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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Hose saß in der Taille viel zu weit, die Entbehrungen und Anstrengungen unserer Mission hatten jedes Quentchen Fett von meinem Körper gezehrt. Ich strich den Kittel glatt und ärgerte mich über die Flecken. Er hatte sich seit meinem Eintreffen in der Burg nicht verändert, aber mein Blick dafür. Für mein Eremitendasein war er gut genug gewesen, aber wenn ich hier am Hof bleiben wollte, als Instruktor des Prinzen, musste ich mich wieder städtisch kleiden. Es war eine reine Vernunftsache, und trotzdem hatte ich das Gefühl, auf meine alten Tage eitel zu werden. Ich wusch mir das Gesicht mit dem abgestandenen Wasser aus der Kanne. In meinem kleinen Spiegel bemühte ich mich vergeblich, mein Haar zu bändigen, dann gab ich es auf und warf mir den Umhang über. Ich löschte die Kerze.
    Fürst Leuenfarbs Gemach, das ich auf leisen Sohlen durcheilte, war nur noch von flackerndem Feuerschein erleuchtet. Ich warf ein leises Gute Nacht in die Richtung seines Sessels vor dem Kamin. Keine Antwort, nur eine weiße Hand erhob sich und der vorschnellende Zeigefinger wies mich zur Tür. Ich schlüpfte hinaus und dabei war mir, als hätte ich etwas vergessen.
    Im Palas herrschte festliche Atmosphäre; überall traf man Vorbereitungen für eine weitere Nacht voller Tafelfreuden, Musik und Tanz. Girlanden schmückten die Türbögen und viel mehr Volk als sonst wimmelte durch die Flure. Aus dem kleineren Saal tönte der Gesang eines Vaganten herauf, und drei junge Herren in den Farben Farrows standen plaudernd bei der Tür. Meine abgetragenen Kleider und das schlecht gestutzte Haar zogen einige verwunderte Blicke auf sich, aber im Großen und Ganzen blieb ich unbemerkt zwischen den Neuankömmlingen und ihren Dienern, und niemand hielt mich auf oder stellte Fragen, als ich durch das Tor ging und mich auf den Weg hinunter in den Ort machte. Auf der steilen Straße herrschte noch reger Verkehr. Jedes Ereignis oben in der Burg wirkte belebend auf Handel und Wandel in der Stadt unten, und die Verlobung des Prinzen war ein Ereignis, wie es seit langem keins mehr gegeben hatte. Ich suchte mir einen Weg zwischen Kaufherren und Kleinkrämern und Laufburschen hindurch. Edelleute zu Pferde und Damen in Tragsesseln strebten den abendlichen Lustbarkeiten im Palas entgegen. In der Stadt selbst wogten Menschenscharen durch die Gassen. Die Schänken waren zum Bersten voll, Musik drang heraus, um Passanten anzulocken, und Kinder wuselten durch das Gedränge, rotbackig vor Aufregung über so viele Fremde und so viel Neues. Die festliche Stimmung war ansteckend; auf dem Weg zu Jinnas Laden ertappte ich mich dabei, wie ich lächelte und völlig Unbekannten einen schönen Abend wünschte.
    Doch in einem Torweg, an dem ich vorbeikam, beobachtete ich einen jungen Mann, der ein Mädchen zu überreden versuchte, noch etwas zu bleiben und mit ihm zu plaudern. Ihre Augen glänzten, um ihre Lippen spielte ein schelmisches Lächeln, während sie verneinend die schwarzen Locken schüttelte. Regentropfen funkelten auf ihren Umhängen wie Stickereien. So ernst und so jung sah er aus in seiner flehenden Gebärde, dass ich den Blick abwandte und eilig weiterging. Das Herz tat mir weh, wenn ich daran dachte, dass Pflichtgetreu niemals einen Augenblick wie diesen erleben würde, nie die Süße eines gestohlenen Kusses empfinden oder das sehnende Warten auf einen Blick der Liebsten, ein Zeichen. Nein. Seine Gemahlin war von anderen für ihn ausgewählt worden und die frischesten Jahre seiner Mannbarkeit musste er damit vergeuden, darauf zu warten, dass sie zur Frau heranreifte. Ich wagte nicht zu glauben, dass ihnen beschieden sein könnte, glücklich miteinander zu werden. Das Äußerste, wozu ich mich versteigen mochte, war die Hoffnung, dass sie lernten, Freunde zu sein und sich nicht gegenseitig das Leben vergällten.
    Solches waren meine Gedanken auf dem Weg durch die schmale, gewundene Gasse, die zu Jinnas Tür führte. Davor angelangt, ergriff eine plötzliche Befangenheit von mir Besitz. Die Tür war geschlossen, man hatte die Fensterläden vorgelegt. Kerzenschein sickerte durch eine Ritze, aber er wirkte nicht einladend, vielmehr verkündete er mir die Geborgenheit des Heims hinter diesen Mauern, und dass ich nicht dazugehörte. Es war später, als ich gedacht hatte, ich kam als Störenfried. Ich strich mir fahrig über das borstige Haar und nahm mir fest vor, an der Schwelle stehen zu bleiben und nur nach Harm zu fragen. Wir konnten in eine Schänke gehen,

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