Die zweite Todsuende

ersetzt.»
    «Richtig.» Delaney nickte. «Was für einen Wagen haben Sie?»
    «Einen viertürigen schwarzen Pontiac.»
    «Gut. Wenn's nur nicht gerade einer von diesen kleinen Sportflitzern ist. Ich streck im Auto gern die Beine aus.»
    «Nein, besonders sportlich ist er nicht.» Boone setzte ein schwaches Lächeln auf. «Sechs Jahre alt, aber in ziemlich gutem Zustand.»
    «Schön. Und jetzt…» Delaney hielt inne. «Wie soll ich Sie nennen? Boone? Abner? Am liebsten wäre mir Sergeant, wenn Sie nichts dagegen haben.»
    Boone nickte dankbar.
    «Ich will versuchen, mich an die normalen Dienststunden zu halten», sagte Delaney. «Es könnte aber sein, daß Wochenenden dazukommen. Kann Ihre Frau sich darauf einrichten?»
    «Ich bin nicht verheiratet», sagte der Sergeant.
    «Ach?»
    «Geschieden.»
    «So. Und Sie leben allein?»
    «Ja.»
    «Nun, lassen Sie mir Ihre Adresse und Telefonnummer da, ehe Sie gehen. Wieviel Zeit haben Sie auf den Fall Maitland verwendet?»
    «Mein Dezernat war von Anfang an dabei», sagte Boone. «Ich stieß dazu, nachdem die Leiche gefunden worden war. Wir haben Verwandte, Freunde und Bekannte vernommen.»
    «Wen sehen Sie als Täter? Jemand, den er kannte?»
    «Das steht für mich fest. Maitland war groß und kräftig und bestimmt nicht zimperlich. Er hätte sich gewehrt. Aber er hat dem Täter den Rücken gekehrt, kannte ihn also.»
    «Keine Anzeichen von einem Kampf?»
    «Nicht die geringsten. Im Atelier sah's schlimm aus. Ich meine, ein heilloses Durcheinander. Aber der Agent sagte, das sei ganz normal. So habe dieser Maitland nun mal gelebt. Von Kampf jedenfalls keine Spur. Keine umgeworfenen Stühle oder beschädigtes Mobiliar, nichts. Er drehte sich um, kriegte sein Fett und ging zu Boden. So einfach war das.»
    «Eine Frau?» fragte Delaney.
    «Glaube ich nicht. Ist aber möglich.»
    Delaney überlegte einen Augenblick.
    «Ist Ihr Dezernat der Sache mit den Poppers nachgegangen?»
    Boone war verwirrt und spielte nervös mit den Fingern.
    «Tja, hm - ich weiß von den Poppers eigentlich gar nichts, Chief. Man hat mich von dem Fall abgezogen und versetzt. Hat Thorsen Ihnen nicht von meinen Schwierigkeiten erzählt?»
    «Hat er», erklärte Delaney mitleidlos. «Er hat mir sogar gesagt, wenn Sie noch einmal Mist machen, sind Sie draußen.»
    Boone nickte niedergeschlagen.
    «Wann hat es angefangen?» fragte Delaney. «Mit der Scheidung?»
    «Nein», sagte Boone. «Schon vorher. Die Scheidung war eine der Folgen, nicht die Ursache.»
    «Es gibt eine ganze Menge Polizisten, die zur Flasche greifen», sagte Delaney. «Der Druck, der Schmutz.»
    «Mit dem Druck hätte ich schon fertig werden können», sagte Boone und blickte auf. «Das habe ich ja fast zehn Jahre geschafft. Fertiggemacht hat mich der Dreck! Was die Menschen sich gegenseitig antun. Auch sich selber. Ich kam ganz gut damit zurecht - mit dem Abscheu davor, meine ich -, aber dann geriet ich an eine Sex-Sache. Zwei wunderhübsche kleine Mädchen, Schwestern. Zerstückelt. Verbrannt. Alles. Das hat mir den Rest gegeben. Das ist keine Entschuldigung, nur eine Erklärung. Meine einzige Möglichkeit war, mich zu verhärten oder mich zu betrinken. Ich konnte nicht mehr schlafen.»
    «Sie sind religiös?»
    «Nein», sagte Boone. «Ursprünglich war ich mal Baptist, aber das bedeutet mir nichts mehr.»
    «Nun, Sergeant», sagte Delaney kalt, «erwarten Sie kein Mitgefühl von mir. Auch keinen Rat. Sie sind ein erwachsener Mann; es ist Ihre Entscheidung. Wenn Sie sich nicht am Riemen reißen können, muß ich es Thorsen sagen, damit er mir jemand anderen zuteilt.»
    «Das weiß ich, Sir.»
    «Gut, daß Sie sich darüber im klaren sind. Aber noch mal zurück zu Maitland … Ich habe die Akten durchgelesen, möchte aber Ihre persönlichen Reaktionen kennen. Wie zum Beispiel sehen Sie diesen Maitland?»

    «Alle behaupten, er war der bedeutendste Maler Amerikas, zugleich aber auch ein ganz besonders mieser Typ. Dafür spricht zum Beispiel, daß er seine Frau verprügelt hat. Und sein Sohn haßte ihn. Tut es noch, wie ich annehme. Demütigte in aller Öffentlichkeit seinen Agenten. Geriet immer wieder in Streit und zettelte Schlägereien an, demolierte Bars und Restaurants. Und er war besonders bösartig, wenn er getrunken hatte. Ist selbst ein paarmal zusammengeschlagen worden. Einmal hat er eine Frau angequatscht, die mit einem zusammen war, der stärker war als Maitland. Reiner Wahnsinn! Als ob er gewollt hätte, daß er eins