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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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und so waren sie als gute Freunde auseinandergegangen. Es war alles mit Anstand über die Bühne gebracht worden. Und war so entsetzlich gewesen, daß ihm noch jedesmal, wenn er daran dachte, die Tränen kamen.
    Er holte seine Post - Rechnungen und Reklamesendungen -aus dem Briefkasten und fuhr allein zu seiner Wohnung im 18. Stock hinauf. Nach Phyllis' Auszug war sie nur karg möbliert, doch hatte er immerhin noch eine Couch, einen Sessel und einen niedrigen Tisch im Wohnzimmer stehen, und das Schlafzimmer war mit einem Bett, einer Kommode und einem Kartentisch ausgestattet, den er mit einem Safaristuhl davor als Schreibtisch benutzte. Rebecca Hirsch hatte ein kleines, eichenes Nachttischchen herübergebracht und fürs Wohnzimmer ein paar Poster in leuchtenden Farben. Die halfen. Rebecca sprach immer wieder von Vorhängen und Gardinen; vermutlich würde er sich irgendwann dazu entschließen müssen. Aber im Augenblick taten Jalousetten es durchaus.
    Er stellte die Klimaanlage an und zog sich bis auf die Unterhose aus. Aus dem Eisschrank holte er eine Dose Diätbrause, dann setzte er sich im Schlafzimmer an den Kartentisch, um den Bericht zu schreiben, solange ihm das Gespräch mit Susan Hemley noch lebendig in der Erinnerung stand. Den Bericht tippte er rasch auf einer alten Underwood-Maschine, die seine Ex-Frau ihm dagelassen hatte.
    Nachdem er mit dem Hemley-Treffen fertig war, schrieb er noch je einen Bericht über die beiden Kontrollfahrten und entnahm seinem Notizbuch die genauen Zeiten. Dann heftete er alles in den Ordner für den Fall Maitland ab und überlegte zum x-ten-mal, ob wohl je jemand darin lesen oder wenigstens nachschlagen würde. Delaney hatte ihm jedoch eingeschärft, er solle täglich seinen Bericht schreiben, und das tat er denn auch. Er fand, das sei er dem Chief schuldig.
    Er duschte lauwarm, trocknete sich vor der Klimaanlage ab und fühlte sich wesentlich besser. Er machte sein zweites Päckchen Zigaretten auf und dachte flüchtig daran, sich einen Whiskey mit Eis zu machen. Dann riß er eine zweite Dose Diät-Brause auf.
    Er überprüfte den Inhalt seiner Brieftasche, überschlug rasch, wieviel er bis zum nächsten Zahltag ausgeben konnte und stellte im Geist eine Liste seiner Gläubiger auf, jener, die er einschüchtern oder hinhalten konnte, und jener, die sofort befriedigt werden mußten. Er wußte, wie leicht es für einen Polizeibeamten war, ein Darlehen zu bekommen, aber auf so was wollte er sich gar nicht erst einlassen.
    Zuletzt rief er Rebecca Hirsch an. Sie schien froh, von ihm zu hören, und sagte, sie könne ihm einen Thunfischsalat bieten, falls er den möge. Er behauptete, schon den ganzen Tag von Thunfischsalat geträumt zu haben und werde gleich da sein. Nach dem Essen könnten sie dann spazierenfahren, ins Kino gehen, fernsehen oder was immer.
    Sie sagte, sie persönlich sei für was immer.

9
    Während Sergeant Abner Boone am Freitagvormittag die Fahrtzeiten stoppte, saß Delaney in seinem Arbeitszimmer und notierte auf einem Zettel alles, was keinen Aufschub duldete. Sodann nahm er Maitlands Skizzen von der Wand, rollte sie auf und streifte ein Gummiband darum. Er rief Monica zu, er werde zum Mittagessen nicht zu Hause sein und machte sich auf den Weg. Den Hausschlüssel drehte er zweimal hinter sich im Schloß.
    Zunächst bestellte er in einer Druckerei in der Second Avenue, die auch Fotokopien machte, je einen Abzug von den drei Maitland-Skizzen im Format 30 x 35 cm. Der Angestellte betrachtete die drei Aktzeichnungen, grinste seinen Kunden schmierig an, bekam es aber mit der Angst, als er Delaneys kalt starrendem Blick begegnete. Er versprach, die Kopien bis Mittag fertig zu haben.
    Sodann schlenderte der Chief die East 58th Street hinunter; er war für elf Uhr mit Theodore Maitland verabredet. Nach dem vielen Sitzen in Boones Wagen tat die Bewegung ihm gut. Anfangs atmete er tief durch und hielt die Luft an, bis er zwölf gezählt hatte, dann atmete er ebenso langsam wieder aus. Diese Übung hielt er zwei Straßenzüge lang durch, fühlte sich aber davon kein bißchen besser. Also atmete er wie immer und wanderte in gleichbleibend gemäßigtem Tempo nach Süden. Er beobachtete das vormittägliche Leben der Stadt und überlegte, wann er im Fall Maitland wohl endlich auf etwas Handfestes stoßen würde, was ihm die Richtung weisen und ihn weiterbringen könnte.
    Aus Erfahrung wußte er, daß die ersten Stunden und Tage einer Ermittlung die anstrengendsten sind. Da

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