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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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diese Verschwisterung einzulassen. Und der Prinz ist so betört, dass er sich hingibt, mit Haut und Haaren, Herz und Verstand. Das bereitet mir große Sorgen.«
    Ich schaute den Narren an. Ich hatte laut ausgesprochen, was mir durch den Kopf ging, ohne erklärende Einleitung, doch wie es bei uns oft der Fall zu sein schien, hatten seine Gedanken die gleiche Richtung genommen. »Was denkst du, wird leichter sein, die Katze von ihrem Sitz zu stoßen und den Prinzen samt Pferd ins Schlepptau zu nehmen, oder den Prinzen aus dem Sattel zu reißen und mit auf Meine Schwarze zu setzen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das wird sich herausstellen, wenn es so weit ist.«
    Es war eine unsägliche Geduldsprobe, Meile um Meile hinter ihnen herzureiten, in der vagen Hoffnung auf eine günstige Gelegenheit, unsere Mission auszuführen. Ich war müde und hungrig, und ein Schatten der Kopfschmerzen vom Abend vorher hatte mich den ganzen Tag über begleitet. Ich hoffte, dass Nachtauge etwas zu fressen gefunden hatte und sich ausruhte. Ich sehnte mich danach, zu ihm hinzuspüren, wagte es aber nicht, da ich die Gescheckten nicht auf uns aufmerksam machen wollte.
    Inzwischen befanden wir uns in den zerklüfteten Ausläufern der Berge. Die sanfte Ebene des Bocksflusses lag hinter uns. Als erste Abendkühle die Hitze des Tages unterwanderte, erkannte ich unsere höchstwahrscheinlich einzige und unwiederbringliche Chance. Die Reihe der Gescheckten zog als Silhouette auf einer Anhöhe entlang. Ihr Kurs wies zu einem halsbrecherischen Saumpfad, der steil an einer blanken Felswand abwärts führte. In den Steigbügeln aufgerichtet und mit zusammengekniffenen Augen durch den aufsteigenden Abenddunst spähend, kam ich zu dem Schluss, dass man dort im Gänsemarsch hintereinander reiten musste. Ich machte den Narren darauf aufmerksam.
    »Wir müssen sie eingeholt haben, bevor der Prinz auf dem Pfad ist«, erklärte ich ihm. Es würde knapp werden. Wir hatten, um eine Entdeckung zu vermeiden, den Abstand fast zu groß werden lassen. Jetzt stieß ich Meine Schwarze die Hacken in die Weichen und sie sprang davon, dichtauf gefolgt von der kleineren Malta.
    Manche Pferde sind nur auf einer geraden, ebenen Strecke schnell. Meine Schwarze erwies sich in schwierigem Gelände als ebenso brauchbar. Die Gescheckten hatten die leichteste Route genommen, oben auf dem Kamm entlang. Eine steile Schlucht, ausgekleidet mit Strauchwerk und Bäumen, klaffte zwischen uns und bot sich als – nicht ungefährliche – Abkürzung an.
    Ich nahm Meine Schwarze zwischen die Schenkel, und sie pflügte durch das Gestrüpp hangabwärts, durchwatete den Wasserlauf am Grund und arbeitete sich dann in kraftvollen Sätzen den gegenüberliegenden Hang hinauf, moosiger, mulchiger Boden, der unter den Hufen wegrutschte. Ich schaute nicht zurück, wie Malta und der Narr zurechtkamen, unter anderem, weil ich mich tief auf den Hals der Stute beugen musste, um nicht von Ästen aus dem Sattel gefegt zu werden.
    Sie hörten uns kommen. Wie auch nicht? Das Getöse, das wir veranstalteten, ließ wahrscheinlich eher eine Herde Elche vermuten oder einen ganzen Trupp Bewaffneter, als nur einen einzelnen Reiter, der auf Biegen und Brechen darauf bedacht war, sie einzuholen. Sie ergriffen die Flucht, und fast wäre ich trotz allem zu spät gekommen. Drei von ihnen befanden sich bereits auf dem jähen, schmalen Felsband. Das führende Pferd tastete sich Schritt für Schritt bergab. Drei Katzenreiter warteten noch am Anfang des Pfades darauf, dass sie an die Reihe kamen. Der letzte drehte sich mit einem Aufschrei herum und machte Front gegen mich, während sein Vordermann den Prinzen drängte weiterzureiten, auf den gefährlichen Steig hinaus, wo er für den unvermuteten Angreifer so leicht nicht zu erreichen war.
    Ich prallte gegen den Schlussmann, mehr durch Zufall, als aus einem bestimmten Plan heraus. Der Bergpfad war übersät mit tückischem Geröll, man konnte leicht ins Rutschen kommen und stürzen. Als Meine Schwarze mit der Schulter das kleinere Pferd rammte, sprang die Katze zornig maunzend von ihrem Kissen, landete unterhalb von uns auf dem Pfad und brachte sich mit geduckten Sätzen vor den stampfenden Pferdehufen in Sicherheit.
    Das blanke Schwert in der Faust, spornte ich Meine Schwarze vorwärts, und sie hatte keine Mühe, ihren Widerpart beiseite zu schieben. Im Vorbeireiten stach ich nach dem Reiter, der sich mühte, ein hässliches, gezacktes Messer zu ziehen. Meine Klinge fuhr

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