war eher eine beeindruckende Statistik, die mein lieber Bruder mir gemailt hat. Bertram scheint dich wirklich zu mögen, Helen.«  
    In meinen Ohren rauschte es dermaßen, dass ich Mühe hatte, ihm zu folgen. Bis gerade war mir nicht bewusst gewesen, wie wenig Lust ich hatte, mich überhaupt mit diesem Themenkomplex auseinander zu setzen.
    »Jedenfalls geht der Anwalt davon aus, dass deine Chancen ausgezeichnet sind. Aber das wussten wir ja schon von Bertram.« Frederik legte eine Hand auf mein Knie und lächelte mich aufmunternd an. »Helen? Ist alles in Ordnung?«
    Ich hob den Blick und schaute in Frederiks besorgtes Gesicht. »Hm.«
    »Was ist denn los?«, wollte er wissen und legte die Hände um meinen Kopf. Dieser Mistkerl wusste ganz genau, dass ich sonst das Gesicht weggedreht hätte, doch so hinderte er mich daran. Stattdessen spürte ich ein vertrautes Brennen in den Augen. Ich wollte unter gar keinen Umständen heulen.
    »Hey, nicht weinen.« Frederik zog mich an seine Brust und streichelte meinen Rücken. »Warum nimmt dich das so mit?«
    »Keine Ahnung«, murmelte ich erstickt und begleitete meine Antwort mit einem Schulterzucken. »Ich schätze, ich habe es sehr erfolgreich vermieden, darüber nachzudenken.«
    »Okay, dann lass es dir erst einmal in Ruhe durch den Kopf gehen. Aber Bertram hat- beim Verlag- wie soll ich sagen- nachgeschaut , was Ole bisher mit deinem Buch verdient hat und nachdem ich dem Anwalt über diese- äh- Schätzung informiert habe, hielt er 500.000 Euro für eine realistische Summe, die du einklagen könntest.«
    Ich erstarrte und löste mich aus seinen Armen. »Du machst Witze!«
    Frederik schüttelte nachdrücklich den Kopf.  
    »Das kann doch unmöglich sein!«, erwiderte ich matt. Das Chaos in meinem Kopf hatte definitiv seinen Höhepunkt erreicht und machte sich in Form von starker Migräne bemerkbar. »So viel kann er damit doch gar nicht verdient haben! Hat Bertram wirklich den Server des Verlags gehackt?«
    Mein Freund zuckte zusammen, als würden wir belauscht werden und sah sich paranoid um. »So würde ich das jetzt nicht

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