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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nach Erledigung der zweiten Hälfte meines Auftrags zurückkam, hatte Fürst Leuenfarb das Gemach verlassen, um den Bußgang zu unserer Gastgeberin anzutreten. Es war eine sehr kurze Unterredung, und als er wiederkam, trug er mir auf, sofort das Gepäck in den Hof zu schaffen. Keine Zeit, um zu frühstücken, aber ich hatte bereits den Obstkorb geplündert. Wir würden nicht verhungern, und für ihn war es wahrscheinlich klüger, vorläufig keine Nahrung zu sich zu nehmen.
    Man brachte unsere Pferde. Lady Bresinga erschien, um uns ein frostiges Lebwohl zu wünschen. Das Gesinde bewies seine Loyalität mit der Herrschaft, indem es von unserer Abreise keinerlei Notiz nahm. Fürst Leuenfarb raffte sich zu einer letzten Bitte um Vergebung auf und schob einen großen Teil seines unverzeihlichen Verhaltens auf die erlesene Qualität der gereichten Tropfen. Falls diese Schmeichelei unsere Gastgeberin versöhnlich stimmen sollte, war sie verschwendet. Wir ritten im Schritt vom Hof, mit Rücksicht auf Fürst Leuenfarb, dessen Befinden eine schnellere Gangart nicht erlaubte. Am Fuß des Hügels nahmen wir die Straße zum Fähranleger. Erst als die Baumreihen uns gegen das Herrenhaus abschirmten, machte er Halt und fragte mich: »Welche Richtung?«
    Laurel war schweigend, mit versteinerter Miene, hinter uns her geritten. Ich dachte mir, dass Fürst Leuenfarb sich in ihren Augen nicht nur selbst kompromittiert hatte, sondern seine Blamage auch auf sie abfärbte. Jetzt blickte sie schockiert auf, als ich antwortete: »Hier entlang« und Meine Schwarze von der Straße weg und in das sonnengesprenkelte Halbdunkel des Waldes lenkte.
    »Warte nicht auf uns«, befahl er mir brüsk »Reite so schnell du kannst, um aufzuholen. Wir kommen nach, so gut es eben geht, obwohl mein armer Kopf uns ein Hemmnis sein wird. Die größte Gefahr besteht jetzt darin, dass wir des Prinzen Spur verlieren könnten, hingegen bin ich überzeugt, dass Jagdmeisterin Laurel keine Schwierigkeiten haben wird, der deinen zu folgen. Los jetzt.«
    Mehr war nicht nötig. Ich verstand die doppelte Bedeutung des Befehls: Der Narr verhalf mir, indem ich vorausritt, zu der Gelegenheit, allein und unbelauscht mit Nachtauge zu beratschlagen. Ich nickte kurz und setzte Meine Schwarze mit einem Schenkeldruck in Bewegung. Sie sprang willig an, und ich überließ meinem Herzen die Führung. Ohne den Umweg zu dem Platz, wo Nachtauge und ich uns zuletzt getroffen hatten, lenkte ich sie gleich nach Nordosten, dorthin wo ich ihn zurzeit wusste. Ich sandte einen Gedanken voraus, um ihn wissen zu lassen, dass ich unterwegs war, und spürte seine vorsichtige Bestätigung. Ich ließ Meine Schwarze laufen.
    Nachtauge hatte eine erstaunliche Strecke zurückgelegt. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, ob Laurel Mühe haben würde, mir zu folgen. Mein Interesse war ausschließlich darauf gerichtet, Nachtauge zu finden und mich zu überzeugen, dass es ihm gut ging, und dann die Verfolgung des Prinzen wieder aufzunehmen. Meine Angst, er könnte in ernsthafter Gefahr schweben, war stetig gewachsen.
    Der Tag war heiß, ein letztes Manifest des scheidenden Sommers, und die Sonne brannte sengend auf uns herab, kaum gefiltert durch das schüttere Laubdach. Die trockene Luft war gesättigt von Staub, der mir den Speichel aus dem Mund saugte und meine Wimpern verklebte. Ich verlor keine Zeit damit, Pfade zu suchen, sondern trieb Meine Schwarze über Stock und Stein, die bewaldeten Hänge hinauf und in die tief eingeschnittenen Täler hinab. Sattes Grün zeigte an, wo bei Regen Bäche flossen, aber zu dieser Jahreszeit war der Wasserpegel unter den Grund gesunken. Zweimal durchfurteten wir breitere Wasserläufe; ich ließ Meine Schwarze saufen und trank mich auch selber satt. Dann setzten wir unseren Ritt fort.
    Am frühen Nachmittag fühlte ich plötzlich die unerklärliche Gewissheit, dass Nachtauge ganz nahe sein musste. Ehe ich ihn sah oder witterte, war mir, als hätte ich diese Gegend schon einmal gesehen, das Terrain, die Baumgruppe … Ich zügelte Meine Schwarze und ließ den Blick langsam über die Hügel ringsum wandern, doch er kam unter einem Erlengesträuch hervor, kaum einen Steinwurf entfernt. Meine Schwarze scheute und äugte dann mit gespitzten Ohren wachsam zu ihm hin. Ich legte ihr die Hand an den Hals. Ruhig. Kein Grund zur Aufregung. Ganz ruhig.
    Zu müde und nicht hungrig genug, um dich zu jagen, fügte Nachtauge hilfreich hinzu.
    Ich bringe Fleisch.
    Ich weiß. Ich

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