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Die zweite Wirklichkeit

Die zweite Wirklichkeit

Titel: Die zweite Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Wiederkehr geben konnte - nicht in die Normalität jedenfalls.
    Sie preßte die Augenlider zusammen, drehte sich um, griff blindlings nach der Klinke ihrer Zimmertür. Doch ihre Finger fuhren nur über kahles, feuchtes Mauerwerk, in dem etwas rumorte wie der Schlag eines gigantischen Herzens. Er vereinigte sich mit dem ihren, wollte ihn sich angleichen ... Lilith schrie auf, riß die Hand zurück, öffnete die Lider.
    Die Tür in ihr Zimmer war verschwunden. Vielleicht hatte es sie auch nie gegeben - wie jede andere Tür, die von diesem Flur, der ebenfalls nie existiert haben mochte, abzweigte. Alles mochte nur ein Traum sein - oder gewesen sein. Vielleicht war dies die Wirklichkeit, vielleicht war die Normalität ein Alptraum .
    Vielleicht, vielleicht, VIELLEICHT!
    Lilith schloß erneut die Augen, sammelte ihre zerstobenen Gedanken, atmete tief und gleichmäßig. Ruhe stieg in ihr auf, warm und angenehm. Sie ließ sie wirken, sich von ihr erfüllen. Erst dann wagte sie es, ihre Umgebung wieder zu sehen.
    Nichts hatte sich verändert. Augenscheinlich zumindest. Möglicherweise hatten sich manche Winkel verändert, führte die eine oder andere Stiege in eine neue Richtung.
    Egal, dachte Lilith. Nicht darüber nachdenken, einfach hinnehmen ...
    Sich selbst Normalität suggerierend, ging Lilith vorwärts, Schritt um Schritt. Es hatte einen Weg hier herein gegeben, also mußte auch einer hinausführen. Sie stieg Stufen empor, die abwärts zu führen schienen, bog um Ecken, wo keine waren.
    Dann erreichte sie das erste dunkle Tor im Mauerwerk. Einen Moment zögerte sie, versuchte die Schwärze dahinter mit Blicken zu durchdringen, doch es gelang ihr nicht. Dann trat sie hindurch, blind hinein in die Finsternis - - und fand sich unvermittelt in einem Raum wieder, der an eine Grabkammer erinnerte. Für eine Sekunde zumindest .
    Dann löste die Kammer sich auf, und der Boden zu ihren Füßen gehörte nunmehr zu einem Korridor, der breit wie ein Eisenbahntunnel war. Seine Wände waren glatt und bestanden aus (geronnener Zeit?)
    In jene Richtung, in der kein Ende des Korridors abzusehen war, neigte er sich leicht, und in seinen Wänden waren dunkle Öffnungen zu erahnen (Ausgänge in ferne Zeitepochen?)
    Und Lilith wußte mit einemmal, wie selbstverständlich, wohin dieser Tunnel führte: zum Anfang der Zeit!
    Sie war nicht allein hier. Sie sah, hörte, spürte sie kommen - die Toten. All jene, die ihren Keim in sich trugen. Sie passierten ihre Herrin, liefen tiefer in den Korridor hinein, verschwanden.
    Nun waren sie nur noch zu zweit.
    Lilith Eden und - - Beth MacKinsay.
    Lilith verspürte einen zutiefst schmerzhaften Stich in der Brust beim Anblick der Lebensgefährtin. Weil sie wußte, was kommen würde - und weil sie wußte, daß es nichts gab, was sie dagegen tun konnte. Sie war nur Zuschauerin, gefangen im Labyrinth ihrer eigenen Erinnerungen, mochten es nun falsche oder wahre sein.
    Sie hörte sich mit Beth sprechen und verstand doch kein Wort. Nicht jetzt, nicht hier. Aber sie kannte jedes Wort, das sie wechselten. Wie oft hatte sie dieses Grauen wieder und wieder durchleben müssen, nachdem es einmal geschehen war? Nur - war es wirklich geschehen?
    ». es würde dir helfen«, hörte Lilith sich mit erzwungener Kälte sagen.
    »Wobei?« erwiderte Beth und sprach weiter.
    Lilith unterbrach sie. Die Zeit drängte, sie mußte fort von diesem Ort, einen Ausweg finden. Doch erst mußte sie tun, was sie doch längst getan hatte .
    ». beim Sterben - vielleicht«, sagte sie und nahm Beth' Gesicht in die Hände, drehte es auf den Rücken.
    Beth starb mit einem Staunen.
    Und Lilith glaubte, mit ihr zu sterben.
    Sie wünschte sich, es zu tun. Doch so leicht war es nicht, dem Wahnsinn zu entkommen .
    Der Tunnel um sie her erlosch, Schwärze verschlang ihn, verschmähte jedoch Lilith und spie sie aus, hinaus in das Labyrinth.
    Nach zeitloser Wanderung erreichte sie das nächste Tor. Diesmal trat sie kaum zögernd hindurch. Alles Zaudern änderte nichts. Sie mußte den Weg suchen, ihn in jede Richtung gehen, bis sie den richtigen fand.
    Kaum hatte sie den ersten Schritt über die imaginäre Schwelle getan, fühlte sie sich von harten Fäusten gepackt und vorangestoßen. Hinein in einen winzigen Raum mit kahlen Betonwänden. Ein schlichter Tisch und ein Stuhl stellten das komplette Mobiliar dar. Jemand drückte Lilith auf den Stuhl nieder, dann trat der bislang Unsichtbare um sie herum und lehnte sich jenseits des Tisches gegen die

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