Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann
rieche es.
Ich hatte es kaum ausgewickelt, da war es schon weg. Gern hätte ich einen Blick auf seinen Bauch geworfen, doch ihn beim Fressen zu stören, war nicht ratsam, und anschließend ließ er mir keine Zeit, danach zu fragen. Er schlang den letzten Bissen hinunter und schüttelte sich. Auf.
Ich will …
Nein. Heute Abend vielleicht. Aber solange es hell ist, werden sie nicht rasten, und wir dürfen es ebenfalls nicht. Sie haben einen beträchtlichen Vorsprung und die trockene Erde bewahrt keine Witterung. Wir verlieren sie, wenn wir nicht eilen.
Was die Fährte betraf, hatte er Recht. Der staubige Boden nahm weder Hufabdrücke noch Gerüche an. Bis zum frühen Abend waren wir zweimal fast mit unserer Weisheit am Ende gewesen und hatten die Fährte nur wiedergefunden, indem wir weit in die Runde suchten. Die Schatten wurden lang, als Fürst Leuenfarb und Laurel uns endlich einholten.
»Ich sehe, dein Hund ist wieder zu uns gestoßen«, bemerkte sie trocken, und mir fiel nichts ein, was ich darauf hätte sagen können.
»Der Fürst sagt mir, dass du den Prinzen verfolgst, von dem eine Dienstmagd dir erzählt hat, er sei nach Norden geflohen?« In ihrer Stimme lag eine Frage und ihr Mund war vor Missbilligung schmal. Ich rätselte, ob sie hoffte, Fürst Leuenfarb bei einer Lüge zu ertappen, oder ob man mich verdächtigte, für diese Information die Tugend der besagten Dienstmagd ins Wanken gebracht zu haben.
»Sie wusste nicht, dass es der Prinz war. Sie sprach von einem jungen Mann mit einer Jagdkatze.« Ich bemühte mich, sie abzulenken, bevor sie weiterbohren konnte. »Die Fährte ist schlecht zu sehen. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.«
Es wirkte. Sie erwies sich als gewiefte Fährtenleserin. Während allmählich das Licht aus dem Himmel schwand, entdeckte sie kleine Hinweise, die ich möglicherweise übersehen hätte, und wir konnten unserem Wild bis weit über die Stunde hinaus folgen, wo ich gesagt haben würde, es sei nicht mehr hell genug. Wir gelangten an einen Bach, wo sie Halt gemacht hatten, um die Pferde zu tränken. Die Fußabdrücke von zwei Männern, zwei Pferden und der Katze waren deutlich im weichen Grund am Ufer zu sehen. Wir beschlossen an dieser Stelle zu lagern. »Die Klugheit gebietet aufzuhören, solange man weiß, dass man auf der richtigen Fährte ist, statt weiterzusuchen, bis man im Zweifel ist und über den eigenen Spuren in Verwirrung gerät«, erklärte Laurel.
Wir schlugen ein kärgliches Nachtlager auf, nur ein kleines Feuer und unsere Decken daneben. Zu essen gab es nicht viel, aber wenigstens hatten wir reichlich Wasser. Das Obst, das ich aus Burg Tosen mitgenommen hatte, war warm und zerdrückt, aber willkommen. Laurel hatte nach alter Gewohnheit einige Streifen Trockenfleisch dabei und Hartbrot. Es war nur sehr wenig, und ohne es zu ahnen, erwarb sie sich meine Sympathie, als sie äußerte: »Wir sind weniger auf das Fleisch angewiesen als der Hund. Wir haben Obst und Brot.« Eine andere Frau, dachte ich, hätte möglicherweise den Hunger des Wolfs nicht wichtig genommen und das Fleisch für den nächsten Tag gehortet. Nachtauge bedankte sich, indem er sich von ihr füttern ließ. Und später, als ich darauf bestand, mir seine Verletzungen anzusehen, knurrte er nicht, als sie zu mir trat. Sie war klug und machte nicht den Versuch, ihn anzufassen. Wie erwartet, hatte er den größten Teil der Salbe abgeleckt. Die tiefen Schmisse waren verschorft und der umgebende Bereich sah nicht allzu schlimm aus. Ich beschloss, auf die Salbe zu verzichten. Als ich den Topf wieder einpackte, nickte Laurel beifällig. »Eine Wunde heilt besser unter trockenem Schorf, als wenn sie durch zu viel Salbe aufgeweicht wird.«
Der Narr hatte sich bereits auf seiner Decke ausgestreckt. Ich nahm an, dass sowohl Kopf als auch Magen ihn noch mit Nachwehen des vergangenen Abends peinigten. Er hatte, während wir das Lager aufschlugen und unser karges Mahl verzehrten, kaum ein Wort gesprochen. In der tiefer werdenden Dunkelheit konnte ich nicht ausmachen, ob seine Augen geschlossen waren oder ob er in den Himmel schaute.
Ich zeigte mit dem Kopf zu ihm hin. »Ich denke, er tut das Richtige. Früh zu Bett und früh wieder unterwegs. Mit etwas Glück gelingt es uns, sie einzuholen.«
Wahrscheinlich glaubte Laurel, Fürst Leuenfarb wäre bereits eingeschlafen. Sie senkte die Stimme. »Dazu braucht es lange Stunden im Sattel und mehr als nur etwas Glück. Sie reiten mit Zuversicht, weil sie ihr
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