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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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weiteren Veränderungen. Zusammen mit diesem Katalysten strebt der Weiße Prophet danach, das Rad der Zeit in ein neues Gleis zu lenken.
    CATERHILL: ›PHILOSOPHIEN‹
    Selbstverständlich konnten wir die Pferde nicht endlos im Galopp weiterjagen. Lange bevor ich mich sicher fühlte, mussten wir ihnen eine Atempause gönnen. Von den Verfolgern war nichts zu hören oder zu sehen; ein Kriegspferd ist kein Renner. Während es um uns langsam dunkelte, ritten wir im Schritt in einem gewundenen Flussbett entlang. Die Stute des Prinzen konnte kaum noch den Kopf hochhalten. Sobald die Pferde sich abgekühlt hatten, mussten wir eine längere Rast einlegen. Ich saß gebückt im Sattel, um nicht von überhängenden Zweigen der Weiden am Ufer getroffen zu werden. Hinter mir ritt Pflichtgetreu, und der Narr bildete den Abschluss unserer kleinen Kavalkade. Ich hatte befürchtet, der Prinz würde versuchen zu fliehen, sobald wir die Pferde langsamer gehen ließen, doch machte er diesbezüglich keinerlei Anstalten. Er kauerte in mürrischem Schweigen auf seiner Stute, die ich hinter mir herzog.
    »Achtung«, warnte ich meine Hintermänner, als ein tiefhängender Zweig, unter dem Meine Schwarze sich hindurchschob, gegen mich schnappte. Ich hielt ihn fest und führte ihn an mir vorbei, damit er dem Prinzen nicht ins Gesicht schnellte.
    »Wer bist du?«, verlangte dieser plötzlich feindselig zu wissen.
    »Erkennt Ihr mich nicht, Hoheit?«, fragte Fürst Leuenfarb bekümmert. Ich begriff, dass er sich bemühte, die Aufmerksamkeit des Prinzen von mir abzulenken.
    »Ich meine nicht Euch. Ihn da. Wer ist er? Und weshalb habt ihr beide mich und meine Freunde heimtückisch überfallen?« Sein Tonfall stempelte uns zu mordlustigen Wegelagerern. Plötzlich richtete er sich im Sattel kerzengerade auf, als wären ihm sein Zorn und seine Empörung erst jetzt zu Bewusstsein gekommen.
    »Ducken«, warnte ich, als wieder ein Ast nach hinten schnellte. Er tat es.
    Fürst Leuenfarb mischte sich ein. »Das ist mein Leibdiener, Tom Dachsenbless. Wir sind gekommen, um Euch heim nach Bocksburg zu bringen, Hoheit. Die Königin, Eure Mutter, ist in größter Sorge Euretwegen.«
    »Ich wünsche aber nicht heimzukehren.« Mit jedem Satz fand der Jüngling mehr zu sich selbst. Er sprach diese Worte mit Würde. Ich wartete auf Leuenfarbs Entgegnung, aber das dumpfe Platschen der Hufe im Wasser und das Rauschen und Knacken der Zweige, die links und rechts an uns entlangstreiften, waren das einzige Geräusch. Rechterhand öffnete sich unvermutet eine weite, grasbewachsene Lichtung. Einige gezackte schwarze Baumstümpfe kündeten von einem Jahre zurückliegenden Waldbrand; jetzt befehdeten sich hohe Interimsgräser und Weidenröschen mit geplatzten, wollig beschopften Samenkapseln auf dem frei gewordenen Territorium. Ich lenkte die Pferde aus dem Bach und ins Freie hinaus. Ein Blick zum Himmel zeigte mir eine Hand voll früher Sterne. Der Mond nahm ab und würde erst zu fortgeschrittener Stunde sichtbar werden. Die sich verdichtende Dunkelheit laugte die Farben aus dem Tag, verwandelte den Wald ringsum in einen undurchdringlichen Verhau aus Schwärze.
    Ungefähr in der Mitte der Wiese, weit genug entfernt vom Waldrand, machte ich Halt. Angreifer mussten deckungsloses Gebiet durchqueren, bevor sie uns erreichten. »Am besten rasten wir hier, bis der Mond aufgeht«, bemerkte ich zu Fürst Leuenfarb. »Auch dann wird es nicht besonders hell sein, und wir müssen langsam reiten.«
    »Können wir es wagen?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln. »Uns bleibt nichts anderes übrig. Die Pferde sind am Ende ihrer Kräfte und es wird dunkel. Ich denke, wir haben einen guten Vorsprung herausgeritten. Dieses Kriegspferd ist stark, aber weder besonders schnell noch wendig. In dem Gelände, das wir durchquert haben, wird es Mühe haben. Und die Gescheckten müssen entweder ihre Verwundeten zurücklassen oder können uns nur langsam folgen. Uns bleibt eine kleine Galgenfrist.«
    Ich schaute mich nach dem Prinzen um, bevor ich abstieg. Er saß mit hängenden Schultern auf seiner Stute, aber der schwelende Zorn in seinen Augen verriet, dass er sich noch lange nicht geschlagen gab. Ich wartete, bis er sich bequemte, mich anzusehen, dann erst sprach ich ihn an. »Es liegt bei Euch. Entweder wir vertragen uns und reiten in aller Einigkeit zusammen nach Bocksburg zurück. Oder Ihr benehmt Euch wie ein trotziges Kind und versucht, zu Euren zwiehaften Freunden zurückzulaufen. Dann

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