Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
Rezept deiner Familie fragen, aber dann habe ich das hier im Internet gefunden.«
»Wie viele Pfannkuchen musst du machen?«
»Zu viele.« Katie drehte den dritten Pfannkuchen um. »In der Klasse sind dreiundzwanzig Schüler, angenommen, manche verdrücken zwei, brauche ich dafür schon mal mindestens dreiunddreißig. Aber Lehrer, Hilfskräfte und das Sekretariat wollen auch umgarnt werden, macht also insgesamt um die fünfzig. Ich besteche sie alle. Jede Grundschule ist schließlich nichts anderes als eine Bananenrepublik, nur die Straßenkreuzer fehlen.«
Jill lächelte. »Nett von dir, ans Sekretariat zu denken. Die Sekretärinnen werden immer vergessen.«
»Was sie einem bis ans Lebensende übel nehmen.«
»Lass dir helfen.«
»Danke. Wenn wir mit zwei Pfannen arbeiten, sollte die Tortur doppelt so schnell vorbei sein.«
Jill holte aus dem Schrank eine schwere Bratpfanne und stellte sie auf den Herd. »Meinst du nicht, dass du sie länger braten lassen musst?«
»Ich glaube nicht. Achtjährige mögen sie so. Schließlich kauen sie den lieben langen Tag auf Buntstiften herum. Was gibt’s Neues?«
»Halt dich fest.« Jill schaltete die Gasflamme ein und sah der Butter beim Schmelzen zu. »Du wirst es nicht glauben, aber William ist tot.«
»Was?« Katie rang nach Luft. »Dein Ex? Machst du Witze?«
»Nein, ich meine es ernst.«
»Halleluja! Wie musst du geflennt haben. Komm, gib es zu.«
»Ich gebe zu, dass ich um diesen Mann keine Träne vergossen habe, aber …«
»Gratulation, lass dich küssen.« Katie legte den Pfannenwender beiseite und tanzte durch die Küche. »Wie man in den Wald hineinruft, lieber William, so schallt es wieder heraus. Tanzen wir einen Jig auf seinem Grab? Schließlich sind wir irisch.«
»Er wurde eingeäschert.«
»Reine Boshaftigkeit von ihm.« Katie verzog eine Miene.
»Hör auf damit. Abby hat uns die Nachricht überbracht. Ist gestern Abend zu uns gekommen. Sie glaubt, dass er ermordet worden ist.«
»Abby war bei dir?« Katie war plötzlich wieder ernst. »Wie war es, sie wiederzusehen? Wie geht’s ihr? Sie war damals so ein liebes Mädchen. Erzähl schon.«
»Gern, aber dein Pfannkuchen brennt an. Die Mädchen tun mir beide so leid.« Jill tat mit einer Kelle etwas Teig in die Pfanne.
»Er hat sich ja nie richtig um sie gekümmert. Für die Mädchen ist es wahrscheinlich besser so, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen. Er war so ein Narzisst, ein Gauner, ein Dieb, ein Lügner, Betrüger und wer weiß was noch.«
»Reden wir nicht schlecht über ihn.« Jill wendete einen von Katies Pfannkuchen.
»Kann man denn auch anders über William Skyler reden?« Katie schüttelte den Kopf. »Entschuldige, Jill, aber er hat beinahe dein Leben ruiniert. Und nach der Scheidung durftest du die Mädchen nicht mal mehr sehen. Er hat dich und die Kinder bestraft. Ich werde ihm nie verzeihen, dass er Megan praktisch über Nacht aus seinem Leben gestrichen hat.«
Jill hatte einen bitteren Geschmack auf der Zunge. »Aber jetzt ist er tot. Willst du nicht wissen, was passiert ist?«
»Bitte.« Katie beruhigte sich wieder, und während nebenher die Pfannkuchen brutzelten, erzählte ihr Jill die ganze Geschichte. Zweiundsechzig Pfannkuchen später waren sie in der Apotheke an der Broad Street angekommen.
»Sieh dir mal das Foto aus dem Überwachungsfilm an. Was meinst du, ist er das?«
»Keine Ahnung, auf dem Handy ist das Bild so klein. Mail es mir.« Katie ging zu ihrem Laptop, der neben den gehackten Zwiebeln stand, während Jill ihr das Foto von ihrem Blackberry schickte. Katie vergrößerte es und schüttelte den Kopf. »Schwer zu sagen.«
»Meine Meinung. Vielleicht hat er sich verkleidet?«
»Aber warum hätte er das tun sollen?«
»Wer weiß.« Jill griff in ihre Handtasche. »Einen Moment, lass mich im Netz noch etwas nachsehen.«
»Was denn?«
»Den Arzt, der die Rezepte ausgestellt hat.« Jill hatte Abbys Notizzettel gefunden. »Ich habe seine Lizenznummer, also werde ich gleich auch wissen, wo er wohnt.«
»Das geht?«
»Ja, auch wenn die meisten Leute nichts davon wissen. Genauso wie Abby, zum Glück.«
Nach einer Weile erschien ein kurzer Satz auf dem Bildschirm:
Dr. Ray Patel, Lizenznummer 9483636, verstorben am 9.3.2009.
Jill rutschte das Herz in die Hose. »Der Arzt, der das Rezept ausgestellt haben soll, ist schon lange tot. Abby hatte also recht, und das Rezept ist eine Fälschung.«
»Und ist es wirklich derselbe Arzt?«
»Ja. Eine Lizenznummer
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