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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Augen streuen zu wollen, war vergeudete Liebesmüh’. Er hatte stets gemerkt, wenn ich ihn beschwindelte, und daraus auf die Wahrheit geschlossen. Ihm nicht alles zu sagen, war die bessere Taktik. Und ich hatte keine Skrupel deswegen, denn es war nichts anderes, als ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. »Du weißt, dass ich von dir geträumt habe. Auf diesem Schiff. Und, aber das weißt du auch schon, ich hatte einmal einen sehr deutlichen Traum von Burrich, so deutlich, dass ich zu ihm hingehen wollte. Ich würde sagen, das sind Träume von der gleichen Art, wie die von Prinz Pflichtgetreu.«
    »Dann träumst du nicht von – Drachen?«
    Ich glaubte zu wissen, worauf er anspielte. »Von Veritas-als-Drache? Nein.« Ich schlug vor seinem scharfen, sonnengelben Blick die Augen nieder. Die Trauer um meinen König war immer noch groß. »Sogar als ich den Stein berührte, in den er eingegangen war, konnte ich ihn nicht fühlen. Nur dieses feine Summen der Alten Macht, wie ein Wespennest tief unter der Erde. Nein. Selbst in meinen Träumen kann ich ihn nicht erreichen.«
    »Dann hast du bestimmt niemals Drachenträume?«, wiederholte er beharrlich.
    Ich seufzte. »Nicht mehr als du, nehme ich an. Oder als jeder andere, der sie in dem Sommer damals über den Himmel der Sechs Provinzen fliegen sah. Wer könnte einen solchen Anblick erleben und nicht immer wieder davon träumen?« Und welcher der Gabe verfallene Bastard konnte zuschauen, wie Veritas seinen Drachen aus dem Fels meißelte und mit seiner Seele darin Wohnung nahm, und nicht davon träumen, auf die gleiche Weise zu enden? Selbstverständlich träumte ich manchmal davon, ein Drache zu sein. Ein Gefühl sagte mir, dass, wenn das Alter nahte, ich eine vergebliche Pilgerfahrt in die Berge zu dem Steinbruch der Uralten unternehmen würde. Doch wie Veritas, würde auch ich keine Kordiale haben, um mir bei der Erschaffung meines Drachen zu helfen. Irgendwie störte es mich nicht, dass ich um die Vergeblichkeit des Unterfangens wusste. Ich konnte mir keine andere Art zu sterben vorstellen, als bei dem Versuch, einen Drachen zu erschaffen.
    Grübelnd ritt ich weiter und gab mir Mühe, die seltsamen Blicke zu übersehen, die der Narr von Zeit zu Zeit in meine Richtung warf. Wenig später wurde mir ein Glück zuteil, das ich nicht verdient hatte, aber trotzdem dankte ich dem Schicksal dafür. Auf dem oberen Rand einer kleinen Senke angelangt, gewährte eine Besonderheit des Geländes mir einen Blick auf die Gescheckten, die wir verfolgten. Das enge Tal war bewaldet, aber mitten hindurch lief ein Bach, von den Regenfällen der vergangenen Nacht zu schäumender Wildheit angeschwollen. Die Gescheckten waren im Begriff, ihn zu durchfurten. Ich hielt an, bedeutete dem Narren, ein Gleiches zu tun, und schweigend beobachteten wir die Gruppe unten im Tal. Sieben Pferde, eins reiterlos. Ich zählte zwei Frauen und drei Männer, einer auf einem Riesengaul. Es waren drei Katzen, nicht zwei, doch um meinen Fähigkeiten als Spurenleser Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Zwei waren gleich groß. Alle drei Katzen hatten ihren Platz auf einem Polster hinter dem Sattel des Reiters; die kleinere saß hinter einem Knaben, dunkelhaarig, mit einem sich bauschenden Umhang in Weitseherblau. Der junge Prinz. Pflichtgetreu.
    Der Abscheu seiner Katze vor dem Wasser, das um sie schäumte, zeigte sich in ihrer angespannten Haltung und daran, wie sie sich im Polster festkrallte. Beim Anblick der beiden überkam mich ein leichter Schwindel. Eine Sekunde, dann waren sie hinter Bäumen verschwunden. Den Abschluss machte eine Frau, die ihr Pferd aus dem Bachbett die lehmige Böschung hinauf spornte. Während auch sie im Wald verschwand, fragte ich mich, ob sie des Prinzen Herzliebste war.
    »Das war ein großer Mann auf dem großen Pferd«, bemerkte der Narr düster.
    »Hm. Und sie werden gemeinsam kämpfen. Sie sind verschwistert, die beiden.«
    »Woher weißt du das?«
    »Einfach so«, antwortete ich aufrichtig. »Es ist, als ob man auf dem Markt ein altes Ehepaar sieht. Niemand braucht es einem sagen, dass sie verheiratet sind. Man merkt es einfach an den eingespielten Bewegungen, an der Art, wie sie miteinander sprechen.«
    »Ein Pferd. Nun, das könnte eine Herausforderung sein, mit der ich nicht gerechnet hatte.« Ich schaute ihn fragend an, doch er wich meinem Blick aus.
    Bei der weiteren Verfolgung ließen wir größte Vorsicht walten, um nicht entdeckt zu werden. Da wir nicht wussten, wohin

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