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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihm tief in den Leib, er schrie auf und die Katze mit ihm. Nur aus den Augenwinkeln sah ich, wie er sich zur Seite neigte und aus dem Sattel kippte, denn schon riss sein Vordermann sein Pferd herum und wollte uns den Weg verstellen. Ich hörte verwirrtes Rufen von Frauenstimmen und über uns kreiste laut krächzend eine Krähe. Der schmale Saumpfad hatte eine lotrechte Felswand an einer Seite, an der anderen einen steilen Hang, bedeckt mit losem Geröll. Der Hüne auf dem Kriegspferd brüllte Fragen, die zu beantworten keiner Muße und Atem hatte, und forderte immer wieder, man solle ihm den Weg freimachen, damit er in den Kampf eingreifen könne. Für eine Kehrtwende war kein Platz. Ich erhaschte einen Blick auf das Streitross, das rückwärts drängte, während die Frauen auf den leichteren Pferden nach vorn wollten, um dem Gebalge hinter ihnen zu entkommen. Das ledige Pferd befand sich zwischen den Frauen und dem Prinzen. Eine Frau rief über die Schulter Pflichtgetreu zu, er solle sich sputen, während gleichzeitig der Hüne verlangte, sie sollten weichen, weichen! Der riesige Gaul schien der gleichen Meinung zu sein; stur rückwärts tretend sah es aus, als sei er entschlossen, jedes Hindernis einfach niederzuwalzen. Jemand würde den Platz räumen müssen, und es ging nirgendwohin als abwärts.
    »Prinz Pflichtgetreu!«, brüllte ich, eben als Meine Schwarze mit der Brust gegen die Kruppe des zweiten Pferdes prallte. Pflichtgetreu wandte sich im Sattel um, schaute, wer seinen Namen rief. Die Katze des Reiters vor uns, fauchte und schlug nach Meine Schwarze. Diese, entrüstet und erschreckt, bäumte sich auf. Ganz knapp konnte ich ausweichen, als sie den Kopf zurückwarf. Im Niedergehen schrammten ihre Hufe über die Hinterhand des anderen Pferdes, richteten keinen großen Schaden an, aber die erboste Jagdkatze sprang von ihrem Kissen. Der Reiter drehte sich im Sattel so weit herum wie möglich, doch mit seinem kurzen Schwert erreichte er mich nicht. Vor ihm der Prinz war eingekeilt, konnte nicht weiter, weil ihm vom Pfad her alles entgegendrängte, konnte nicht zurück, weil sein Freund, Weggefährte oder Bewacher, was auch immer, und ich den Weg versperrten. Das ledige Pferd zwischen ihm und den beiden Frauen fing an zu bocken. Seine Katze fauchte und knurrte gereizt, aber da war kein Gegner, um sich auf ihn zu stürzen. Ich schaute sie an und erlebte eine bestürzende Doppelsichtigkeit. Unterdessen hatte der Hüne auf dem Kriegspferd nicht aufgehört zu brüllen und zu fluchen, und verlangte mit überschnappender Stimme, dass man ihm Platz machte, doch selbst mit dem besten Willen war es seinen Gefährten nicht möglich, ihm zu gehorchen.
    Der Mann vor mir hatte es geschafft, sein Pferd auf der kleinen ebenen Fläche am Anfang des Saumpfades zu wenden, doch beinahe wäre ihm dabei seine Katze unter die Hufe geraten. Das Tier spuckte und fauchte und hieb mit der Pranke nach Meine Schwarze. Es wirkte eingeschüchtert; mein Pferd und ich waren unzweifelhaft um einiges größer als seine gewöhnliche Beute. Ich nutzte den Moment der Unschlüssigkeit und trieb Meine Schwarze mit Hackenschlägen vorwärts. Die Katze trat den Rückzug an, ausgerechnet zwischen die Beine des Pferdes ihres Verschwisterten, und dieses, um nicht auf den Gefährten langer Ritte zu treten, drängte zurück und damit das Reittier des Prinzen weiter auf den Saumpfad hinaus.
    Weiter vorn schrie ein Pferd in Todesangst, fast einstimmig mit dem gellenden Schreckensruf seiner Reiterin, als es bei dem Bemühen, nicht von dem Streitross vom Pfad gedrängt zu werden, ins Wanken geriet und stürzte. Die junge Frau befreite sich aus den Steigbügeln und drückte sich mit dem Rücken gegen die Felswand, während ihr Pferd bei den panischen Versuchen aufzuspringen, stolperte und über die Kante geriet. Die nach einem Halt wühlenden und rudernden Hufe brachten das Geröll in Bewegung, in dessen Sog gefangen es, langsam zuerst, hangabwärts schwamm. Spindelige Schösslinge, die in der kärglichen Humusschicht in Ritzen und Spalten Wurzeln geschlagen hatten, knickten und brachen unter dem schweren Leib. Das Tier schrie Grauen erregend, als einer dieser Speere sich tief in seinen Rumpf bohrte und es aufgespießt festhielt, bis es sich losgekämpft hatte und blutend weiter in die Tiefe rutschte.
    Hinter mir ertönten andere Geräusche. Ich begriff, ohne mich umzuschauen, dass der Narr gekommen war, und dass er und Malta mir die andere Katze vom Leib

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