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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu Hause und geborgen und nichts Böses konnte mir widerfahren. Während unser Gabenband sich langsam auflöste, sank ich tief in den friedvollsten Schlummer seit vielen Jahren.

Kapitel 19  ·  Die Herberge
    Während der Jahre der Piratenkriege, als Prinz Edel, der Anmaßer, sich unrechtmäßig zum König der Sechs Provinzen erklärte, führte er eine Methode der Rechtsfindung ein, die er »Des Königs Rund« nannte.
    Gottesurteile waren in den Sechs Provinzen nicht neu. Es hieß, wenn zwei Männer vor den Zeugensteinen miteinander kämpften, schauten die Götter selbst zu und entschieden, wessen Sache gerecht war, indem sie jenem den Sieg schenkten.
    Edel führte diese Tradition einen Schritt weiter. In seinen Arenen der Gerechtigkeit stellte man die eines Verbrechens Angeklagten entweder dem Recken des Königs gegenüber oder ließ sie gegen wilde Tiere antreten. Wer überlebte, galt als unschuldig und wurde freigesprochen.
    Viele Zwiehafte wurden in des Königs Rund zu Tode gebracht. Doch war das jämmerliche Sterben dort nur die Hälfte des Übels. Mit der Zeit fand man im Volk Geschmack an Gewalt und Blutvergießen und verlangte nach mehr. Die Gerichtstage wurden zum Spektakel für die Massen. Obwohl eine der ersten Handlungen Kettrickens als Königin und Regentin für ihren Sohn darin bestand, dieser Art der Jurisdiktion ein Ende zu bereiten und die Arenen schleifen zu lassen, vermochte kein königlicher Erlass die Lust am Morden auszumerzen, die Edels blutige Tribunale geweckt hatte.

    Am nächsten Morgen erwachte ich frisch und ausgeruht und mit einem Gefühl inneren Friedens. Der Frühnebel verdampfte in der Wärme der aufgehenden Sonne, meine Decke war mit glitzernden Tautropfen benetzt. Auf dem Rücken liegend schaute ich durch das Laubdach der Eichen zum Himmel auf. In meiner augenblicklichen Gemütsverfassung war das runenhafte, schwarze Gittermuster auf blauem Grund alles, was ich brauchte. Nach einer Weile, als mein Verstand mich hartnäckig belehrte, es handle sich bei dem Anblick um nichts weiter als Baumzweige unter dem Morgenhimmel, wurde ich mir wieder der schnöden Wirklichkeit bewusst, meiner Umgebung und meiner Aufgabe.
    Ich hatte keine Kopfschmerzen. Ohne weiteres hätte ich mich auf die andere Seite drehen und den größten Teil des Tages verschlafen können, aber ich wusste nicht zu sagen, ob ich wirklich müde war oder einfach nur in die Geborgenheit meines jüngsten Traums zurückkehren wollte. Ich gab mir einen Ruck und setzte mich auf.
    Nachtauge war nicht da. Laurel und Fürst Leuenfarb schliefen noch. Ich fachte die Restglut unseres Feuers neu an und legte Holz auf, bis mir einfiel, dass wir nichts hatten, um es darauf zu kochen. Es hieß, den Gürtel enger schnallen und mit knurrendem Magen die Verfolgung des Prinzen wieder aufnehmen. Vielleicht hatten wir Glück und unterwegs kreuzte etwas Essbares unseren Pfad.
    Ich trank aus dem Bach und wusch mir das Gesicht. Auch dieser Tag versprach wieder, heiß zu werden. Nachtauge kam zu mir.
    Fleisch?, fragte ich hoffnungsvoll.
    Ein Mäusegeheck Ich habe dir keine übrig gelassen.
    Schon gut So hungrig war ich nicht. Noch nicht.
    Er stand neben mir und schlabberte, dann hob er den Kopf. Wo bist du letzte Nacht hingegangen?
    Ich wusste, was er meinte. Ich kann es nicht sagen. Aber ich fühlte mich geborgen.
    Es war schön. Ich bin froh, dass du einen solchen Ort hast, an den du gehen kannst.
    Wehmut färbte seine Gedanken. Ich musterte ihn prüfend. Für einen Moment sah ich meinen Weggefährten vieler Jahre als das, was er für einen Fremden sein musste. Ein alter Wolf, grau um die Schnauze, mit eingesunkenen Flanken. Der Kampf mit der Jagdkatze hatte ihn geschwächt. Er ignorierte meine Sorge und äugte ins Wasser. Fische?
    Ich war verdrossen und zeigte es. »Nicht eine Flosse. Dabei sollte es wimmeln. Viele Pflanzen, Mückenschwärme. Von Rechts wegen müssten in diesem Bach Fische sein. Aber nein.«
    Ich spürte sein mentales Schulterzucken über die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Weck die anderen. Wir müssen aufbrechen.
    Er legte keinen Wert darauf, meine Sorgen mit mir zu teilen. Es waren nutzlose Ängste, die man nicht ausleben sollte.
    Als ich ins Lager zurückkehrte, waren die beiden anderen aufgewacht. Es wurde nicht viel geredet. Fürst Leuenfarb schien sich von seinen Exzessen erholt zu haben. Keiner beschwerte sich, weil es nichts zu essen gab. Klagen und Murren hätten uns auch nicht satt gemacht. Stattdessen saßen wir nach

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