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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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nahmen durchgebratene Scheiben; er persönlich liebte die saftigen aus der Mitte. Es gab roten Landwein aus Kalifornien; Mary und Sylvia durften jede ein Gläschen trinken, freilich mit Wasser verdünnt.
    Die Mädchen gingen nach oben, ihre Schularbeiten machen. Delaney half Monica beim Abdecken, stellte die Reste in den Kühlschrank und räumte die Geschirrspülmaschine ein. Dann tranken beide im Wohnzimmer noch eine Tasse Kaffee. Er berichtete ihr vom Fall Maitland. Vor Jahren, als Barbara noch lebte, machte er die Erfahrung, daß es ihm half, einem aufmerksamen Zuhörer seine Fälle zu schildern. Selbst wenn der Zuhörer keinerlei konstruktive Vorschläge machen konnte, wiesen ihm dessen ungeschulte, doch kluge Fragen neue Wege für die Ermittlung oder zwangen ihn, seinen Standpunkt zu überdenken.
    Monica lauschte gespannt. Ihre Augen funkelten zornig, als er beschrieb, was Victor Maitland zugestoßen war. Selbstverständlich dachte sie dabei an das Schicksal ihres ersten Mannes, Bernhard Gilbert.
    «Edward», sagte sie, nachdem er geendet hatte, «es könnte bei einem Einbruch passiert sein, nicht wahr?»
    «Einem Einbruch?»
    «Einbruch, Raubüberfall, etwas der Art.»
    «Könnte sein», bestätigte er. «Aber was ist mit der unverschlossenen Tür? Nichts deutet auf gewaltsames Eindringen.»
    «Vielleicht hat er bloß vergessen abzuschließen.»
    «Vielleicht. Allerdings war schon zweimal bei ihm eingebrochen worden. Und er haßte es, beim Malen unterbrochen zu werden. Seine Frau und sein Agent bestätigen übereinstimmend, daß er in dieser Hinsicht geradezu krankhaft eigen gewesen ist. Er hat immer abgeschlossen.»
    «Wie du», sagte sie.
    «Ja.» Er lächelte. «Wie ich. Außerdem sind ihm unnötig viele Messerstiche zugefügt worden. Jemand hat sich viel Zeit damit genommen. Ein Gewaltverbrecher würde einmal zustechen oder auch zweimal, nicht aber immer und immer wieder auf ihn einstechen. Nachdem Maitland zu Boden gegangen und offensichtlich unfähig war, sich zu wehren, hätte ein Dieb sich darangemacht, das Atelier auszuplündern. Schön, möglicherweise hat der Einbrecher ihn getötet, damit Maitland ihn später nicht identifizieren konnte. Aber wenn Maitland ihn gesehen hätte, hätte er ihm gegenübergestanden, und die Stiche hätten ihn in der Brust erwischt.

    Verstehst du, was ich meine? Ich halte mich strikt an die Wahrscheinlichkeit. Die Geldbörse hat man ihm zwar abgenommen, doch das könnte auch auf den Versuch hindeuten, Raubmord vorzutäuschen. Sein teures Transistorgerät wurde nicht angerührt, und auf der Kommode stand gut sichtbar eine Schachtel Poppers.»
    «Was sind Poppers?»
    «Ampullen mit Amylnitrit. Das wird geschnüffelt und soll die Potenz stärken. Möchtest du, daß ich's mal versuche?»
    «Nein, vielen Dank, Lieber. Ich glaube, das könnte ich nicht ertragen.»
    «Gott sei Dank», sagte er. «Wie auch immer, Poppers werden durchaus legal bei der Behandlung von bestimmten Herzkrankheiten eingesetzt. Es gibt sie nur auf Rezept, aber selbstverständlich kann man sie auch unterderhand kaufen. Maitland war nicht herzkrank, und sein Arzt hat ihm auch nie Amylnitrit verschrieben. Die mit der Sache befaßten Beamten haben einen halbherzigen Versuch unternommen, herauszufinden, wo Maitland sich eindeckte, aber das war natürlich vergebliche Liebesmüh. Das ist eines von den Dingen, um die ich mich ein bißchen eingehender kümmern möchte.»

    «Hältst du es für möglich, daß die Sache irgendwie mit Drogen zusammenhängt?»
    «Nein. Aus dem Autopsiebericht geht klar hervor, daß keinerlei Sucht vorlag. Nein, ich glaube nicht, daß Drogen hier eine Rolle spielen. Die Poppers gehören zu den vielen kleinen Rätseln. Sie könnten uns vielleicht weiterhelfen. Ich hab was gegen kleine, ungelöste Rätsel.»
    «Hast du nicht gesagt, laut Autopsiebericht hätte er getrunken ?»
    «Aber an dem Vormittag nur in Maßen. Allerdings glaube ich, daß er gewohnheitsmäßig trank, denn seine Leber war ganz schön vergrößert. Es fand sich eine halbe Flasche Whiskey im Atelier. Die wurde auf Fingerabdrücke untersucht, aber es waren nur welche von Maitland zu erkennen und ein paar verwischte Abdrücke von jemand anderem, nicht deutlich genug, um was damit anzufangen. Das gleiche gilt für das Glas auf der Spüle. Es war Whiskey drin gewesen, dieselbe Marke wie in der Flasche. Was überhaupt nichts hergibt.»
    «Vielleicht hat der Mörder nach der Tat etwas getrunken?»
    «Möglich», sagte

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