Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann
Gespräch kam mir in den Sinn und darin eine beiläufige Bemerkung, die mir einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagte. Sie hatte behauptet, diese Hügel zu kennen wie ihre Handfläche, da sie eine Zeitlang nicht weit entfernt von Tosen gelebt hatte, bei ihrer Familie mütterlicherseits. Auch Chade hatte etwas Derartiges erwähnt. Ich versuchte, das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
»Du scheinst mir nicht zu denen zu gehören, die den zurzeit gepflegten Hass auf die Zwiehaften teilen. Offenbar bist du nicht darauf aus, alle mit der Alten Macht gevierteilt und verbrannt zu sehen.«
»Es ist eine schmutzige Angewohnheit«, sagte sie, und die Art wie sie es sagte, hörte sich für mich an, als dächte sie, Feuer und Schwert wären noch zu gut für diese Unreinen. »Ich finde, Eltern, die ihre Kinder ermutigen, sie auszuüben, sollten ausgepeitscht werden. Diejenigen, die sich entschließen, sie zu praktizieren, sollten nicht heiraten oder Kinder haben. Sie haben schon ein Tier, welches ihr Heim und ihr Leben teilt. Weshalb sollten sie einen Gemahl nehmen und den Mann oder die Frau um ihre Liebe betrügen? Die mit der Alten Macht sollten früh in ihrem Leben entscheiden müssen, wem sie sich verbinden wollen, einem Tier oder einem anderen Menschen. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.«
Ihre Stimme war zum Ende hin immer lauter und heftiger geworden, aber die letzten Worte sprach sie sehr leise, als ob sie sich plötzlich erinnerte, dass der Fürst bereits schlummerte. »Gute Nacht, Tom Dachsenbless«, fügte sie mit Verspätung hinzu. Es klang versöhnlich, dennoch war nicht zu überhören, dass sie unser Gespräch als beendet betrachtete. Wie um den letzten Zweifel zu beseitigen, drehte sie sich herum und wandte mir den Rücken zu.
Nachtauge erhob sich ächzend, kam steifbeinig zu mir herüber und streckte sich seufzend an meiner Seite aus. Ich grub die Hand in sein Nackenfell. Unsere Gedanken strömten so heimlich wie unser Blut.
Sie weiß es.
Dann glaubst du, sie hat die Alte Macht?
Ich glaube, sie weiß, dass du einer von jenen bist, und ich glaube, es gefällt ihr nicht besonders.
Eine Zeit lang wälzte ich diesen Gedanken in meinem Kopf. Aber sie hat dich gefüttert.
Mich mag sie. Du bist es, bei dem sie sich nicht ganz sicher ist
Schlaf jetzt
Wirst du heute Nacht nach ihnen spüren?
Ich wollte es nicht. Wenn es mir gelang, würde ich dafür mit unerträglichen Kopfschmerzen büßen müssen. Allein der Gedanke an diesen eisernen Ring, der mir den Schädel zusammendrückte, bereitete mir Übelkeit. Doch wenn ich den Prinzen erreichen konnte, brachte ich vielleicht etwas in Erfahrung, das uns half, ihn schneller aufzuspüren. Ich sollte es versuchen.
Ich fühlte seine Resignation. Nun denn, lass dich nicht aufhalten. Ich bin hier bei dir.
Nachtauge, wenn ich von der Gabe Gebrauch mache und anschließend – musst du die Schmerzen mitleiden?
Nur einen Widerhall. Obwohl es anstrengend ist, mich dagegen zu stemmen, kann ich es tun. Aber es erscheint mir feige.
Das hat nichts mit Feigheit zu tun. Welchen Sinn hätte es, wenn wir beide leiden?
Er blieb mir eine Antwort schuldig, aber ich spürte, dass er sich darüber seine eigenen Gedanken machte. Etwas an meiner Frage schien ihn zu amüsieren. Ich löste die Hand aus seinem Fell, legte sie auf meine Brust. Dann schloss ich die Augen, sammelte mich und versuchte, mich in eine Gabentrance zu versenken. Die Angst vor den unvermeidlich folgenden Schmerzen störte mein mühsam hergestelltes inneres Gleichgewicht. Endlich gelang es mir, die Balance zu finden, irgendwo zwischen Träumen und Wachen. Ich griff in die Nacht hinaus.
Und erfuhr, wie seit einer Ewigkeit nicht mehr, die Süße einer vollkommenen Vereinigung. Ich griff hinaus, und es war, als beugte sich mir jemand entgegen und umfasste willkommenheißend meine beiden Hände. Es war ein selbstverständliches Zusammenfinden, beglückend wie die Heimkehr nach langem Weilen in der Fremde. Da war das Verschmelzen mit der Gabe und jemand, der in einem weichen Bett in einer Kammer unter dem Gebälk eines Schindeldaches im Halbschlaf lag. Die heimeligen Geräusche einer Kate umgaben mich, ich roch den Eintopf, den es zum Abendessen gegeben hatte, und das Honigaroma einer Bienenwachskerze, die im Erdgeschoss brannte. Ein Mann und eine Frau unterhielten sich mit gedämpfter Stimme, als wollten sie meinen Schlaf nicht stören. Was sie sagten, konnte ich nicht verstehen, aber ich wusste, ich war
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